Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Mediziner-weggang wird zum Politikum
SPD, BIS und Grüne werfen der Sonsbecker Verwaltung Versäumnisse bei der ärztlichen Versorgung vor.
SONSBECK (beaw) Nach der Ankündigung des Allgemeinmediziners Markus Witkiewicz, Sonsbeck zu verlassen, werfen SPD, Grüne und die Wählergemeinschaft Bürger in Sonsbeck (BIS) der Verwaltung vor, nicht genügend dafür getan zu haben, um die ärztliche Versorgung im Ort sicherzustellen. „Es ist Aufgabe der Gemeinde, Bedingungen zu schaffen, dass sich Ärzte in Sonsbeck niederlassen wollen“, waren sich die Fraktionsvorsitzenden Peter Kalter (Grüne), Christa Weidiger (SPD) und Manfred Hegmann (BIS) bei einem Gespräch mit unserer Redaktion einig. Bürgermeister Heiko Schmidt wies die Kritik zurück. Für die Sicherstellung der medizinischen Versorgung sei die Kassenärztliche Vereinigung (KV) zuständig. Er arbeite an Lösungen.
Wie berichtet, will sich Witkiewitz Ende September aus der Gemeinschaftspraxis mit Mehmet Dumanoglu verabschieden und seiner Ehefrau Tatiana Witkiewicz nach Uedem folgen, die dort ein Medicenter bauen lässt. Ursprünglich hätten sie ein Ärztezentrum in Sonsbeck realisieren wollen, erklärte der Mediziner vor einigen Tagen. „Leider war uns dieses Vorhaben in Sonsbeck durch viele Gründe nicht gewährt worden.“
Nach Auffassung von BIS, Grünen und SPD hat es die Verwaltung versäumt, das Ärzte-paar bei seinen Plänen adäquat zu unterstützen. Der Weggang der Witkiewicz’ markiere eine sich seit Jahren verschärfende Situation, sagte der Allgemeinmediziner und Diabetologe Peter Zimmermann, der auch Bis-ratsmitglied ist: „Als ich 2000 meine Praxis eröffnete, hatte ich 800 Patienten. Inzwischen sind es gut 1800.“Seine Arbeit mache ihm noch Spaß, er werde Sonsbeck treu bleiben. „Die Situation darf sich für Menschen, die einen Arzt suchen, aber nicht weiter verschärfen.“Seiner Meinung nach habe die Cdu-mehrheit im Rat Lösungsansätze der Opposition blockiert. Die SPD etwa, so Weidinger, habe mehrfach beantragt, ein ärztliches Versorgungskonzept vorzustellen, was von der Mehrheitsfraktion abgelehnt worden sei.
Bürgermeister Schmidt wies die Vorwürfe zurück. Man habe mit dem Ärzte-paar Witkiewicz nach Räumen für ein Ärztezentrum gesucht. Es seien auch schon Grundstücke für die Ortskernentwicklung mit der Option zur Einrichtung von Praxisräumen angekauft worden. „Die Verwaltung kümmert sich, schafft Anreize, doch die Verpflichtung zur Sicherstellung der ärztlichen Versorgung bleibt bei der KV.“Diese halte sich strikt an den Versorgungsgrad, und da dieser in Sonsbeck rein rechnerisch bei 91 Prozent und damit im grünen Bereich liege, „sind wir seit Jahren immer wieder vertröstet worden“, sagte Schmidt. Er sei mit der Auffassung der KV nicht glücklich. „Der Weggang von Markus Witkiewitcz ist in der Quote nicht einkalkuliert.“Er wolle nun Druck machen und habe auch schon eine Anfrage gestellt, damit Kv-vertreter in einer der nächsten Ausschusssitzungen erklärten, wie die Gemeinde von der KV unterstützt werden und was Sonsbeck selbst tun könne.