Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Vieles läuft gut in Lohberg, und eines läuft ganz schief
Häufig wird betont, wie wichtig die Umgehungsstraße „Nordtangente“für Lohberg sei. Dabei ist sie gar nicht wichtig für Lohberg, sondern für Dinslaken.
Lohberg ist ein Stadtteil mit viel Potenzial und mit vielen Problemen. Dass er sich gut entwickelt, dass sich Familien dort wohlfühlen, dass Lohberg sich mittendrin fühlt und nicht abgeschottet, das ist wichtig für die ganze Stadt.
Es ist nicht so, dass Politik und Verwaltung das nicht wüssten. Es ist auch nicht so, dass sie nicht danach handelten. Es wird sehr vieles richtig gemacht in Lohberg.
Ein herausragendes Beispiel ist das Bildungsinnovationszentrum – also, die Lohberger Grundschule, in die viel Geld gesteckt wurde. Die Gestaltung des Marktes kann eine gute Sache werden. Der Bergpark, also die Anlage auf dem ehemaligen Zechengelände, ist es auf jeden Fall.
Das Neubaugebiet auf dem einstigen Zechen-areal sollte sich – das war mal der Grundgedanke – an dem historischen Teil orientieren. Es sollte ihn ergänzen und damit das unterstreichen, was das alte Viertel ausmacht. Das war wertschätzend, sensibel und geschichtsbewusst. Auch, wenn das nun mal nicht so geklappt hat, wie man es sich vorgestellt hatte: Die Idee war klug.
Ein zweischneidiges Schwert sind Dinge wie die Installation einer weiteren Verkehrsinsel auf der Hünxer Straße oder der geplante Bau von 450 Metern Lkw-straße zur Halde. Damit kann man sich angesichts der Verkehrssituation auf keinen Fall zufrieden geben. Aber sofern niemand vorhat, das zu tun, sind auch diese Maßnahmen an sich nicht schlecht. Außerdem gab es Bürgerbeteiligung in Lohberg, es gibt die Bereitschaft zur Diskussion.
Dinslaken behandelt seinen Stadtteil also nicht stiefmütterlich. Aber – und das ist ein großes Aber: Die Nordtangente ist ein so wichtiger Baustein, dass viele der Bemühungen wieder entwertet werden, wenn es damit nicht klappt. Und es ist derzeit wirklich nicht klar, ob das den Verantwortlichen in der Verwaltung, vor allem aber in der Politik, so bewusst ist.
Es ist sehr auffällig, wenn das
Lohberger Quartiersmanagement feststellt, dass junge Leute aus dem alten Bereich des Stadtteils den Bergpark vor ihrer Haustür kaum nutzen. Es ist alarmierend, wie deutlich die Trennung zwischen altem und neuem Lohberg empfunden wird. Es ist bezeichnend, dass selbst die Aktiven vom Bürgerverein fürchten: Es könnten sich Fronten bilden, wenn sich Bauherren im Neubaugebiet gegen die Umgehungsstraße zu wehren beginnen.
Die Zeit arbeitet gegen Lohberg. Wenn dieser Stadtteil aufblühen soll, dann darf das nicht so weitergehen. Der Bau der Nordtangente muss Priorität haben bei der Stadtentwicklung.
Es ist Sache der Politik, dafür zu sorgen. Es ist Sache der Stadtverwaltung, die Planung im Bewusstsein der Menschen zu halten, so dass wirklich niemand überrascht sein kann, wenn es endlich wirklich so weit ist.
Das Projekt wurde politisch an ein anderes Straßenbauprojekt gekoppelt – an eine Einigung über den Verlauf der neuen Landstraße L 4n. Wohlgemerkt: politisch. Es ist nicht technisch ausgeschlossen, daran weiterzuarbeiten. Es klappt diplomatisch nicht zwischen Dinslaken und Hünxe.
Es ist Aufgabe von allen Beteiligten in Dinslaken, im Gespräch zu bleiben mit der Hünxer Seite. Zu verhandeln und Lösungen zu suchen. Und gleichzeitig weiter nach Möglichkeiten zu suchen, Lohberg schon kurzfristig zu stärken. Nicht für die Lohberger, sondern für ganz Dinslaken.
Genießen Sie Ihr Wochenende!
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