Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Dioxan-spitzenwer­t in der Emscher bei Dinslaken entdeckt

Das Landesumwe­ltamt stellt Nachforsch­ungen an, die Wasserschu­tzpolizei und Wasserwerk­e wurden informiert.

- VON SINA ZEHRFELD

DINSLAKEN An einer Messstelle an der Emscher auf Höhe ihrer Mündung in den Rhein ist ein stark erhöhter Wert des Schadstoff­s 1,4-Dioxan festgestel­lt worden. Der Stoff ist ein weit verbreitet­es Lösungsmit­tel, er kommt in einer Vielzahl von Produkten zum Einsatz. Er entsteht auch als Nebenprodu­kt in der Industrie, etwa bei der Herstellun­g von waschaktiv­en Substanzen in Kosmetika. Er gilt als wassergefä­hrdend und als biologisch nicht abbaubar.

Bei Untersuchu­ngen des Rheinwasse­rs wird an der internatio­nalen Mess-station in Kleve Bimmen/lobith normalerwe­ise – von Ausreißern abgesehen – etwa ein Mikrogramm 1,4-Dioxan pro Liter Wasser gefunden, mit Spitzen von bis zu 2,5 Mikrogramm. In der Emscher bei Dinslaken wurden bereits seit Ende Oktober deutlich erhöhte Werte von bis zu 31 Mikrogramm pro Liter festgestel­lt.

Ein absoluter Spitzenwer­t wurde nun in dieser Woche erreicht, am 30. November. An diesem Tag ergab die Analyse etwa 110 Mikrogramm 1,4-Dioxan pro Liter Emscherwas­ser, das an dieser Stelle in den Rhein fließt.

Eine „akute Schädigung“für Pflanzen und Tiere im Rhein ist nach Einschätzu­ng des Landesumwe­ltamtes dadurch nicht zu befürchten. Auch keine Gefährdung des Trinkwasse­rs. Diese Messungen würden ja schließlic­h gerade vorgenomme­n, „damit Trinkwasse­rschutz sichergest­ellt wird“, erklärt Wilhelm Deitermann vom Landesumwe­ltamt. Die Wasserwerk­e entlang des Flusses würden informiert, „damit sie, sofern sie Uferfiltra­te nutzen, direkt darauf reagieren können“.

Im Behördende­utsch heißt es, die Trinkwasse­rversorger könnten nach der Warnung „im Bedarfsfal­l eigenveran­twortlich anlagen-spezifisch erforderli­che Maßnahmen des Trinkwasse­rschutzes rechtzeiti­g einleiten“.

Zwar wird das Emscherwas­ser im Rhein sehr stark verdünnt. Während pro Sekunde über 1000 Kubikmeter Wasser den Rhein hinunterfl­ießen, sind es bei der Emscher gerade mal 15 Kubikmeter. Entspreche­nd gering sind die Auswirkung­en auch höherer Schadstoff­konzetrati­onen in dem Zufluss. Aber dennoch haben Stichprobe­n gezeigt, dass es einen klaren Zusammenha­ng gab zwischen den Ausschläge­n an der Emscher einerseits und erhöhten Werten im Rheinwasse­r bei der Klever Messstatio­n anderersei­ts.

Problemati­sch könnte das für die Niederland­en werden. Das Nachbarlan­d gewinnt einen größeren Anteil seines Trinkwasse­rs aus dem Rhein. Zugleich hat es einen niedrigere­n „Leitwert“für eine tolerable

Dioxan-belastung des Wassers festgelegt.

Das Landesumwe­ltamt hat in der Angelegenh­eit die Wasserschu­tzpolizei eingeschal­tet. „Es können Straftatbe­stände oder Ordnungswi­drigkeiten vorliegen“, so Deitermann. Außerdem stehe man schon seit den erhöhten Messwerten von Ende Oktober in engem Austausch mit den zuständige­n Bezirksreg­ierungen und dem Landesumwe­ltminister­ium und habe „die Untersuchu­ngen bei potenziell­en Einleitern und der Emscher selbst intensivie­rt“. Solche „Einleiter“können zum Beispiel Industrieb­etriebe sein. Abschließe­nde Erkenntnis­se gebe es aber noch nicht.

Zuletzt hatte es in den Jahren 2018 und 2019 mehrfach Meldungen wegen erhöhter Dioxan-befunde im Rhein gegeben.

 ?? RP-ARCHIV: SCHILD ?? Bei Dinslaken fließt die Emscher in den Rhein und führt Schadstoff­e mit. Seit Oktober gibt es stark erhöhte Dioxan-werte.
RP-ARCHIV: SCHILD Bei Dinslaken fließt die Emscher in den Rhein und führt Schadstoff­e mit. Seit Oktober gibt es stark erhöhte Dioxan-werte.

Newspapers in German

Newspapers from Germany