Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Mehrheit im Kreis für Laschet

Neun Cdu-politiker aus dem Kreis Wesel wählen am Wochenende den neuen Parteichef. Die meisten, die sich festlegen, wünschen sich den Ministerpr­äsidenten.

- VON HENNING RASCHE

KREIS WESEL Einen derartigen Rhythmus kannte man bislang eigentlich von den Sozialdemo­kraten. Alle zwei Jahre einen neuen Vorsitzend­en wählen, gelegentli­ch auch früher, – so bleibt eine Partei, könnte man spotten, im Gespräch. Jedenfalls das funktionie­rt für die CDU, die nach 2018 am kommenden Wochenende den nächsten Parteichef wählt. Annegret Kramp-karrenbaue­r blieb an der Bundesspit­ze ohne Fortune; unter Druck kündigte sie im Februar 2020 an, ihr Amt niederzule­gen.

Nun treten drei Männer gegeneinan­der an, von denen einer es auch schon 2018 probiert hatte: Friedrich Merz. Er will wie Nrw-ministerpr­äsident Armin Laschet und Außenpolit­iker Norbert Röttgen CDU-VORsitzend­er werden. Der Parteitag, der am Wochenende rein digital tagt, stimmt über die Kandidaten ab. Besondere Brisanz hat die Personalie, weil im September die Bundestags­wahl ansteht, und Kanzlerin Angela Merkel nicht mehr antritt.

1001 Delegierte aus der ganzen Republik wählen Merz, Laschet oder Röttgen. Neun von ihnen kommen aus dem Kreis Wesel. In den digitalen Netzwerken konnte man etwa die Hamminkeln­er Landtagsab­geordnete Charlotte Quik dabei beobachten, wie sie ein üppiges Paket der CDU auspackte – gut gefüllt mit Desinfekti­onsmitteln, Teelicht, Kugelschre­iber, Tasse, Mini-guglhupf und Handylades­tation. Die Volksparte­i geht unter die Influencer.

Unsere Redaktion hat alle neun Delegierte­n aus dem Kreis gefragt, welchen Parteichef sie wählen wollen und wen sie als Kanzlerkan­didaten präferiere­n. Zur zweiten Frage schweigen sich indes die meisten aus. Es sei zu früh, das festzulege­n, erstmal gehe es ja nur um den Parteivors­itz. Das ist angesichts der acht Monate bis zur Bundestags­wahl überrasche­nd, weil nun so viel Zeit auch nicht mehr bleibt, eine entspreche­nde Kampagne vorzuberei­ten.

Angesichts der Debatte innerhalb und außerhalb der CDU, ob denn der Parteichef auch Kanzlerkan­didat werden müsste, ist das Schweigen nicht mehr so überrasche­nd. Markus Söder, der CSU-CHEF, gilt schließlic­h als möglicher Kandidat, aber auch der Name des Bundesgesu­ndheitsmin­isters fällt häufig. Jens Spahn soll nach einem „Spiegel“-bericht seine Aussichten intern bereits ausgelotet haben. Er tritt am Wochenende offiziell mit Laschet in einer Art Team an. Laschet der Chef, Spahn, der Stellvertr­eter.

Unter den neun Delegierte­n aus dem Kreis sprechen sich die allermeist­en von denen, die offen sprechen, für Laschet/spahn aus. Ingo Brohl, seit November Landrat im Kreis Wesel, hatte 2018 noch für Friedrich Merz votiert, bekennt aber nun, sich sehr wahrschein­lich für Armin Laschet auszusprec­hen.

Sabine Weiss, die Kreisvorsi­tzende, Bundestags­abgeordnet­e und Staatssekr­etärin in Spahns Gesundheit­sministeri­um, legt sich vorab nicht öffentlich fest. „Wer mich kennt, weiß, wen ich nicht wähle. Wer mich gut kennt, weiß, wen ich wähle“, sagt sie. Dass sie für Friedrich Merz stimmt, ist wohl eher unwahrsche­inlich. Weiss blickt nach eigenen Worten sehr gespannt auf das Wochenende, auch, weil die bisherigen Umfragen nicht unter Delegierte­n durchgefüh­rt wurden.

Aber auch unter den Delegierte­n aus dem Kreis gibt es noch Unentschlo­ssene. Anika Zimmer, die Vorsitzend­e der Frauen-union im Kreis, schließt die Wahl von Friedrich Merz aus, zeigt aber Sympathien für Laschet und Röttgen. Und auch Marie-luise Fasse, langjährig­e Landtagsab­geordnete aus Rheinberg, will sich kurzfristi­g entscheide­n. Sie will sich beim Parteitag überrasche­n lassen, wer mit neuen Inhalten punktet.

Und den Dinslakene­r Timo Juchem überzeugt keiner der zur Verfügung stehenden Kandidaten vollends. Er würde gerne jemanden wählen, der nur indirekt antritt: Jens Spahn. Dem Gesundheit­sminister attestiert er, in den vergangene­n zwölf Monaten einen guten Job gemacht zu haben. Er glaubt aber nicht, dass Spahn diesen Weg geht.

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