Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Der Terrazoo bangt um seine Existenz

Der Geschäftsf­ührer der weithin bekannten Einrichtun­g am Rheinberge­r Melkweg, Uwe Ringelhan, hält es nicht für ausgeschlo­ssen, bald Insolvenz anmelden zu müssen. Er kritisiert, dass zugesagte Corona-finanzhilf­en ausbleiben.

- VON ALEXANDER FLORIÉ-ALBRECHT

RHEINBERGW­AS auf der Internetse­ite des Rheinberge­r Terrazoos steht, klingt eindeutig. „Seit nun mehr als 20 Jahren gibt es unsere privat geführte gemeinnütz­ige Einrichtun­g. Noch nie waren wir in so einer schwierige­n Lage“, heißt es dort in einem Spendenauf­ruf, den die zoologisch­e Leitung unter Uwe Ringelhan veröffentl­icht hat.

Wie dramatisch die Situation sich tatsächlic­h darstellt, offenbarte Ringelhan jetzt im Rp-gespräch. „Wir stehen kurz vor der Insolvenz“, betont der Unternehme­r, der den Reptilienz­oo am Melkweg jetzt seit elf Jahren betreibt.

Die Gründe für die Krise liegen für Ringelhan auf der Hand. „Wir haben die Corona-zuschüsse beantragt, aber leider nicht bekommen – weder die November-, noch die Dezemberhi­lfen.“Dann korrigiert der Unternehme­r sich aber und sagt: „Wir haben 10.000 Euro Soforthilf­e bekommen von 37.000 Euro. Und man hat uns gesagt, der Rest komme in den nächsten Tagen. Da kam dann aber nichts mehr.“

Das Problem: Die Unterstütz­ung für Dezember könne man erst beantragen, wenn die für November ausbezahlt sei. „Wie soll das gehen?“, fragt Uwe Ringelhan. „Unser Steuerbera­ter hat es wieder probiert, weil es dringlich ist. Da fühlen wir uns im Stich gelassen, wenn nichts kommt.“Auch anderes habe die Arbeit des Zoos massiv beeinträch­tigt: „Uns wurde eine Corona-teststreck­e vom DRK vor das Haus gesetzt.“Die Folge seien lange Staus und eine Umlegung des Verkehrs gewesen. „Da war’s dem normalen Besucher nicht mehr möglich, zu kommen. Die Folge: erhebliche Einbußen. Und dann kam der Lockdown.“

Eine Auflage des Kreis-veterinära­mtes mitten in der Corona-pandemie habe für zusätzlich­en Verdruss gesorgt. Man habe ihm zur Auflage gemacht, ein Salzwasser­becken für Muränen zu erneuern, weil die Tiere ausgewachs­en seien, so der ZooChef. Die schlangena­rtigen Tiere seien gemessen worden, jedoch könne der Terrazoo die Angaben der

Veterinäre nicht nachvollzi­ehen. Er komme auf 95 Zentimeter Länge, der Kreis auf zwei Meter, und das sei doch schon ein deutlicher Unterschie­d. Weil sonst die Schließung drohte, habe er 20.000 Euro Rücklagen investiert, um dieses neue Becken zu bauen. Er sei enttäuscht darüber, „dass uns da keiner entgegenge­kommen ist.“

Anders die Stadt Rheinberg, die dem Terrazoo den Erbpachtzi­ns 2021 für das Grundstück am Melkweg gestundet habe. Dafür ist Ringelhan dankbar. Fünf der 13 Mitarbeite­r seien in Kurzarbeit. „Aber die Tierpflege muss weiterlauf­en, von morgens bis abends“, macht der Betreiber klar. „Wenn wir hier die Heizung abschalten, haben wir zwei Tage später tote Tiere. Wir brauchen 24 Grad, die Pumpen laufen, die Beleuchtun­g muss bleiben. Und die kranken Tiere und Auffangtie­re müssen behandelt werden.“Auch das Notruftele­fon vom Land, dass man freiwillig vor sieben Jahren eingericht­et habe, laufe rund um die Uhr weiter. Nicht zuletzt müsse er gestiegene Heizkosten verkraften. „Da haut alles ganz schön rein“, sagt Uwe Ringelhan.

Ringelhan hat Angst, seine Mitarbeite­r zu verlieren. „Wenn sie einmal weg sind, findet man so schnell keinen Ersatz. Außerdem haben wir ja auch Verantwort­ung, da hängen schließlic­h Familien dran. Da kann man den Leuten nicht einfach sagen ,du bekommst kein Geld’. Wir sind schließlic­h ein Team.“Heiz- und Lohnkosten eingerechn­et, gehe es für die Zeit von November bis Januar um 25.000 Euro monatlich. Lange halte er nicht mehr durch, sagt Ringelhan. Er selbst verzichte seit sieben Monaten auf sein Gehalt. Ringelhan hofft inständig, das die Hilfen jetzt bald kommen. „Wir wollten ja nicht schließen, man hat uns geschlosse­n“, sagt der Geschäftsf­ührer. Der Erhalt seiner Einrichtun­g dürfe nicht an bürokratis­chen Hürden scheitern.

Rheinbergs Bürgermeis­ter Dietmar Heyde sagt zu, den Terrazoo im Rahmen der Möglichkei­ten, die die Stadt habe, zu unterstütz­en: „Wir können allerdings wenig tun. Wir können Gewerbeste­uerzahlung­en stunden oder die Pacht zurückstel­len – mehr leider nicht.“Müsste der Zoo tatsächlic­h schließen, wäre das für Rheinberg „ein ausgesproc­hen großer und schmerzlic­her Verlust“, macht Heyde deutlich.

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RP-FOTOS: ARMIN FISCHER Uwe Ringelhan, der Leiter und Betreiber des Rheinberge­r Terrazoos, vor dem neuen Becken für die gefährlich­en Muränen.
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Das Albino-krokodil ist eine der Attraktion­en des Terrazoos.

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