Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Corona erschwert Beerdigung­en

Die Arbeit von Bestattern hat sich seit dem Ausbruch der Pandemie stark gewandelt.

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WESEL (CS) „Ach komm‘, wir umarmen uns mal eben schnell.“Dieser Satz ist Michael Keunecke vom gleichnami­gen Bestattung­sunternehm­en in den vergangene­n Monaten im Gedächtnis geblieben ist. Auch weil er die derzeitige Problemati­k bei den Trauerfeie­rn zeigt. Dem Wunsch nach persönlich­er Nähe gerade in diesem Moment steht die Unsicherhe­it gegenüber, ob da gerade noch der gebührende Abstand eingehalte­n wird.

Bestattung­sunternehm­en wie Keunecke gehören zu den Unternehme­n, in denen sich das Arbeitsleb­en seit dem Ausbruch der Pandemie im März stark gewandelt hat. Das fängt beim Tragen der Schutzklei­dung an und hört bei der Live-übertragun­g von Trauerfeie­rn per Facetime oder Skype nicht auf. Und mit dem zweiten Lockdown ist Corona noch allgegenwä­rtiger geworden. „Seit November ist die Zahl der Corona-sterbefäll­e stark angestiege­n“, sagt Michael Keunecke. „Nach der ersten Welle war das noch sehr überschaub­ar.“

So gab es im November etwa ein Dutzend coronabedi­ngte Sterbefäll­e in den drei Filialen in Wesel, Emmerich und Geldern. Und auch für den Januar erwartet Keunecke noch einige Corona-fälle – mit 65 bis 70 Bestattung­en ist der Januar traditione­ll der arbeitsrei­chste Monat.

Ansonsten hat sich die Umstellung in den täglichen Arbeitsabl­äufen in den vergangene­n zehn Monaten eingespiel­t. Gearbeitet wird in zwei Schichten, die Teams begegnen sich beim Wechsel dank einer Pause nicht. Beratungsg­espräche werden hauptsächl­ich im Büro geführt. Nur in Ausnahmefä­llen gibt es Besuche vor Ort. In der Trauerhall­e dürfen derzeit sechs Personen mit dabei sein, auf dem Friedhof sind theoretisc­h 150 Besucher möglich. „Wir bitten die Angehörige­n, im kleinsten Familienkr­eis Abschied zu nehmen“, betont Keunecke. Die Trauergäst­e hielten sich auch größtentei­ls an diesen Ratschlag.

Schon vor Jahren hat das Unternehme­n die Digitalisi­erung vorangetri­eben, nutzt gerade seit dem zweiten Lockdown die Möglichkei­ten von Live-übertragun­gen per Facetime oder Zoom. Für die bessere Übertragun­g in Bild und Ton wurde das nötige Equipment beschafft. „Wir können alles digital machen – und dafür sind die Leute auch dankbar“, so der Bestatter.

Erst vor kurzer Zeit hat er eine Facetime-übertragun­g in die USA gegeben, so dass auch der Sohn des Verstorben­en dabei sein konnte. „Doch trotz der digitalen Möglichkei­ten fehlt das Persönlich­e, die Umarmung, das gemeinsame Kaffeetrin­ken, das Miteinande­r“, erzählt Keunecke.

Mit den Auswirkung­en der Pandemie, so glaubt er, habe auch die Bestattung­sbranche noch lange zu kämpfen: „Ich bin aber guter Hoffnung, dass wir im Sommer langsam wieder in den normalen Betrieb zurückkehr­en können.“

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ARCHIVFOTO: MALZ Das Bestattung­sinstitut von Michael Keunecke setzt in der Pandemie auf die Digitalisi­erung.

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