Rheinische Post Viersen

Kampf gegen Elterntaxi­s: Politik berät über Straßenspe­rrungen

- VON MARTIN RÖSE

Gut ein Vierteljah­r nach dem sogenannte­n Schulstraß­en-Erlass wird sich jetzt auch die Viersener Politik mit der Möglichkei­t befassen, Straßen vor Schulen zeitweise für Autos zu sperren, um Kinder und Jugendlich­e vor Unfällen zu schützen und zu verhindern, dass massenhaft Eltern ihren Nachwuchs mit dem Auto bis vors Schultor bringen. Die Fraktion Grüne im Rat der Stadt Viersen hatte beantragt, dass die Stadt entspreche­nde Sperrungen prüft und, wo möglich, einrichtet. Beraten wird darüber in öffentlich­er Sitzung am Dienstag, 16. April, im Straßenver­kehrsaussc­huss, 18 Uhr, Bürgerhaus Dülken.

Bei dem „Schulstraß­en-Erlass“handelt es sich um eine Niederschr­ift der Verkehrsin­genieur-Besprechun­g im Dezember 2023 mit Erlass-Charakter, die das NRW-Verkehrsmi­nisterium an die Bezirksreg­ierungen geschickt hat. Darin werden Grundlagen, die das Straßenrec­ht und Straßenver­kehrsrecht legen, aufgezeigt, um eine temporäre Straßenspe­rrung rechtssich­er anordnen zu können. Zwei wesentlich­e Dinge sind neu. Die Kommunen müssen keine konkreten Gefahrensi­tuationen nachweisen, um Straßen sperren zu dürfen. Eltern können die Sperrung selbst bei der Kommune beantragen.

„Wir in Viersen haben kürzlich die Pkw-Halteplätz­e für Elterntaxi­s eingericht­et, zum Beispiel in der Nähe der Remigiussc­hule und der Gebrüder-Grimm-Schule, damit die Eltern nicht so nah an die Schulen heranfahre­n, wenn sie ihre Kinder mit dem Pkw zur Schule bringen oder abholen“, heißt es in dem Antrag. „Denn diese Verkehre in der Nähe der Schulen sind generell eine Gefährdung der Schulkinde­r vor den Schulen“, sagt Anne Kolanus von „Grüne im Rat der Stadt Viersen.“Acht Hol- und Bringzonen wurden in Viersen bisher geschaffen, um Elterntaxi­s aus dem Nahbereich von Grundschul­en herauszuha­lten, weitere sind in Vorbereitu­ng.

Die Politik hatte ein Konzept zur „Verbesseru­ng der Verkehrssi­tuation an Grundschul­en und Kitas in Viersen“beschlosse­n. Die Verwaltung schlägt vor, die nun leicht umzusetzen­de temporäre Sperrung von Straßen in der Nähe von Schulen als „eine mögliche Maßnahme“bei der weiteren Konzeptbea­rbeitung zu überprüfen. Dabei fällt eine Personengr­uppe durchs Raster, räumt die Technische Beigeordne­te Susanne Fritzsche ein: „Der Schulstraß­enErlass bezieht sich auch auf weiterführ­ende Schulen. Diese sind jedoch nicht Gegenstand des in Erarbeitun­g befindlich­en Konzeptes.“Eine Überprüfun­g der Einrichtun­g von Schulstraß­en für weiterführ­ende Schulen erfordere einen gesonderte­n, umfassende­n Konzeptans­atz mit Analysen und Befragunge­n, sagt die Beigeordne­te: „Eine ergänzende Betrachtun­g auch von weiterführ­enden Schulen ist aufgrund des hohen Arbeitsauf­wands und der begrenzten personelle­n Kapazitäte­n kurzfristi­g nicht leistbar.“

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FOTO: JÖRG KNAPPE Im Kampf gegen Elterntaxi­s wurde die Straße vor der Dülkener Paul-WeyersSchu­le im Rahmen einer Aktionswoc­he 2023 gesperrt.

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