Festival: Brandbrief an Bürgermeisterin
Die Stadt will das Jazz-Festival nur noch alle zwei Jahre ausrichten. „Das bedeutet, den langsamen Tod dieses Events einzuläuten“, kritisiert der Jazz-Circle Viersen in einem Brief an die Bürgermeisterin. Die widerspricht jedoch.
Über die geplante Zukunft des Internationalen Jazz-Festivals Viersen gibt es weiter Streit. Die Stadt Viersen will das Event, das in diesem September zum 36. Mal stattfindet, künftig nur noch alle zwei Jahre ausrichten. In einem Offenen Brief an Bürgermeisterin Sabine Anemüller (SPD) kritisiert der Jazz-Circle Viersen diese Planung. Er fordert, die jährliche Ausrichtung des Jazz-Festivals beizubehalten.
„Das Vorhaben, das Internationale Jazz-Festival in Zukunft nur noch biennal, also jedes zweite Jahr, zu veranstalten, bedeutet, den langsamen Tod dieses Events einzuläuten“, heißt es in dem Schreiben, das der Vorstand des Jazz-Circles unterzeichnet hat. Der Jazz-Circle veranstaltet seit fast 30 Jahren Konzerte mit nationalen und internationalen Jazzgrößen im Süchtelner Weberhaus.
„Nach unserer Erfahrung ist ein seit 36 Jahren jährlich fest im September verankertes Festival nicht plötzlich in ein biennales Konzept umwandelbar“, schreiben Brigitta Nolte, Karl-Josef Stein und .Andreas Mangliers vom Vorstand des JazzCircles. Die drei sind überzeugt: „Die Marke ,Internationales JazzFestival Viersen‘, die über Jahrzehnte mit viel Engagement aufgebaut wurde, wird verschwinden.“
Ähnliche Befürchtungen gab es auch in der Politik. Ludwig Mertens (Grüne im Rat der Stadt Viersen), wies darauf hin, dass Auswärtige mit Viersen am ehesten das JazzFestival verbinden würden. Und Frank a Campo (FDP) warnte davor, den „Leuchtturm Jazz-Festival“für ein Lagerfeuer wie die Sommerbühne zu opfern. CDU und SPD hatten die Stadtverwaltung beauftragt, ein Konzept zu ersinnen, wie die während der Corona-Pandemie aus der Taufe gehobene Sommerbühne auch weiterhin stattfinden könne. Als Lösung hatte die Verwaltung die Idee präsentiert, das Jazz-Festival künftig biennal auszurichten und in den Jahren ohne Jazz-Festival aus dem Kulturetat die Sommerbühne
zu unterstützen.
Der Jazz-Circle ist sich sicher: „Das interessierte Publikum wird mit Unverständnis reagieren, sich abwenden und Kontinuität in anderen Städten suchen. Das kann nicht im Interesse der Stadt Viersen sein.“Denn das habe auch indirekte Folgen: „Denn das bedeutet nicht nur, dass die überregionale Bedeutung und der Bekanntheitsgrad Viersens leiden werden, auch Einnahmen für Hotellerie und Gastronomie werden beschnitten.“
Was antworteet die Bürgermeisterin? Sie lobt die Absender: „Der Jazz Circle Viersen hat erheblichen Anteil daran, dass Viersen als Jazzstandort auch international bekannt ist“, schreibt Sabine Anemüller. „Diese Bekanntheit wird auch durch den politischen Beschluss zur biennalen Ausrichtung des Internationalen Jazz-Festivals ab 2025 nicht nachlassen und
keinesfalls wird diese Neuorientierung den ,langsamen Tod des Festivals einläuten‘.“Anemüller erinnert an die Kritik an einer anderen inhaltlichen Ausrichtung des Festivals vor Jahren: „Gleichartige Bedenken wurden bereits bei der Offnung des Festivals für Crossover-Künstlerinnen
und -Künstler geäußert, die zum damaligen Zeitpunkt bei Freundinnen und Freunden des ,puristischen Jazz‘ als unvereinbar mit einem Jazz-Festival galten.“Mittlerweile seien gerade diese Crossover-Darbietungen die Publikumsmagnete, die über den
Kartenverkauf erheblich dazu beitrügen, dass der Jazz in seiner originären Form weiterhin ein fester Bestandteil des musikalischen Angebotes in Viersen ist, so die Bürgermeisterin. „Als der WDR vor Jahren seine langjährige Zusammenarbeit aus Kostengründen beendete, wurde auch zu- nächst das ,Ende des Jazz-Festivals‘ befürchtet, glücklicherweise ebenfalls grundlos, da die Begriffe Jazz und Viersen sich etabliert haben, und dies wird auch bei einer künftigen Ausrichtung auf ein zweijähriges Festival so bleiben.“Sie sei sich sicher: „Auch in dieser neuen Form wird die Stadt weiterhin hochkarätige Künstlerinnen und Künstler nach Viersen holen und überregional und international als Jazzstandort sein. Das Internationale Jazz-Festival Viersen wird weiterhin ein Höhepunkt im musikalischen Kaleidoskop der Viersener Kulturlandschaft sein.“