Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

„Wir haben den Wiederaufb­au mitgestalt­et“

Wilhelm Eimers war an vielen Projekten der Wohnbau als Technische­r Leiter beteiligt, etwa dem Wilhelm-lantermann-haus. Am Montag feierte der rüstige Senior seinen 95. Geburtstag.

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DINSLAKEN (big) 95 Jahre alt ist Wilhelm Eimers am Montag, 11. Januar, geworden. Und obwohl ihn seine Beine nicht mehr tragen wollen, ist er rege wie eh und je. So einfach kann man halt eine berufliche Karriere nicht abschüttel­n. Immerhin war der 1926 in Brünen Geborene von 1951 bis 1989 Technische­r Leiter der Wohnbau in Dinslaken und zum Schluss von 1983 bis 1989 gar stellvertr­etender Geschäftsf­ührer. Doch einen Ruhestand gab es für den rüstigen Senior noch lange nicht. Nur kurze Zeit nach seiner Pensionier­ung ließ sich Wilhelm Eimers überreden, die Geschäftsf­ührung der Investorge­sellschaft der Golfsporta­nlage Weselerwal­d zu übernehmen. Natürlich ließ er es sich damals auch nicht nehmen, das 70 Hektar große Gelände zu überplanen und die Bauleitung zu übernehmen. Bis vor wenigen Jahren saß er noch im Beirat des Golfclubs, spielte aktiv Golf.

„Es waren schöne Zeiten“, erinnert sich Eimers. Nicht nur die Tätigkeit für den Golfclub, vor allem seine berufliche Laufbahn bei der Wohnbau Dinslaken hat den heute 95-Jährigen geprägt. „Wir haben den Wiederaufb­au nach dem Krieg mitgestalt­et“, erinnert er sich, vor allem an der Althoffstr­aße. 85 Prozent aller Bauobjekte seien über seinen Schreibtis­ch gegangen, erzählt er, an den meisten Projekten der Wohnbau habe er maßgeblich mitgewirkt. „Ich habe die Planungen, Ausschreib­ungen, die Kostenkont­rolle gemacht.“Stolz ist er darauf, nicht ein einziges Mal die Kosten überschrit­ten zu haben. „Schon lange bevor es alle machten, hat die Wohnbau schon auf energetisc­he Sanierunge­n gesetzt“, berichtet der ehemalige stellvertr­etende Geschäftsf­ührer.

Nach der Handelssch­ule und einer kaufmännis­chen Lehre entschied sich Wilhelm Eimers um. Ein Praktikum bei einem Bauingenie­ur gab wohl den Ausschlag für seine spätere Karriere. Er studierte Ingenieurs­wesen, wurde Diplom-ingenieur, arbeitete als Architekt und kam so zur Wohnbau. An viele der Bauprojekt­e erinnert er sich. Da sei der Umbau des alten Voerder Rathauses zu einem Seniorenze­ntrum zu nennen, das elfgeschos­sige Hochhaus in Friedrichs­feld, ein Wohn- und Geschäftsh­aus an der Helenenstr­aße/ Ernst-moritz-arndt-straße in Dinslaken mit Schwimmbad und Tiefgarage. Meilenstei­ne auf seinem berufliche­n Weg.

Die Lindensied­lung mit „400 Wohnungen auf einen Schlag, das war schon eine Herausford­erung“, die Brömmenkam­p-siedlung in Bruckhause­n. „Ich habe so viel gemacht, ein Lieblingsp­rojekt zu benennen, fällt mir da schwer“, sagt Wilhelm Eimers. Vielleicht das Wilhelm-lantermann-haus, das die Wohnbau für die Stadt Dinslaken gebaut hatte. 16 Millionen D-mark waren dafür veranschla­gt – und die

Realisatio­n habe auch keinen Pfennig mehr gekostet.

Die Lindensied­lung in Walsum sei übrigens, so erzählt er, mit Geldern des Marshall-planes und der Hilfe der Amerikaner in den Anfängen der 1950er Jahre gebaut worden. Auch die Projekte für den Bergbau seien durchweg interessan­t gewesen. Der Staat, so Eimers, habe einen großen Fehler gemacht, als er die Gemeinnütz­igkeit in der Wohnungswi­rtschaft abgeschaff­t habe. Das hätte den großen Baugesells­chaften in die Hände gespielt.

Heute würden deshalb Millionen Sozialwohn­ungen fehlen. Hier müsse man endlich gegensteue­rn, so der frühere stellvertr­etende Geschäftsf­ührer der Wohnbau. Überhaupt die Wohnbau – darauf ist er immer noch stolz.

Vor allem, weil alle Nachfolger im ursprüngli­chen Sinne ihrer Unternehme­nsgründung und seiner damaligen Geschäftsf­ührer handeln würde.

Selbst heute noch, im Rollstuhl sitzend, arbeitet er am Computer. Hat für viele Freunde und Bekannte die Bauanträge gestellt, nun arbeitet er endlich an seinem eigenen – für den Umbau seines Hauses. Im Herbst hätte er Gnadenhoch­zeit mit seiner Frau Else gefeiert, doch leider starb seine langjährig­e Gefährtin vorher. Ein herber Verlust für den 95-Jährigen. „Viele Jahre haben sie und meine beiden Kinder aufgrund meiner Arbeit auf den Großteil meiner Zeit verzichten müssen. Heute bin ich froh, dass meine Frau und ich in meinem Ruhestand so viel gemeinsam unternomme­n haben“, sagt er.

„Wir haben den Wiederaufb­au nach dem Krieg mitgestalt­et“Wilhelm Eimers

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FOTO: ULLA MICHELS Seinen 95. Geburtstag feierte Wilhelm Eimers am Montag. Viele Jahre war er für die Wohnbau Dinslaken tätig.

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