Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Grüne wollen Lkw-verkehr ausbremsen
Die Partei reagiert mit einem Acht-punkte-plan auf den angekündigten Bau eines weiteren Logistikzentrums in Rheinberg. Es geht ihr darum, die Anwohner am Annaberg vor zusätzlichen Belastungen zu schützen.
RHEINBERG Den Grünen gefällt nicht, dass an der Alten Landstraße ein weiteres Logistikzentrum gebaut werden soll. Es wäre das sechste im Stadtgebiet. Die Fraktion hofft, mit einem Antrag Einfluss auf den Bauantrag nehmen zu können. Wie berichtet, will das Unternehmen Garbe zwischen dem Amazon-parkplatz 2 und der Hubert-underberg-allee eine 21.000 Quadratmeter große Halle bauen. Sie soll an die Daimler AG vermietet werden, die dort Ersatzteile für Mercedes-nutzfahrzeuge lagern möchte.
„Rheinberg droht der weitere Ausbau einer Monostruktur, allerdings ohne eine vernünftige Verkehrsstruktur“, sagt Grünen-ratsherr Ralf Winstroth. „Wir wollen nicht verhindern, dass gebaut wird, aber wir wollen, dass etwas Besseres geschaffen wird.“Der Lkw-verkehr sei jetzt schon enorm hoch und werde auch ohne das neue Logistikzentrum weiter zunehmen. Winstroth: „Wenn Solvay das neue Altholzkraftwerk in Betrieb nimmt, werden deutlich mehr Lkw durch die Stadt rollen.“Auf der Straße Minkeldonk bei Amazon sei die Einbahnstraßenregelung, die zu massiven Protesten geführt hatte, zwar wieder aufgehoben, „aber die abgestellten Lkw reihen sich dort trotzdem Stoßstange an Stoßstange. Die Straße muss zweispurig komplett frei sein.“
Was den Grünen missfalle, sei, dass auf dem Grundstück für das Daimler-lager nur eine einspurige Umfahrung vorgesehen sei. Ralf Winstroth: „Und auf dem ganzen Grundstück sind nur drei Lkw-stellplätze eingeplant, der Rest ist Halle. Das bedeutet: Die Fahrzeuge parken wieder irgendwo auf öffentlichen Straßen. Wer ein Haus oder einen Supermarkt baut, der muss ausreichend Stellplätze nachweisen. Warum gilt das nicht auch für Logistikunternehmen?“
Der Bauantrag sei nicht richtig ausgereift, finden die Grünen. Deshalb haben sie einen umfangreichen Antrag an den Ausschuss für Stadtentwicklung, Umwelt und Mobilität gestellt. Winstroth: „Weil der Punkt schon am Donnerstag im Bau- und
Planungsausschuss behandelt wird, werden wir auch dort Stellung beziehen.“
Den Grünen geht es darum, weitere Lärm- und Feinstaubimmissionen für Anwohner zu vermeiden. Außerdem sehen sie eine Gefahr für Pkw- und Fahrradfahrer sowie Fußgänger auf Straßen und Wegen im Umfeld des Gewerbegebietes. Sie fordern die Umsetzung von acht Punkten:
Tempo 30 für Lkw ab 3,5 Tonnen soll eingeführt werden auf dem Abschnitt der Bahnhofstraße bis Zur Rheinberger Heide und dem Kreisverkehr Römerstraße, zumindest von 19 bis 7 Uhr.
Halteverbot Entlang der Straße Minkeldonk soll durchgängig beidseitig ein absolutes Halteverbot für Fahrzeuge aller Art gelten. Zwei bis drei Haltebuchten für Lkw könnten angelegt werden.
Übernachtungsverbot Auf den Straßen Minkeldonk und Hubert-underberg-allee sollte das Abstellen von Lkw und das Übernachten in den Fahrzeugen nicht mehr erlaubt sein.
Anbindung Das Grundstück für das neue Logistikzentrum sollte nur von Süden her über die Hubert-underberg-allee verkehrstechnisch angebunden werden. Die Errichtung einer weiteren Zufahrt auf dieses Grundstück von der Alten Landstraße her soll vermieden werden.
Wegweiser Die Logistikunternehmen sollen vor der Ampel an der Einmündung der Straße Minkeldonk auf den Zubringer Zur Rheinberger Heide einen großen beleuchteten Wegweiser aufstellen.
Anzeigetafel An dieser Ausschilderung sollte auch eine Anzeige für die noch freien Lkw-rastplätze des Autohofes angebracht werden.
Lieferanten Die Logistikunternehmen sollen aufgefordert werden, ihre Lieferanten und Abholer anzuhalten, nur über die Straße Minkeldonk an- und abzufahren und nicht „wild“auf öffentlicher Straße zu parken.
Gutachter Vor einer Bau- oder Betriebsgenehmigung für das Garbe-grundstück soll die Stadt Rheinberg fachgutachterlich untersuchen lassen, ob die vorhandene verkehrstechnische Erschließung dieses Grundstückes ausreicht, ein weiteres Logistikzentrum zu versorgen.