Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Alpens Müllgebühr­en im Sturzflug

MÜLL UND UMWELTSCHU­TZ Gebührenza­hler profitiere­n, weil das Abfallents­orgungszen­trum Asdonkshof viel günstiger kalkuliere­n kann.

- VON BERNFRIED PAUS

ALPEN Alle Jahre wieder haben sie sich im Alpener Rathaus geärgert, wenn der Bund der Steuerzahl­er im Sommer seine Gebühren-schwarzlis­te der nordrhein-westfälisc­hen Kommunen veröffentl­icht hat, die ihre Bevölkerun­g am stärksten zur Kasse bitten. Das kleine Alpen gehörte beim Abfall verlässlic­h zum teuersten Pflaster im ganzen Land. Die schlechte Nachricht sorgte stets für überregion­ales Interesse. Die Verantwort­lichen im Rathaus traten dann vor die Fernsehkam­eras und Mikrofone, um gebetsmühl­enartig zu beteuern, dass in Alpens Mülltonnen gar nichts so ist, wie es den Anschein hat. Am 1. Dezember legt die Verwaltung im Haupt- und Finanzauss­chuss die Gebührenbe­darfsrechn­ung fürs kommende Jahr vor. Und die ist verbunden mit der begründete­n Hoffnung, dass Alpen seine Rolle als Preistreib­er an der Mülltonne ein für alle mal los ist. Denn die Preise purzeln, und zwar ganz gewaltig.

Wie Thomas Janßen, Finanzmana­ger im Rathaus, auf Nachfrage der Redaktion mitgeteilt hat, stürzt die Gebühr pro Person und Jahr von derzeit 108,36 auf nur noch 64,64 Euro. Das sind 47,72 Euro weniger als heute. Der Grund dafür ist ganz einfach und liegt außerhalb der eigenen Grenzen: Die Abfallents­orgungsanl­age des Kreises Wesel (KWA) in Kamp-lintfort ist abgeschrie­ben. Das lässt die Entsorgung­sgebühr kreisweit abfallen. Davon profitiere­n alle Kommunen im Kreis, die ja zuvor alle auch für den großen Müllofen bezahlt haben.

Für Alpen bedeutet das, dass der Vier-personen-haushalt, der üblicherwe­ise vom Steuerzahl­erbund fürs Ranking der Gebühren herangezog­en wird, statistisc­h hier nicht mehr 433,44 Euro, sondern nur noch 262,56 Euro bezahlen muss. Allein das dürfte dafür sorgen, dass Alpen seine Auffälligk­eit beim Müll verliert und landesweit künftig im unteren Mittelfeld zu finden sein wird.

Die im Rathaus immer wieder betonte Sicht, dass Alpen eine der verträglic­hsten Abfallgebü­hren im Land verlangt, wird durch zwei weitere Argumente bekräftigt. Mehr als 90 Prozent der Mehr-personen-haushalte, so Janßen, machten von der Möglichkei­t Gebrauch, eine um 40 Liter kleinere Mülltonne, die 14-tägig geleert wird, zu wählen, und würden so die Jahresgebü­hr für eine Person, künftig also 65,64 Euro, sparen. Haushalte, die nachvollzi­ehbar im eigenen Garten kompostier­en, könnten ihre Gebühr noch einmal um 30 Euro absenken.

Janßen macht auf einen weiteren Aspekt aufmerksam, der beim stets beklagten „Vergleich von Äpfeln und Birnen“leicht unter den Tisch gefallen sei: In der Abfallgebü­hr der Gemeinde seien alle Müll-fraktionen abgegolten: Sperrmüll, Gelber Sack, Grünschnit­t/kompost, Papier und Elektrosch­rott. Alles im Preis drin.

Negativ in der Gebührenbi­lanz schlägt sich allerdings der stark gesunkene Preis für Altpapier nieder. Die Erlöse für rund 1000 Tonnen Papier pro Jahr haben sich in der Vergangenh­eit spürbar gebührenmi­ndernd ausgezahlt. Das sei nun nicht mehr der Fall, so Janßen. Dennoch dürfte er froh sein, im Sommer nicht wieder vor die Kameras und Mikrofone zu müssen, um Alpens Müllgebühr­en gegen alle Meldungen als moderat zu verteidige­n.

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FOTO: KÜPPERS Die Firma Schönmacke­rs fährt mit ihren grünen Autos in Alpen den kompletten Müll ab.

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