Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Nachfrage nach Christbäumen gestiegen
Der Weihnachtsbaumverkauf ist gestartet. Die Preise bleiben konstant, selbst wenn Erzeuger ein schwieriges Jahr hatten.
XANTEN/RHEINBERG Auch wenn das Weihnachtsfest in diesem Jahr von der Corona-pandemie bestimmt ist – es gibt Einschränkungen bei der Anzahl der Festgäste, bei Reisen und Hotelübernachtungen, bei Besuchen der Gottesdienste. Auf eines muss in der Krise nicht verzichtet werden: auf einen Weihnachtsbaum in den heimischen vier Wänden. Und die Symbolkraft der Christbäume scheint in diesem Jahr wichtiger denn je, stehen die immergrünen Zweige der Bäume doch für Lebenskraft und Neubeginn, versinnbildlichen die Lichter, mit denen die Tannen traditionell geschmückt werden, Hoffnung in dunklen Zeiten. Die Weihnachtsbaum-händler können sich jedenfalls über eine leicht gestiegene Nachfrage freuen, wie der Landesverband Gartenbau NRW bestätigt. Auch Bernd und Rosalie Passen aus Rheinberg verzeichnen bereits jetzt ein Plus bei den Verkäufen.
Seit dem ersten Advent bieten sie an ihrem Geschäft Blumen- und Pflanzenwelt Passen an der Moerser Straße Weihnachtsbäume an. „Wir haben aktuell fünf Prozent mehr Umsatz als zum gleichen Zeitpunkt im vergangenen Jahr“, sagt der Gärtnermeister. Ob der Trend anhält? „Das sehen wir in drei Wochen“, ergänzt Bernd Passen vorsichtig. Claudia Bendt vom Landesverband Gartenbau ist da optimistisch: „Wir haben schon im Vorfeld mit einer höheren Nachfrage gerechnet“, sagt sie und erklärt: „Zum einen bleiben mehr Menschen zu Hause, weil sie nicht in den Urlaub fahren können, so dass mehr Leute ihr Heim weihnachtlich gestalten.“Des Weiteren werde das Weihnachtsfest aufgrund der Beschränkungen in kleineren Gruppen gefeiert. Und jede der Gruppen wolle einen eigenen Baum aufstellen. Mit Lieferengpässen rechnet Bendt aber nicht. Selbst wenn das Jahr die Erzeuger vor Herausforderungen stellte.
Aufgrund der Pandemie kam es etwa zu Engpässen bei den Saisonkräften. Passen baut seine Bäume auf einer Plantage in Thüringen selbst an. Dort stehen mehrere Zehntausend Tannen. Für die Pflege und das Schlagen ab Mitte November ist der Rheinberger auf Saisonarbeiter aus Rumänien angewiesen.
„Wir hatten wegen coronabedingter Hygienemaßnahmen erhebliche Mehrkosten bei der Unterbringung“, erzählt Passen. „Zudem wurde jeder Arbeiter auf das Virus getestet. Die Kosten dafür übernahmen wir aus eigener Tasche.“Ein Teil der erfahrenen Saisonarbeiter durfte zudem gar nicht erst anreisen. Passen organisierte andere Helfer, doch die mussten zunächst angelernt werden.
Die Preise im Handel sind dennoch konstant.„unsere Nordmanntannen bleiben bei 18 bis 22 Euro je laufenden Meter“, sagt Passen. Auch Jan Rheker vom gleichnamigen Gartenbaubetrieb in Xanten sieht keine Preiserhöhungen vor, wenn er ab dem dritten Advent seine Bäume auf dem ehemaligen Rittergut Haus Erprath anbietet. 19 Euro soll die Nordmanntanne pro Meter bei ihm kosten. „Selbst wenn die Bäume im Einkauf etwas teurer geworden sind“, ergänzt er.
Rheker bezieht seine Weihnachtsbäume von einem Produzenten aus dem Oldenburger Land. Den habe weniger die Corona-krise getroffen, so der Gartenbau-spezialist, als viel mehr der dritte zu trockene und heiße Sommer in Folge. „Der Aufwand bei der Aufzucht war deutlich höher“, weiß Rheker. Die Tannen mussten regelmäßig beregnet werden. Trotzdem ist ein großer Teil der frisch gesetzten Bäume verendet. „Das wird sich aber erst in acht bis zehn Jahren auswirken“, sagt Rheker. „Die Weihnachtsbäume, die in diesem Jahr geschlagen wurden, hatten schon ausreichend tiefe Wurzeln, um die Trockenheit gut zu überstehen.“
Von der Qualität hat sich der Gärtnermeister bei einem Besuch im August selbst überzeugt. „Ich suche jeden Baum, der bei mir verkauft wird, persönlich aus.“Nicht zuletzt deshalb bevorzugt er einen kleineren Anbaubetrieb gegenüber den großen Erzeugern im Sauerland. Die erste Lieferung trifft kommende Woche ein. Ab Freitag, 11. Dezember, soll der Verkauf dann losgehen. Den späten Termin hat Rheker bewusst gewählt, denn: „Noch immer ist die Witterung sehr mild. Die Bäume sind noch nicht im Winterschlaf und verdunsten daher weiterhin stark.“Rheker setzt daher auf frisch geschlagene Bäume, damit diese bis zum Weihnachtsfest schön bleiben.
Einen Wermutstropfen gibt es beim diesjährigen Verkauf allerdings, wie neben Rheker auch Birgit und Theo Rennings aus Marienbaum bestätigen. „In den letzten Jahren war das Aussuchen des Weihnachtsbaums ein richtiges Familien-event“, erzählt Birgit Rennings, die mit ihrem Mann bis 2013 eine Gärtnerei betrieb. Der Weihnachtsbaumverkauf auf dem Grundstück an der Uedemer Straße ist für das Rentnerpaar eine Herzensangelegenheit. Jedes Jahr wurden Glühwein, Kakao und Plätzchen angeboten, konnten die Kinder Stockbrot backen. „Das muss in diesem Jahr coronabedingt ausfallen“, bedauert die Marienbaumerin. Auch Rheker musste ein Hygienekonzept vorlegen. Unter anderem wurde eine Einbahn-regelung für den Kundenverkehr gefordert. Deshalb findet der Verkauf diesmal nicht in dem beschaulichen Innenhof statt, sondern auf dem Parkplatz.