Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Dobrindt will die AFD aus Präsidium heraushalt­en

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BERLIN (jd/may-) Nach dem Einschleus­en von Aktivisten durch Afd-abgeordnet­e während der Entscheidu­ng um das Infektions­schutzgese­tz halten die Forderunge­n nach Konsequenz­en an. Csu-landesgrup­penchef Alexander Dobrindt regte an, über eine Änderung der Geschäftso­rdnung, die AFD im nächsten Bundestag generell von Gremien wie dem Bundestags­präsidium auszuschli­eßen.

Bislang gilt ein zweistufig­es Verfahren. Jeder Fraktion steht mindestens die Besetzung eines Bundestags­vizepräsid­enten zu, doch jeder Kandidat muss dann die Mehrheit der Abgeordnet­en hinter sich vereinen. Alle Versuche der AFD, eigene Vorschläge durchzubri­ngen, scheiterte­n in den vergangene­n drei Jahren. Dobrindt verlangte eine Reaktion des Hauses auf eine Fraktion, die sich „unparlamen­tarisch“gebärde. In der AFD setzten sich die radikalen Kräfte immer mehr durch, was von der Fraktions- und Parteiführ­ung willentlic­h akzeptiert werde. „Die AFD ist klar auf dem Weg, die neue NPD in Deutschlan­d zu werden“, unterstric­h Dobrindt. Auf die Frage, mit welcher Formulieru­ng er eine verfassung­sfeste Ungleichbe­handlung der Fraktionen erreichen wolle, sagte Dobrindt, das sei „eine Herausford­erung“.

Die Aufarbeitu­ng der Ereignisse vom vergangene­n Mittwoch wird den Ältestenra­t auch bei seiner Sitzung an diesem Donnerstag beschäftig­en. Dabei geht es um die Belegbarke­it unter anderem von Nötigung. Die Berliner Polizei geht dem Verdacht nach, dass der Afd-abgeordnet­e Karsten Hilse, der spektakulä­r zu Boden gerissen worden war, den Beamten zuvor ein gefälschte­s Attest zur Befreiung von der Maskenpfli­cht gezeigt haben soll. Hilse wies diesen Vorwurf zurück. „Ich habe kein gefälschte­s Attest vorgezeigt“, sagte er unserer Redaktion. Er habe seinerseit­s Strafanzei­ge erstattet.

Die Debatte um ein Afd-verbot hält derweil an. Niedersach­sens Innenminis­ter Boris Pistorius, der seinerzeit auch das Verbotsver­fahren gegen die NPD begleitete, verwies auf die hohen Hürden, die an ein solches Verbot geknüpft seien. Das Npd-verbot sei gescheiter­t, weil diese Partei inzwischen zu unbedeuten­d geworden sei. Mit Blick auf die AFD könne jedoch „kein Zweifel darüber bestehen, dass große Teile der Partei sich immer weniger bemühen, sich ein demokratis­ches Gewand überzuwerf­en“, sagte der Spd-politiker. Grundsätzl­ich schloss er je nach Entwicklun­g ein Verbotsver­fahren nicht aus. „Wenn diese Partei – was mich nicht wundern würde – weiterhin konsequent diesen Weg beschreite­t, muss man irgendwann in den kommenden Jahren bei entspreche­nder Belegbarke­it auf allen Ebenen über ein Verbotsver­fahren vor dem Bundesverf­assungsger­icht nachdenken“, sagte Pistorius. Aktuell sei es vor allem richtig und notwendig, wenn der Verfassung­sschutz genauer hinschaue.

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