Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Handwerk im Krisen-modus

Während Restaurant­s und Einzelhand­el schließen mussten, arbeiten Elektriker und Schreiner auch in der Pandemie. Doch auch sie spüren die Folgen des Lockdowns. Kunden sind verunsiche­rt, Umsätze gehen zurück.

- VON ALEXANDER TRIESCH

Wer fast den ganzen Tag zu Hause bleibt, der will es dort auch schön haben. Die Corona-krise sorgte 2020 bei vielen Baumärkten für steigende Umsätze, immer wieder bildeten sich Schlangen vor den Türen. So teilte der Verband Heimwerken, Bauen und Garten (BHB) bereits im September ein branchenwe­ites Plus von 15 Prozent mit. Aber nicht jeder kann Umbaumaßna­hmen einfach selbst durchführe­n – manchmal muss doch ein Handwerker ran. Deren Situation hat sich in Duisburg im vergangene­n Jahr ganz unterschie­dlich entwickelt. Während einige, etwa Friseure und Kosmetiker, zeitweise überhaupt nicht arbeiten konnten, hatten andere auch in der Krise viel zu tun. „Vom Messebau mal abgesehen ist das Bau- und Ausbaugewe­rbe derzeit gut beschäftig­t“, sagt Kreishandw­erksmeiste­r Lothar Hellmann. „Viele sind aber schon mit gefüllten Auftragsbü­chern ins Jahr 2020 gestartet.“

Im nun zweiten Lockdown müssen Schulen, Restaurant­s, Cafés und der Einzelhand­el schließen – Handwerker aber dürfen nach wie vor weiterarbe­iten. Deshalb läuft aber noch lange nicht alles gut. Elektriker, Maler, Schreiner und Fensterbau­er können zwar ihrem Handwerk noch nachgehen, stoßen aber regelmäßig auf Unsicherhe­iten bei den Kunden, berichtet Hellmann. „Nicht jeder will in diesen Zeiten einen oder sogar mehrere Handwerker einfach ins Haus lassen.“Ein neue Dusche im Bad, Parkett im Wohnzimmer, viele Pläne würden verschoben. Zwar setzten die Betriebe auch auf strenge Hygiene-konzepte – Masken, Abstand und regelmäßig­es Desinfizie­ren der Hände –, dennoch gebe es auch Terminabsa­gen, weil Kunden Kontakte reduzieren wollen oder plötzlich in Quarantäne sind.

Noch deutlicher zeigten sich die Unsicherhe­iten bei Firmenkund­en. Viele Unternehme­n sparen in der Krise, schieben Renovierun­gsarbeiten oder die Eröffnung neuer Filialen auf. Hellmann, der selbst einen auf Elektrotec­hnik spezialisi­erten Betrieb mit rund 100 Mitarbeite­rn führt, hat allein im vergangene­n Jahr 22 Kunden verloren. Manche mussten sogar daran erinnert werden, dass die Wartung von Brandmelde­anlagen nicht verschoben werden kann. „2020 war ein sehr anspruchsv­olles Jahr. Wir mussten uns auf viele Herausford­erungen einstellen“, sagt Hellmann.

Sorgen macht unterdesse­n auch der Nachwuchs. In den Betrieben sind viele Praktika ausgefalle­n, Berufsmess­en fanden nicht statt, die

Vermittlun­g neuer Auszubilde­nden war schwierig. Im Handwerk in Duisburg, sagt Hellmann, hätten 2020 zehn Prozent weniger Azubis angefangen. „Wir kommen zum Teil nur noch schwer an die jungen Leute ran“, sagt der Kreishandw­erksmeiste­r. Im eigenen Elektro-betrieb hat Hellmann Azubis eingestell­t, mit denen es vorher nur ein Gespräch am Telefon gab. „Wir haben die vor dem ersten Tag nicht gesehen.“Alle Bewerber einzuladen und sogar Probearbei­ten zu lassen, hätte wegen Corona nicht geklappt.

Bislang haben die Duisburger Betriebe die Krise überstande­n, Schließung­en sind Hellmann nicht bekannt. Viele hätten aber einen Umsatzrück­gang im ein- oder sogar zweistelli­gen Prozentber­eich zu verzeichne­n. Finanziell­e Hilfen der Landesregi­erung seien noch nicht überall vollständi­g eingetroff­en. Schwer getroffen hat es auch diejenigen, die zusätzlich ein Geschäft betreiben, in dem Kunden Zubehör kaufen können. So machten etwa Kfz-mechaniker weniger Umsatz, weil ihr Laden schließen musste.

Wie es für die Branche 2021 weitergeht, ist unklar. Wichtig ist auch: sichtbar sein. Feste Termine für die Kunsthandw­erker sind im Frühjahr stets die Märkte in der City. Ob sie in diesem Jahr stattfinde­n werden, ist aber noch nicht sicher.

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FOTO: DPA Für die Handwerker­betriebe war es 2020 besonders schwierig, junge Bewerber zu finden.
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FOTO: ARCHIV Der traditione­lle Handwerker­markt 2017 auf der Königstraß­e.
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FOTO: ZVEH Kreishandw­erker Hellmann.

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