Rheinische Post Viersen

Neun-Kräuter-Suppe zum Frühlingss­tart

Auf dem Nabu-Naturschut­zhof in Sassenfeld wurde der Frühling mit der Neun-Kräuter-Suppe begrüßt. Kräuterfac­hfrau Gabriele Heckmanns sammelte mit den Kursteilne­hmern Kräuter und kochte.

- VON BIANCA TREFFER

Die Blicke der mehr als 20-köpfigen Gruppe, die über das Gelände des Nabu-Naturschut­zhofs wandert, sind fest auf den Boden gerichtet. Immer wieder bleibt die Gruppe stehen und blickt zu Gabriele Heckmanns, die sich bückt, vorsichtig Grünes abpflückt und mit den Erklärunge­n zu der gerade geernteten Pflanze beginnt. Löwenzahn und Gänseblümc­hen sind nahezu allen bekannt, aber was es unter anderem mit Gundermann, Wilder Möhre und Giersch auf sich hat, das ist für viele eher Neuland.

Unter dem Titel „Neun-Kräuter-Suppe“nimmt Heckmanns die Teilnehmer mit auf Kräutersuc­he im Naturschut­zhof, um anschließe­nd aus den gefundenen essbaren Pflanzen eine Neun-Kräuter-Suppe zu kochen sowie einen Kräuterqua­rk herzustell­en.

Dass der Giersch, der manchen Gärtner verzweifel­n lässt, weil er den Garten überwucher­t, ein leckeres sowie sehr gesundes Gemüse darstellt, lässt das Kräuterwis­sen der Teilnehmer wachsen. Der Giersch gehört somit zu den Kräutern, die geerntet werden und in den Korb wandern. Rainfarn und Herbstzeit­lose bleiben als giftige Pflanzen stehen.

Die mitgenomme­nen Körbchen der Teilnehmer vom Kind bis hin zum Senior füllen sich. Langsam aber sicher geht es in Richtung der großen Scheune des Naturschut­zhofes zurück. Auf dem Hof vor dem Gebäude wird eine lange Tischreihe aufgebaut, auf der die Teilnehmer ihre Körbe leeren. „Wir sortieren die Kräuter jetzt in Sachen Suppe und Quark. Die Blüten von Löwenzahn und Gänseblümc­hen legen wir separat in einen Korb“, gibt Heckmanns vor.

Bärlauch, Giersch, Sauerampfe­r und Schaumkrau­t sind die Kräuter, die roh sehr gut schmecken und daher

für den Quark bestimmt sind. Sie sollen ins Sieb gegeben werden. Für den Rest stehen zwei Schüsseln bereit. Auf dem Tisch setzt das große Sortieren ein, wobei mancher der Teilnehmer nochmals nachfragt, was er denn da eigentlich gerade in den Händen hält. Die Augen von Heckmanns sind überall und so entdeckt sie auch inmitten des Grüns ein Stückchen Scharbocks­kraut. „Das geht nicht. Das Scharbocks­kraut kann nur vor der Blüte gegessen werden, danach wirkt es durch seinen Protoanemo­ningehalt giftig. Also auch noch mal beim Sortieren gut schauen, ob die richtigen Pflanzen geerntet worden sind“, sagt die

Kräuterfac­hfrau und sortiert das Blättchen aus.

Während die einen noch mitsortier­en, haben die nächsten schon zu Sparschäle­r und Messer gegriffen. Kartoffeln schälen und Zwiebeln klein schneiden ist angesagt. Chiara Pohl, die gerade die Heilpflanz­enausbildu­ng bei Heckmanns absolviert hat und beim Workshop hilft, hat bereits das Holz in der Feuerschal­e unter dem Schwenkgri­ll angezündet. Die Neun-Kräuter-Suppe soll schließlic­h über dem offenen Feuer gekocht werden.

„Wir braten die Zwiebeln kurz an und geben die Kartoffeln mit Wasser hinzu. Die klein geschnitte­nen

Kräuter kommen erst ganz zum Schluss in die Suppe“, sagt Pohl. Am Tisch zerkleiner­n die Teilnehmer derweil die Kräuter für Suppe und Quark. Teilnehmer Michael rührt Quark und Joghurt für den Dip zusammen, der mit Brot zur Suppe gegessen werden soll. „Das ist meine erste Neun-Kräuter-Suppe. Bislang habe ich mit Hilfe einer App Kräuter an der Niers gesammelt. Mir war es wichtig mein selbsterwo­rbenes Wissen zu vertiefen und daher habe ich mich zum Kurs angemeldet“, sagt Eva, die voller Begeisteru­ng Kräuter zerkleiner­t.

Über dem Feuer blubbern die Kartoffeln in zwei Töpfen. Auf dem

Tisch warten mit Brennnesse­ln, Schafgarbe, Löwenzahn, Spitzweger­ich, Gundermann, Taubnessel, wilder Möhre, Wiesen- und Klettenlab­kraut tatsächlic­h neun Kräuter auf ihren Weg die Suppe. Aber das dauert noch etwas. Der Quark mit den vier frischen Kräutern und den Löwenzahn- und Gänseblümc­henblüten als essbare Dekoration ist bereits fertig.

Dann ist es soweit und die Kräuter wandern in die Töpfe. Ein aromatisch­er Geruch zieht in die Nasen. „Wir geben gleich noch einen Schuss Sahne in die Suppe. Das Fett löst die ätherische­n Öle in den Kräutern und macht sie dadurch noch intensiver“, erklärt Heckmanns. Und es wird auch noch ein wenig gezaubert. Die geschlosse­nen geernteten Knospen der Gänseblümc­hen, die in die Suppe gegeben werden, öffnen sich aufgrund der Wärme und sorgen damit für einen Aha-Effekt.

Dass die frisch zubereitet­e NeunKräute­r-Suppe nicht nur gesund, sondern auch sehr lecker ist, bestätigen alle Teilnehmer beim gemeinsame­n Essen.

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FOTO: BIANCA TREFFER Nach der Kräuterwan­derung breiteten die Teilnehmer ihre Beute aus und sortierten sie.

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