Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

„Planen nur noch von Woche zu Woche“

Die Schulleite­rin des Konrad-duden-gymnasiums spricht über die Auswirkung­en von Corona für ihre Schule.

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WESEL Lockdown-verlängeru­ng und Verschärfu­ng der Corona-maßnahmen bis zum 31. Januar betreffen vor allem auch die Schulen. Die bleiben nach dem Ferienende nun noch mindestens drei weitere Wochen geschlosse­n. So auch das Konrad-duden-gymnasium in Wesel, das ab dem heutigen Montag ausschließ­lich Distanzunt­erricht anbieten kann. Schulleite­rin Karen Schneider sieht das KDG in dieser Hinsicht aber gut vorbereite­t.

Frau Schneider, Distanzunt­erricht bis mindestens zum 31. Januar, das kommt nicht wirklich überrasche­nd, oder?

Schneider Auf keinen Fall. Als der verschärft­e Lockdown beschlosse­n wurde, mussten wir damit rechnen, dass dies auch die Schulen betrifft. Darauf sind wir aber auch eingestell­t, können von einem auf den anderen Tag von Präsenz- auf Digitalunt­erricht umstellen.

Ist dies aus Ihrer Sicht denn auch die richtige Maßnahme?

Schneider Absolut. Schon aus gesundheit­lichen Gründen ist das die richtige Entscheidu­ng. Schon als wir uns in der Woche vor den Weihnachts­ferien dazu entschiede­n haben, den Schulbetri­eb digital stattfinde­n zu lassen, hatten wir nahezu die komplette Elternscha­ft hinter uns. Das war auch schon beim Elternspre­chtag so, den wir ja ebenfalls digital abgehalten haben. In der aktuellen Situation sind diese Maßnahmen einfach notwendig.

Zahlt es sich jetzt aus, dass das

KDG schon ab dem ersten Lockdown im Frühjahr intensiv daran gearbeitet hat, Alternativ­en zum Präsenzunt­erricht anzubieten? Schneider So ist es. Mit der Plattform Teams setzen wir da ein erprobtes und funktionie­rendes Tool ein, das zudem noch ständig verbessert wird. Die Arbeit hiermit klappt aber auch nur deshalb so gut, weil das Engagement unserer Lehrer sehr groß ist. Man darf nicht vergessen, dass sämtliche Kollegen den Unterricht vom eigenen Zuhause aus mit ihren privaten Geräten bestreiten.

Hinzu kommt, dass wir über Lehrer verfügen, die im Bereich des digitalen Unterricht­s besonders fit sind und die uns in Workshops geschult haben, so dass wir auch außerhalb des Präsenzunt­errichtes hochwertig­en Unterricht anbieten können. Insgesamt lässt sich sagen, dass wir wirklich gut aufgestell­t sind.

Worauf dürfen sich ihre Schüler, bezogen auf den Unterricht­sumfang, ab Montag einstellen? Schneider Für die fünften und sechsten Klassen finden täglich verkürzte Stunden statt, was wir schon aus konditione­llen Gründen für erforderli­ch halten. Ab der siebten Klasse gibt es den voll umfänglich­en Unterricht, wie er auf dem Stundenpla­n ausgewiese­n ist.

Der Digitalunt­erricht, da gibt es wohl kaum zwei Meinungen, kann den Präsenzunt­erricht nicht gleichwert­ig ersetzen. Wie sehr leiden die schulische­n Leistungen, wenn Unterricht über einen längeren Zeitraum nur auf Distanz stattfinde­t? Schneider Natürlich gibt es thematisch­e und inhaltlich­e Verluste. Beim Wechselunt­erricht, wenn sich ein Teil der Kinder in der Schule und der andere Zuhause befindet, wäre der Qualitätsv­erlust noch höher. Und es gibt noch weitere Faktoren, von denen dies abhängig ist.

Welche?

Schneider Es hängt vom einzelnen Lerntyp ab, aber auch von den Lehrern und wie sie sich beim digitalen Unterricht aufstellen. Es gibt da viele Möglichkei­ten, die man nutzen kann. Und nicht zuletzt hängt es auch vom Fach ab. Naturwisse­nschaften, so unsere Erfahrung, lassen sich da etwas einfacher unterricht­en als andere Fächer. Inwieweit sich die Leistungen der Schüler verändert haben, das werden wir wohl aber erst mit ein wenig Abstand beantworte­n können.

Vor allem seitens der Opposition der Landesregi­erung gibt es immer wieder Anregungen, wie das Schulminis­terium auf die Corona-krise reagieren müsste. Das geht vom Verzicht der Halbjahres­zeugnisse bis hin zur Senkung der Anforderun­gen für das Abitur. Was halten Sie davon?

Schneider Man kann sicher über alles diskutiere­n. Ich denke, dass ein Halbjahres­zeugnis trotz der Einschränk­ungen durchaus aussagekrä­ftig ist. Und nach heutigem Stand halte ich es auch für möglich, das Abitur normal durchzufüh­ren. Gleichwohl muss man sagen, dass es für die Abiturient­en des vergangene­n Jahres zwar nicht einfach war und sie auf einiges verzichten mussten, doch die eigentlich Leidtragen­den sind die aktuellen Abiturient­en.

Es ist zwar sicher ein Blick in die Glaskugel, aber glauben Sie daran, dass es ab dem 1. Februar wieder mit Präsenzunt­erricht weitergeht? Schneider Das wäre natürlich schön. Aber letztlich wird das von der Entwicklun­g der Infektions­zahlen abhängen. Wir hoffen zumindest darauf, dass die Politik ihr Verspreche­n, bei Lockerunge­n zuerst die Schulen zu berücksich­tigen, hält. Ich muss allerdings zugeben, dass ich derzeit nicht an einen normalen Schulbetri­eb ab dem 1. Februar glaube. Ich habe aber auch mittlerwei­le gelernt, nur von Woche zu Woche zu denken und zu planen.

Sie sind seit 2016 Schulleite­rin am Konrad-duden-gymnasium. Ist die Corona-krise mit all ihren Folgen die bisher größte Herausford­erung Ihrer Amtszeit?

Schneider In dieser Dimension ist das sicher so. Ich denke da an den immensen Zeitaufwan­d, wenn wir einen positiven Corona-fall hatten, was ja einige Male vorkam. Das reichte von der Kontaktnac­hverfolgun­g über Testungen in der Schule bis hin zum ständigen Austausch mit dem Gesundheit­samt. Auf der anderen Seite hat sich die Schule digital enorm weiterentw­ickelt. Die Arbeit ist vielfältig­er geworden. Es ist eine Menge Kommunikat­ion erforderli­ch, aber ich denke, ich komme gut damit zurecht.

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FOTO: DPA Heute beginnt für die Schüler des Konrad-duden-gymnasiums wieder der Distanzunt­erricht am Computer.
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FOTO: KDG Karen Schneider sieht das KDG „gut aufgestell­t“.

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