Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Verlieren ist für den MSV Duisburg in Kaiserslautern verboten
Nach dem grausamen November mit sieben Spielen ohne Sieg hofft der Fußball-drittligist auf Besserung. Die personellen Voraussetzungen sind jedoch nicht gut.
NIEDERRHEIN (kew) Am Donnerstagabend nahmen sich die Verantwortlichen des MSV Duisburg viel Zeit für den Dialog. Mit den Fans diskutierten Ingo Wald, Ivica Grlic und Co die Lage beim Fußball-drittligisten. Gino Lettieri, der Trainer der Zebras, nahm an dem Internet-talk nicht teil. Warum auch? Der Mann am Seitenrand kann und muss Taten für sich sprechen lassen. Vor dem Spiel gegen den 1. FC Kaiserslautern am Samstag um 14 Uhr auf dem Betzenberg steckt der MSV teuflisch tief im November-tal. Sieben Spiele – kein Sieg. Platz 19 mit zehn Zählern und 24 kassierten Treffern. Die zwei gewonnenen Punkte gegen Halle (0:0) und in Mannheim (2:2) taugen so viel wie eine Hühnerleiter im Grand Canyon.
Der Coach macht vor dem ersten Dezember-spiel klar: Verlieren verboten, und zwar streng verboten. Am Donnerstag sagte Lettieri: „Es kann am Betzenberg alles passieren – außer einer Niederlage.“Ohne Zähler vom Betze absteigen zu müssen, wäre „sehr prekär“. Der Trainer sieht Kaiserslautern als Konkurrenten im Abstiegskampf. Schön wär’s. Auf Augenhöhe sind die beiden Teams derzeit keineswegs. Die Gastgeber haben zum Beispiel im November kein einziges Spiel verloren. Zehn Punkte holte der 1. FCK. Die Mannschaft von Trainer Jeff Saibene kassierte dabei im Durchschnitt weniger als ein Tor. Der MSV schluckte im November deutlich mehr als zwei Treffer pro Auftritt.
Mit anderen Worten: Es kann gut sein, dass sich die Hausherren über das von Lettieri verhängte Verbot, seine Elf zu schlagen, böswillig hinwegsetzen. Der MSV geht als Außenseiter ins Rennen. Dafür sprechen nicht nur die jüngsten Ergebnisse. Der Trainer ist nach wie vor weit davon entfernt, sich einen Wunsch zu erfüllen: Er will seine Stammformation finden. Indes, fest gebuchte Kandidaten sind weiter verletzt. Joshua Bitter kommt für einen Bankeinsatz erst ab dem Samstag in einer Woche in Frage. Leroy-jacques Mickels musste am Donnerstag das Training abbrechen. Vincent Gembalies wurde im Training ebenfalls geschont. Orhan Ademi ist angeschlagen und damit fraglich. Jonas Brendieck fällt mit einer Sprunggelenksverletzung aus. Arnold Budimbu hat mit den Nachwehen einer Erkältung zu kämpfen. Die Elf auf dem Platz ist also einmal mehr eine vorläufige. Von Bestbesetzung kann keine Rede sein, zumal Kapitän Moritz Stoppelkamp sich nach seiner langen Krankheitspause über den Platz schleppt.
Das alles wirft zusammengefasst die Frage auf, ob es nicht ein Betrag zum Klimaschutz sein könnte, die vermeintlich aussichtslose Reise gar nicht erst anzutreten. Der Coach hält da streng dagegen. Über das 0:3 gegen Dynamo Dresden sagt er: „Aus dem Spiel heraus waren wir defensiv sehr stabil.“Die drei Tore seien nach schlecht verteidigten Standards gefallen. Die Offensive produzierte keine Chancen: „Daran haben wir heute gearbeitet und daran werden wir morgen weiter arbeiten. Damit wir offensiv so ein Spiel wie in Mannheim abliefern können“, führt der Trainer aus und sagt weiter: „Ich versuche, den Spielern das Leben ein bisschen leichter zu machen und ihnen Optionen zu geben.“
Damit ist noch lange nicht alles gut: Das Wort von der seit dieser Woche beginnenden „Basisarbeit“war offenbar genau so gemeint. Es stimmt nämlich hinten und vorne nicht. Der MSV kassiert billige Tore. Vorne tut man sich schwer, erst zu Chancen und dann auch noch zu einem Treffer zu kommen. In drei der vier zuletzt gespielten Partien stand die falsche Null. An zu verteidigenden und auch eigenen Standardsituationen gilt es ebenfalls zu arbeiten. Lettieri würde es gern sehen, dass seine Elf vorne früher „draufgeht“. Leider machen beim Offensivpressing nicht immer alle mit. War schon von der fehlenden Fitness die Rede?
Der Coach muss also um Geduld bitten: „Ich kann nicht in einer Woche alles trainieren.“Und er setzt nach: „Jetzt können wir zehnmal sagen, wir haben keine Zeit – doch, wir müssen uns die Zeit nehmen. Anders geht’s nicht.“Wie also kann was gehen auf dem Betzenberg? Der MSV muss defensiv ordentlich stehen. Alles weitere liegt in den Händen von Torhüter Leo Weinkauf. Nach vorn hilft vielleicht „der liebe Gott“. Schließlich geht es gegen Teufel. Ansonsten sind mehr irdische Tugenden gefragt: Rennen und kämpfen. Daran wird man die Arbeit des neuen Trainers messen: Stimmt der Wille?