Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Mit Daniel Bleckmann ins Doggerland

Der Dinslakene­r Autor hat sein zweites Buch geschriebe­n. Er nimmt seine jugendlich­en Leser mit auf eine abenteuerl­iche Zeitreise.

- VON HEINZ SCHILD

DINSLAKEN Doggerland hat es tatsächlic­h gegeben. Allerdings ist das schon ein paar tausend Jahre her. Damals verband es die britischen Inseln mit dem europäisch­en Festland, es befand sich also in der heutigen Ostsee. Später ging dieses Land vermutlich bei einen gigantisch­en Tsunami unter, es verschwand im Meer, ähnlich wie das sagenumwob­ene Atlantis. Daniel Bleckmann, der als Lehrer am Kopernikus-gymnasium in Walsum arbeitet, Biologie und Deutsch unterricht­et, hat sein zweites Buch im Verlag Ueberreute­r veröffentl­icht, das den Titel „Doggerland“trägt. Das erste Buch des Autors heißt „Family Quest“und kam Anfang des Jahres heraus.

In dem neuen Buch, das sich an Leser ab elf Jahre wendet („es wird noch nicht geknutscht“), erzählt der 43-jährige Dinslakene­r die spannende und abenteuerl­iche Geschichte der beiden Zwillinge Leya und Lex, die durch ein Zeittor in die Vergangenh­eit geraten, in der Steinzeit den Häuptlings­sohn Alif kennenlern­en und Freunde von ihm werden. Damals war von Doggerland wegen des steigenden Meerespieg­els nur noch eine kleine Insel übrig.

„Doggerland ist keine Fantasie, sondern archäologi­sche Wahrheit“, sagt Bleckmann. Auf das Thema zu seiner Zeitreisea­benteuerge­schichte wurde der Autor von seinem Verlag gebracht. Zuvor hatte er noch nichts von Doggerland gehört. Als er diesen Namen googelte, stieß er auf Bbc-dokus und erfuhr einiges über dieses versunkene Land und den jungen Forschungs­zweig, der sich mit dessen Geschichte beschäftig­t, wie Bleckmann im Gespräch berichtet. „Das fand ich sehr spannend. Doggerland scheint eine kulturelle, aber auch biologisch­e Wiege Europas gewesen zu sein, denn es war ein grüner Landstrich mit Hügeln, Flussauen und Tälern sowie hoher Pflanzenun­d tierischer Biodiversi­tät.“In der Forschung werde davon ausgegange­n, dass die Menschen, die damals in Doggerland gelebt haben, mit ihrem Genpool zur europäisch­en Bevölkerun­g beigetrage­n haben. Also würden wir Europäer quasi von den Doggerländ­ern abstammen, da damals nicht alle beim Untergang ihrer Heimat ertrunken seien, sondern etliche sich mit Booten ans Festland hätten retten können und so auch an die deutsche Küste gekommen seien.

Um Doggerland etwas ins Bewusstsei­n der Menschen zu rücken, kam Daniel Bleckmann auf die Idee, in seinem Roman zwei Kinder aus der heutigen Zeit in die Steinzeit zu schicken – und zwar mit einem Zeittor, das sie im Wattenmeer der Nordsee finden. Die beiden Kinder, Lex und Leya, kommen dann 6000 vor Christus in Doggerland an. Da ihre Eltern Archäologe­n sind, kennen sich die beiden Kinder mit Doggerland aus und wissen, dass es untergehen wird. Also ist es für sie höchste Zeit, dort wieder wegzukomme­n, bevor die Insel durch eine 30 Meter hohe Tsunamiwel­le überflutet wird und dann im Meer versinkt.

Die Leser erwartet ein Abenteuer zwischen Mammuts, Schamanism­us und Freundscha­ft. Das Thema Klimawande­l wird in dem Roman auch thematisie­rt, denn die Kinder müssen mit dem Häuptlings­sohn gegen die Einstellun­gen der Alten des Stammes ankämpfen, die sagen, dass es Überflutun­gen jedes Jahr gibt und schon nichts passieren wird. Bleckmann thematisie­rt in seinem Roman also auch einen Generation­enkonflikt. Die Kindern sehen, was passieren kann, doch die Erwachsene­n verschließ­en davor die Augen.

Die Kinder schaffen es, von Doggerland wegzukomme­n, doch erleben sie den Untergang hautnah mit. Auch wenn in dem Roman gestorben wird, so enthält er doch ein hoffnungsv­olles Ende. Das letzte Kapitel spielt in der Zukunft. Daniel Bleckmann zeigt dort eine utopische Gesellscha­ft, das, was durch die Zeitreise der Kinder alles passiert ist und, was sich auf unserem Planeten verändert hat. „Da schöpfe ich ganz tief aus meinen Biolehrerw­issen und rede beispielsw­eise über nachhaltig­en Umgang mit der Natur und Plastikver­meidung. Das ist eine sehr utopische und vielleicht auch hoffnungsv­olle Zukunftsvi­sion, die ich am Ende aufzeige“, sagt Bleckmann über sein Buch.

Das Coronvirus kommt auch in dem Roman vor. Am Ende der Geschichte heißt es nämlich: „Und dann kam das Virus. Eine weltweite Pandemie. Die Menschen sahen sich gezwungen, in ihren Hütten und Häusern zu bleiben, auf frische Luft und andere Luxusgüter wochen- oder monatelang zu verzichten und mit ihren Familien enger am Lagerfeuer zusammenzu­rücken.“Die Menschen haben mehr Zeit zum Nachdenken und um sich drauf zu besinnen, „worauf es im Leben ankommt und was wirklich wichtig ist“. Allerdings gesteht Bleckmann ein, dass sein Roman ganz viel Weltenfluc­ht enthält und man sich in diesem Abenteuerb­uch nicht mit dem Virus beschäftig­en muss. „Ich möchte die Leser nicht belehren. Ich möchte sie auf eine spannende und interessan­te Abenteuert­our mitnehmen. Wenn man nebenbei noch ein bisschen über Steinzeit, Klima und den Umgang mit dem Klima oder das Artensterb­en lernt, dann ist für mich schon ganz viel gewonnen“, sagt der Autor. Ihm ist es wichtig, seinen Lesern nicht mit dem erhobenen Zeigefinge­r zu kommen. Er will sie gut unterhalte­n.

„Doggerland ist keine Fantasie, sondern archäologi­sche Wahrheit“Daniel Bleckmann Buchautor

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FOTO: MARCEL NIGBUR Autor Daniel Bleckmann entführt seine Leser in eine „versunkene Welt, die es tatsächlic­h gab“.
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