Ein Ort räumt auf
Mehr als 400 Schwalmtaler hatten sich für Samstag zum Müllsammeln angemeldet. Bereits am Vortag gingen Vorschulkinder vom Familienzentrum Anna Polmans auf die Jagd nach Unrat — und bekamen prominente Hilfe.
„Was ist das denn? Seine Frage beantwortet sich Leo gleich selbst. Das, was da im Grün entlang des Kockskamps metallisch glitzert, entpuppt sich als zusammengedrückte Getränkedose. Der Sechsjährige schreitet zur Tat und greift mit seinem Müllgreifer zu. Sekunden später landet die von irgendjemandem achtlos weggeworfene Dose im Müllsack, den Vira und Martha zwischen sich tragen. In dem befindet sich schon jede Menge an Müll, und dabei sind es erst wenige Meter, den die zehn Vorschulkinder vom Familienzentrum Anna Polmans zusammen mit ihren beiden Erzieherinnen Katja Moll und Verena Kemper sowie dem Schwalmtaler Bürgermeister Andreas Gisbertz (CDU) zurückgelegt haben.
Die Veranstaltung „Schwalmtal räumt auf“stand an diesem Wochenende an und sowohl Kitas als auch Schulen machten sich schon einen Tag vorher auf den Weg und sammelten den Müll in der Umgebung der jeweiligen Einrichtung ein. Seit 20 Jahren gibt es die Initiative „Schwalmtal räumt auf“, in Kooperation lud die Gemeinde zum Schwalmtaler Frühjahrputz ein. Gisbertz begleitete bereits am Freitag die Kita-Kids. „Leider lohnt es sich immer. Es ist fantastisch, dass unsere Kleinsten schon mitmachen und auf diesem Weg bereits für den Umweltschutz sensibilisiert werden“, sagt Gisbertz, der, ebenfalls mit einer Greifzange ausgerüstet, fleißig unterstützt. „Den Kindern macht es Spaß, in den Einsatz zu gehen. Das Ganze ist dabei ein Teil unseres frühkindlichen Pädagogikprogrammes zum Umweltschutz“, sagt Steffi Nahnsen, die Einrichtungsleiterin des Familienzentrums.
„Das ist total doof, was andere alles wegwerfen“, sagt Lara, die die
Zigarettenkippen besonders eklig findet. Und von denen sind es jede Menge, die die zehn Vorschulkinder aufsammeln. Plastik- und Glasflaschen, Kunststoffverpackungen der unterschiedlichsten Art, Dosen, Bonbonpapiere, die Deckel von Einmal-Kaffeebechern – die drei Tüten, die der Trupp mit sich führt, füllen sich rasch. Alle in der Gruppe lassen ihre Augen aufmerksam rechts und links des Wegrandes schweifen, ihnen entgeht nichts. „Da liegt wirklich jede Menge“, bemerkt Max, der gerade mit seiner Zange ein rotes Gummiband aufgehoben hat und in die Tüte fallen lässt.
Inzwischen ist man vom Kockskamp in den Roten Weg abgebogen, der nahezu parallel zum Kranenbach verläuft. Auch hier liegt jede Menge Unrat rum. „Der Müll ist ein echtes Problem für uns. Er bindet Arbeitskraft und ist in der Entsorgung teuer“, berichtet der Bürgermeister. „Leider haben wir auch regelrechte Hotspots bei wilden Müllablagerungen. Wir kennen diese Punkte und kontrollieren sie mittlerweile auch regelmäßig durch den Außendienst“, sagt Gisbertz.
Für den eigentlichen Müllsammeltag am Samstag hatten sich 450 Teilnehmer angemeldet, was eine deutliche Steigerung gegenüber dem Vorjahr bedeutet. Da waren es 385 Menschen, die halfen, Schwalmtal sauberer zu machen. Zu den Teilnehmern gehörten neben Einzelpersonen auch Sportvereine und Schützenbruderschaften, die gleich in Gruppenstärke antraten.
Der gesammelte Müll wurde an den vorab genannten Sammelstellen hinterlegt. Die Mitarbeiter des Bauhofs der Gemeinde fuhren sie ab und sammelten alles ein, um es ordnungsgemäß zu entsorgen. Und wie in jedem Jahr hoffte man in der Gemeinde, dass das wilde Müllaufkommen zurückgeht und niemand mehr seinen Müll einfach in der Natur verteilt.