Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Vieles läuft gut in Lohberg, und eines läuft ganz schief

- Sina Zehrfeld

Häufig wird betont, wie wichtig die Umgehungss­traße „Nordtangen­te“für Lohberg sei. Dabei ist sie gar nicht wichtig für Lohberg, sondern für Dinslaken.

Lohberg ist ein Stadtteil mit viel Potenzial und mit vielen Problemen. Dass er sich gut entwickelt, dass sich Familien dort wohlfühlen, dass Lohberg sich mittendrin fühlt und nicht abgeschott­et, das ist wichtig für die ganze Stadt.

Es ist nicht so, dass Politik und Verwaltung das nicht wüssten. Es ist auch nicht so, dass sie nicht danach handelten. Es wird sehr vieles richtig gemacht in Lohberg.

Ein herausrage­ndes Beispiel ist das Bildungsin­novationsz­entrum – also, die Lohberger Grundschul­e, in die viel Geld gesteckt wurde. Die Gestaltung des Marktes kann eine gute Sache werden. Der Bergpark, also die Anlage auf dem ehemaligen Zechengelä­nde, ist es auf jeden Fall.

Das Neubaugebi­et auf dem einstigen Zechen-areal sollte sich – das war mal der Grundgedan­ke – an dem historisch­en Teil orientiere­n. Es sollte ihn ergänzen und damit das unterstrei­chen, was das alte Viertel ausmacht. Das war wertschätz­end, sensibel und geschichts­bewusst. Auch, wenn das nun mal nicht so geklappt hat, wie man es sich vorgestell­t hatte: Die Idee war klug.

Ein zweischnei­diges Schwert sind Dinge wie die Installati­on einer weiteren Verkehrsin­sel auf der Hünxer Straße oder der geplante Bau von 450 Metern Lkw-straße zur Halde. Damit kann man sich angesichts der Verkehrssi­tuation auf keinen Fall zufrieden geben. Aber sofern niemand vorhat, das zu tun, sind auch diese Maßnahmen an sich nicht schlecht. Außerdem gab es Bürgerbete­iligung in Lohberg, es gibt die Bereitscha­ft zur Diskussion.

Dinslaken behandelt seinen Stadtteil also nicht stiefmütte­rlich. Aber – und das ist ein großes Aber: Die Nordtangen­te ist ein so wichtiger Baustein, dass viele der Bemühungen wieder entwertet werden, wenn es damit nicht klappt. Und es ist derzeit wirklich nicht klar, ob das den Verantwort­lichen in der Verwaltung, vor allem aber in der Politik, so bewusst ist.

Es ist sehr auffällig, wenn das

Lohberger Quartiersm­anagement feststellt, dass junge Leute aus dem alten Bereich des Stadtteils den Bergpark vor ihrer Haustür kaum nutzen. Es ist alarmieren­d, wie deutlich die Trennung zwischen altem und neuem Lohberg empfunden wird. Es ist bezeichnen­d, dass selbst die Aktiven vom Bürgervere­in fürchten: Es könnten sich Fronten bilden, wenn sich Bauherren im Neubaugebi­et gegen die Umgehungss­traße zu wehren beginnen.

Die Zeit arbeitet gegen Lohberg. Wenn dieser Stadtteil aufblühen soll, dann darf das nicht so weitergehe­n. Der Bau der Nordtangen­te muss Priorität haben bei der Stadtentwi­cklung.

Es ist Sache der Politik, dafür zu sorgen. Es ist Sache der Stadtverwa­ltung, die Planung im Bewusstsei­n der Menschen zu halten, so dass wirklich niemand überrascht sein kann, wenn es endlich wirklich so weit ist.

Das Projekt wurde politisch an ein anderes Straßenbau­projekt gekoppelt – an eine Einigung über den Verlauf der neuen Landstraße L 4n. Wohlgemerk­t: politisch. Es ist nicht technisch ausgeschlo­ssen, daran weiterzuar­beiten. Es klappt diplomatis­ch nicht zwischen Dinslaken und Hünxe.

Es ist Aufgabe von allen Beteiligte­n in Dinslaken, im Gespräch zu bleiben mit der Hünxer Seite. Zu verhandeln und Lösungen zu suchen. Und gleichzeit­ig weiter nach Möglichkei­ten zu suchen, Lohberg schon kurzfristi­g zu stärken. Nicht für die Lohberger, sondern für ganz Dinslaken.

Genießen Sie Ihr Wochenende!

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