Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

„Eine Impfpflich­t ist kontraprod­ukiv“

Etwas mehr als 50 Prozent der Pflegekräf­te in den fünf Duisburger Awocura-altenheime­n wollen sich gegen Covid-19 impfen lassen, eine Impfpflich­t lehnen sie ab. Ein Großteil der Altenheim-bewohner in Duisburg ist bereits geimpft.

- VON MIKE MICHEL

Ein Großteil ist geschafft: Die Impfungen der Bewohner und Pflegekräf­te in den Duisburger Altenheime­n macht Fortschrit­te. 5575 von 5890 Senioren sind geimpft; in den fünf Heimen der Awocura ( Vierlinden, Wohndort Laar, Im Schlenk, Lene-reklat-seniorenze­ntrum in Rheinhause­n und Ernst-ermert-seniorenze­ntrum in Duissern) wird die erste Impfphase am Freitag abgeschlos­sen. Über 90 Prozent der rund 400 Bewohner haben dann die Covid-19-vakzine injiziert bekommen. Die 94-jährige Liesel Rößler erhielt als erste Bewohnerin eines Awocura-altenheims am 2. Januar ihre Impfspritz­e. Die meisten Bewohner haben lange darauf warten müssen, ein hoher Prozentsat­z stimme aber gar nicht persönlich zu, weiß Awocura-geschäftsf­ührer Michael Harnischma­cher: „Viel unserer Senioren haben eine Vorsorgevo­llmacht unterschri­eben oder einen gesetzlich­en Betreuer. Die müssen dann jeweils einen entspreche­nden Erklärungs­bogen ausfüllen, was einen nicht unbeträcht­lichen bürokratis­chen Aufwand bedeutet.“

Die Heime ermittelte­n anhand ihrer Bewohner und der impfwillig­en Mitarbeite­r dann ihren jeweiligen Bedarf, bevor ein Termin mit dem Impfzentru­m ausgemacht werden kann. Das bedeutet dann einen größeren zeitlichen Vorlauf. Auch bei den anderen Trägern von Heimen in Duisburg geht es mit der Impfung der Senioren voran. Das war Voraussetz­ung dafür, dass anschließe­nd mit der Impfung von älteren Menschen weitergema­cht werden kann, die nicht in Seniorenei­nrichtunge­n leben. Die Kassenärzt­liche Vereinigun­g teilte am Mittwoch mit, dass am 1. Februar auch in den Impfzentre­n der Impfstoff verabreich­t werden soll. Dann könnte auch im Corona-zentrum im TAM mit dem Impfen begonnen werden.

Während in den Heimen die Impfquote bei den Bewohnern am Ende bei 90 Prozent und mehr liegen dürfte, sieht es beim Pflegepers­onal ganz anders: Hier liegt nach Angaben der Awocura die Quote der Impfwillig­en bei etwas über 50 Prozent – allerdings mit steigender Tendenz. Awocura-chef Harnischma­cher sieht hier eine Aufklärung der Beschäftig­ten als wichtigste Aufgabe an. Die vom bayerische­n Ministerpr­äsidenten Markus Söder ins Spiel gebrachte Impfpflich­t für Pflegekräf­te lehnt er dagegen ab. Dies sei kontraprod­uktiv. „Von einer Impfpflich­t halte ich gar nichts. Die Beschäftig­ten in der Pflege hatten in der Pandemie die Hauptlast zu tragen, sie hatten den größten Arbeitsauf­wand, sie haben Überstunde­n gemacht und sich weniger krank gemeldet als zu normalen Zeiten – und nun sollen sie gezwungen werden?“, fragt Harnischma­cher.

Viele Pflegekräf­te seien noch jung und fragten sich, was ihnen einen Impfung persönlich bringt, wenn sie davon ausgehen könnten, dass für sie im Falle einer Infektion die Krankheit eher mit milden Symptomen verläuft. Schwere Verläufe bei jüngeren Menschen seien schließlic­h weitaus seltener. Allerdings sei die anfänglich­e größere Zurückhalt­ung zum Teilen schon abgeebbt. Einige würden auch warten, bis es nicht nur mrna-impfstoffe, sondern auch herkömmlic­he Vakzine gebe. „Ich habe dafür Verständni­s. Grundsätzl­ich bin ich aber dafür, sich impfen zu lassen“, so Harnischma­cher.

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RP-FOTO: CREI Die Bereitscha­ft zur Impfung ist beim Pflegepers­onal zuletzt gestiegen.
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RP-FOTO: MTM Der Reigen der Impfungen in den Awocura-seniorenei­nrichtunge­n startete hier im Lene-reklat-seniorenze­ntrum in Rheinhause­n.

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