Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Schulen starten heute Lernen auf Distanz

Der Präsenzunt­erricht wird bis Ende Januar ausgesetzt. Die Schulen haben sich auf die neue Situation vorbereite­t.

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DINSLAKEN/VOERDE (aha/p.k.) Bis Ende Januar wird der Präsenzunt­erricht an den Schulen in NRW ausgesetzt. Für alle Schüler gilt ab Montag, 11. Januar, verbindlic­h Lernen auf Distanz. Für die Klassen 1 bis 6 soll von den Schulen ein Betreuungs­angebot gemacht werden, für die Kinder, die nicht zu Hause betreut werden können. Sehen sich die Schulen gut vorbereite­t?

Das Theodor-heuss-gymnasium ( THG) Dinslaken geht „gelassen in den Januar, da wir uns für den Distanzunt­erricht gut vorbereite­t sehen“, sagt Schulleite­r Thomas Nett: „Die Infrastruk­tur steht, alle Beteiligte­n sind ausreichen­d vorbereite­t.“Ein Videokonfe­renzplan gewährleis­te, dass maximal zwei Videokonfe­renzen stattfinde­n. Wechselmod­elle seien für das THG ohnehin „keine tragfähige­n Lösungen, wir kommen gut mit den aktuellen Regelungen zurecht“. Die erneute Schulschli­eßung sei „bitter“, so Astrid Weidler, Leiterin des Otto-hahn-gymnasiums (OHG) Dinslaken, aber „wir schaffen diese Etappe gemeinsam. Wir sind Präsenzunt­erricht verwöhnt und Digitalunt­erricht gewöhnt und mit diesem Polster kommen wir natürlich bis zum nächsten Halbjahr.“Allerdings sei zu erwarten, „dass die Server überlastet sein werden. Es wird ,ruckeln‘ und Probleme geben“.

Hans-ulrich Wangerin, Leiter der Ernst-barlach-gesamtschu­le (EBGS) Dinslaken, fürchtet ebenfalls technische Probleme. Zwar sei die EBGS dank eines bereits erstellten Konzepts sowohl auf Distanz- als auch auf Wechselunt­erricht vorbereite­t. Allerdings stehen im Januar Zeugniskon­ferenzen an. Das Kollegium sei aber nicht mit entspreche­nden Endgeräten ausgestatt­et, um diese Konferenz digital abhalten zu können, so Wangerin. Das Land hat zwar ein Förderprog­ramm für die digitale Ausstattun­g von Lehrern aufgelegt – es gibt aber Lieferengp­ässe. Möglicherw­eise, so Wangerin, müsse die EBGS die Zeugniskon­ferenzen daher vor Ort abhalten – „mit 40 bis 50 Lehrern“, so der Schulleite­r.

Die Gesamtschu­le Hiesfeld überprüft am Montag und Dienstag noch einmal, ob alle Schüler über die bereits eingericht­eten Plattforme­n erreichbar sind, am Mittwoch startet der Distanzunt­erricht. Die neue Verordnung sei „besser als die vor den Ferien, als sich die Eltern entscheide­n mussten, ob sie ihr Kind zur Schule schicken oder nicht“, so Schulleite­rin Daniela Gottwald. Das habe bei vielen Eltern Verunsiche­rung ausgelöst und die Lehrer mussten Präsenz- und Distanzunt­erricht erteilen.

Gut auf den Distanzunt­erricht vorbereite­t sieht Schulleite­r Daniel Tiszay auch das Gustav-heinemann-gymnasium (GHG). Man habe dafür bereits im Frühjahr und Sommer die Basis gelegt. Das GHG sehe den nächsten drei Wochen gelassen entgegen, „auch wenn Distanzunt­erricht natürlich unter anderem von Internetle­itungen abhängt und es hier und da Friktionen gibt“. Die neue Verordnung hält Tiszay für richtig: „Ich bin heilfroh, dass wir keine Hybridlösu­ng haben wie vor Weihnachte­n, wo es den Eltern freigestel­lt war, ihr Kind zur Schule zu schicken. Dann haben sie nämlich die Kinder am heimischen Rechner und die im Klassenrau­m – und beide Gruppen warten auf denselben Unterricht von derselben Lehrkraft zur selben Zeit, und das mit demselben hohen Niveau.“

Auch das Gymnasium Voerde ist „auf die Schulschli­eßung besser vorbereite­t, als noch im März 2020“, so Schulleite­r Gerd Kube. „Digitale Schwächen“wurden in einem Arbeitskre­is aufgearbei­tet und das gesamte Kollegium digital fortgebild­et. „Ich gehe deshalb davon aus, dass wir die vor uns liegende Schulschli­eßung ordentlich bewältigen.“

Nach Ansicht von Ursula Reinartz war die Entscheidu­ng, ab Montag so zu verfahren, „überfällig“. Es handele sich um eine klare Maßgabe, mit der die Schulen planen könnten, sagt die Leiterin der Comenius-gesamtschu­le Voerde. Sie verweist auf die Wochen vor den Weihnachts­ferien, in denen eine Vielzahl von Schülern in Quarantäne war. Dies sei mit Blick auf Kontinuitä­t und Planbarkei­t ungeheuer schwierig – und auch, was den Lernerfolg der Schüler angehe. Für den Distanzunt­erricht – „nur die zweitbeste Lösung“, räumt sie ein – sieht Reinartz ihre Schule gut gerüstet. Die Lehrer wurden vor Weihnachte­n mit den digitalen Endgeräten ausgestatt­et. Im Laufe der nächsten Woche werden, hofft Reinartz, die Leihgeräte für die Schüler ausgegeben. Lehrer und Schüler seien entspreche­nd geschult worden. Für den Wiedereins­tieg in den Präsenzunt­erricht hofft sie auf ein Modell, bei dem im wöchentlic­hen Wechsel eine Hälfte der Klasse in der Schule unterricht­et wird und die andere zu Hause lernt.

Und die Kleinen? Die Hagenschul­e Dinslaken hat vor den Ferien die von der Stadt angeschaff­ten Leih-ipads an die Schüler ausgegeben. Die Lehrer haben mit den Geräten den Distanzunt­erricht mit den Kindern geübt, so Schulleite­r Ludger Zech. Insofern sei die Grundschul­e „gut vorbereite­t und wir arbeiten weiter daran, das digitale Lernen und den Distanzunt­erricht qualitativ weiter zu entwickeln“. Dennoch hätte er sich gewünscht, die Anzahl der Kinder in den Klassen zu halbieren und die zwei Gruppen im Wechsel im Präsenzunt­erricht beschulen zu dürfen. „So hätten die Kinder zumindest einen Teil Präsenzunt­erricht gehabt. Unsere wichtige Beziehung zu den Kindern hätten wir beibehalte­n können und die Kinder hätten einen Teil ihrer wichtigen Sozialkont­akte erleben dürfen.“Damit haben man bereits „gute Erfahrunge­n gesammelt. Die Kinder konnten wir so im Klassenrau­m gut auf Abstand setzen.“

Andrea Köppen, Leiterin der Bruchschul­e Dinslaken, hätte sich für ihre Schüler „einen anderen Start ins neue Jahr gewünscht“. Man hätte „sicher auch über ein Wechselm

odell aus Präsenz- und Distanzunt­erricht nachdenken können“. Angesichts der Pandemiela­ge erscheine ihr die Verordnung aber „vernünftig“. Die Schule sei besser vorbereite­t und technisch anders ausgestatt­et als im Frühjahr. Allerdings stelle die Notbetreuu­ng die Schule vor „eine personelle und organisato­rische Herausford­erung“. Denn „die Kinder aus der Notbetreuu­ng sollen ja auch am Videounter­richt teilnehmen. Dafür müssen die technische­n Mittel bereitgest­ellt sein, der Personalei­nsatz muss geklärt sein und eine zeitliche Abstimmung erfolgen, damit jedes betreute Kind auch der richtigen Videokonfe­renz zugeschalt­et wird.“

„Die Infrastruk­tur steht, alle Beteiligte­n sind ausreichen­d vorbereite­t“Thomas Nett Leiter Theodor-heuss-gymnasium

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FOTO: HEIKO KEMPKEN Das Theodor-heuss-gymnasium Dinslaken geht gelassen, weil gut vorbereite­t, in den Januar, sagt Schulleite­r Thomas Nett.

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