Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

A-ligist HSC Berg überschätz­t sich

Fußball: Bei einer Abstimmung vor der Saison gab es beim HSC Berg ein mehrheitli­ches Votum für einen Verbleib in der Kreisliga A. Viele Kicker ärgern sich nun über die Entscheidu­ng, denn das Team ist wieder abgeschlag­enes Schlusslic­ht.

- VON FELIX PAUS

Vor der Fußball-saison entschied sich der Klub für einen Liga-verbleib. Nun ist die erste Mannschaft wieder abgeschlag­enes Schlusslic­ht.

HAMMINKELN Der Fußball-a-ligist HSC Berg hat sich mit einer satten 0:10-Niederlage als Gast des SV Spellen in die Corona-pause verabschie­det. Null Punkte, acht Niederlage­n und 28 Gegentore – die Saisonbila­nz könnte schlechter nicht sein. Der letzte Tabellenpl­atz ist die logische Konsequenz.

Das Erstaunlic­he daran: Das katastroph­ale Abschneide­n war erwartbar. Denn vor einem Jahr stand der Dorfklub nach acht Spieltagen ebenfalls punktlos und ohne jede Chance am Tabellenen­de.

Der Abstieg war bereits früh besiegelt. Ausschläge nach oben gab es nur selten. Der Corona-bedingte Abbruch der Spielzeit 2019/20 bescherte dem HSC jedoch den Klassenerh­alt und die Möglichkei­t, noch einmal in der Kreisliga A anzutreten. Bis zum abrupten Ende der vergangene­n Saison hatte die Mannschaft nur drei Punkte geholt und nicht ein einziges Spiel gewonnen.

„Ich hoffe, dass unsere besten Spieler den HSC am Saisonende nicht verlassen werden“Adolf Grill Trainer des HSC Berg

In einer internen Abstimmung sprach sich die Mehrheit der Hsc-akteure (17:13) gegen den freiwillig­en Abstieg und für eine erneute Saison in der Kreisliga A aus. Die Entscheidu­ng wirft Fragen auf. Trainer Adolf Grill hat eine klare Antwort: „Der erneute Antritt in der Kreisliga A war ein Fehler“, sagt der Trainer, der den HSC selbst in die A-liga geführt hatte.

Diese Aussage kommt wenig überrasche­nd. Die Hoffnung, wenigstens kleine Erfolgserl­ebnisse zu feiern, ist längst verflogen. Stattdesse­n gab es eine Frust-packung nach der nächsten.

Frust herrscht auch darüber, vor der Saison nicht den Gang in die Kreisliga B angetreten zu haben. Denn längst steht fest: Die Kreisliga A ist für den HSC mindestens eine Nummer zu groß. „Viele Spieler ärgern sich inzwischen über die Entscheidu­ng“, sagt Adolf Grill.

Der Hsc-coach will den Akteuren, die sich vor dem Saisonbegi­nn für eine erneute A-liga-spielzeit ausgesproc­hen haben, jedoch keinen Vorwurf machen. Die Art der Abstimmung sieht er mittlerwei­le jedoch kritisch. „Vielleicht wäre es besser gewesen, diese Entscheidu­ng nur mit Führungssp­ielern zu treffen, die auch immer da sind“, sagt Adolf Grill.

Dreimal, egal ob auf dem Trainingsp­latz oder in der Whats-appGruppe, hatte es eine knappe Mehrheit für die A-liga gegeben. „Einige haben sich vielleicht auch nicht genug Gedanken dazu gemacht. Letztlich war es sportliche­r Ehrgeiz“, sagt der Coach.

Von diesem Mut war bereits nach wenigen Spieltagen nicht mehr viel übrig. Einige seiner Schützling­e waren nach wenigen Wochen sogar mit dem Vorschlag auf ihn zugekommen, die Mannschaft aus der A-liga zurückzuzi­ehen. Dieser Idee schob Adolf Grill direkt einen Riegel vor. „Wir ziehen die Saison durch. Mit dem Rückzug hätten wir ja monatelang gar kein Spiel mehr“, sagt er. Unabhängig vom Fortgang der unterbroch­enen Saison ist die kurzfristi­ge Perspektiv­e für den Dorfklub düster. Erfolg ist nicht in Sicht.

Der Vorschlag für den Rückzug kann nur als Wunsch nach Wettbewerb­sfähigkeit zu verstehen sein. Beim HSC haben wohl alle akzeptiert, dass der Verein eine Liga tiefer besser aufgehoben ist. „Die Jungs wollen einfach Fußball spielen und Spaß haben“, sagt Grill. Spaß gemacht hat es in den vergangene­n rund eineinhalb Jahren wohl äußerst selten. Knappe Niederlage­n waren da schon ein Erfolg.

Für die Stimmung beim HSC Berg, der einer Fusion mit einem anderen Verein mittlerwei­le nicht mehr gänzlich kritisch gegenübers­teht, war die zurücklieg­ende Niederlage­n-flut nicht förderlich. „Ich hoffe, dass unsere besten Spieler den HSC Berg am Ende der Saison nicht verlassen werden“, sagt Adolf Grill.

Die Zukunft des Vereins am Lehmberg, der keine Jugendabte­ilung mehr besitzt, ist ungewiss. „Ich kann jedoch nicht sagen, dass die Stimmung beim Training bis zur Unterbrech­ung so schlecht war. Die Jungs kamen noch“, sagt der Coach, der trotz aller herben Rückschläg­e auch nicht an einen Rücktritt denkt. „Das kommt nicht infrage“, sagt er. Und Adolf Grill weiß gut, was noch auf ihn wartet.

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FOTO: ERWIN POTTGIESSE­R Der HSC Berg – hier Benedikt Täuber (gelbes Trikot) – hätte im Auftaktspi­el gegen den SV Ringenberg beinahe gepunktet, verlor aber noch mit 1:2.

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