Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
MENSCH & STADT
Malte Grimme, Lucas Horn und Jan Schewzik gründeten zusammen die Firma Belfort. Gemeinsam haben die drei Jungunternehmer nun ein Kartenspiel entwickelt, bei dem es darum geht, möglichst wenig Punkte zu sammeln.
Drei Dinslakener und ein „Glücksgriff“
DINSLAKEN Als der Lkw der Spedition vor der Tür stand und zwei Paletten abgeladen wurden, staunten die drei Dinslakener Jungunternehmer nicht schlecht. Denn in den Kartons auf den Paletten befanden sich die 5000 Kartenspiele mit dem Namen „Glücksgriff“, die Malte Grimme, Lucas Horn und Jan Schewzik hatten herstellen lassen. Das Spiel haben die drei, die die Firma Belfort gegründet haben und die sie als gleichberechtigte Geschäftsführer betreiben, selbst entwickelt. Ihr Kartenspiel ist das erste Produkt, das die Firma auf den Markt gebracht hat.
„Das Spiel zu entwickeln, hat Riesenspaß gemacht, aber auch Nerven gekostet, denn viele Dinge mussten berücksichtigt werden, an die wir vorher nicht gedacht hatten“, erinnert sich der 25-jährige Lucas Horn, der Wirtschaftsingenieurwesen studiert, an die aufregende Zeit, in der „Glücksgriff“entstand. Die Idee dazu hatten er und seine beiden Freunde Jan Schewzik, 23 Jahre und Student der Betriebswirtschaftslehre (BWL), sowie der 24-jährige Malte Grimme, der sein Bwl-studium beendet hat, vor etwa einem Jahr bei einem Spieleabend. Vorher stand nur fest, dass sie sich gemeinsam selbstständig machen wollten, um eigene Projekte zu realisieren. Dafür sammelten sie Ideen. „An ein Kartenspiel hatten wir damals allerdings nicht gedacht“, erzählt Lucas Horn.
Im April erarbeiteten sie dann das Grundkonzept für ihr eigenes Spiel, nach weiteren sechs bis acht Wochen waren die Karten fertig. Natürlich musste auch eine Spielanleitung geschrieben werden. In der Zeit der Entstehung des Spiels wurde den drei jungen Männern bewusst, dass sich ein gutes Kartenspiel nicht so einfach nebenher entwickeln lässt, sondern viel Zeit in Anspruch nimmt. Es war längst mehr als ein Freizeitprojekt geworden.
„Corona hat uns in die Karten gespielt“, sagt Lucas Horn. Denn wegen der Pandemie wurde der Studienbetrieb heruntergefahren, die Universität rückte für die Studenten etwas in den Hintergrund, da die Präsenz bei ihren Vorlesungen entfiel. „Dadurch fanden wir Zeit, uns zusammenzusetzen und verstärkt an dem Spiel zu arbeiten“, berichtet Jan Schewzik. Die Motive für die einzelnen Karten – wie etwa Ritter, knorriger Baum, schwarze Katze, goldene Hand, Drache, Krone – wurden von Hand gezeichnet, dann ausgeschnitten, eingescannt und auf die richtige Größe skaliert. Beinahe hätte das Trio vergessen, den Kar
ton des Spiels, der der Aufbewahrung der Karten, der Anleitung und des Spielblocks dient, mit einem Strichcode zu versehen, damit elektronisch gelesen werden kann, um was für einen Artikel es sich handelt. Weil dieser Balkencode dann allerdings etwas klein ausgefallen war, probierten die drei Spieleentwickler abends nach Ladenschluss in dem Geschäft der Eltern eines Freundes aus, ob mit dem dortigen Scanner der Code lesen werden konnte – glücklicherweise klappte das.
Nachdem der Prototyp des Spiels fertig war, sollte es professionell in etwas größerer Stückzahl produziert werden. Angehörige, Freunde und
Bekannte, die „Glücksgriff“gespielt hatten, zeigten sich begeistert und wollten gern eines haben, wie das Trio berichtet. „Wir hatten an 100 bis zu 250 Stück gedacht, die produziert werden sollten“, berichtet Lucas Horn schmunzelnd. Letztlich wurden es 5000, denn „unter 1000 wird man von Herstellern nicht ernst genommen“, sagt Jan Schewzik. Die Karten und die Spielbox wurden bei einem Unternehmen produziert, die Anleitung sowie die Spielblock bei einem anderen. Dass beide beteiligten Firmen aus Deutschland sind, war den drei Jungunternehmern wichtig, auch wenn das „Made in Germany“zwangsläufig bedeutet, dass der Preis für das Kartenspiel höher ist, als wenn es im Ausland produziert wird.
„Das Spiel sollte in Deutschland hergestellt werden, um Lieferwege kurz zu halten“, sagt Lucas Hartmann. Und er betont, dass ihm und seinen beiden Freunden auch faire Arbeitsbedingungen sowie Co2-neutralität und Nachhaltigkeit am Herzen liegen. Malte Grimme berichtet, dass für jedes verkaufte Spiel ein Mangrovenbaum in Madagaskar gepflanzt wird, dies in Kooperation mit Eden Project. „Wir wollen auch etwas Gutes tun“, bekräftigt das Trio. Auf den Namen für das Spiel kam Lucas Horn, wie Malte Grimme berichtet: „Lucas ist der Kreative, er überlegte nur zwei Sekunden, dann hatte er den Namen Glücksgriff.“
Um ihr Kartenspiel gut präsentieren und vermarkten zu können, erstellten die drei Dinslakener eine Internetseite, richteten ein Forum ein und produzierten Erklärvideos, die auf Youtube zu sehen sind. Das Kartenspiel wird in Dinslaken unter anderem in der Stadtinformation angeboten. „Wir verkaufen Glücksgriff schon recht gut“, freut sich Malte Grimme über die Resonanz. Eine Bank gehört bereits zu den Kunden, und auch bei einem Friseur ist „Glücksgriff“erhältlich.
Das Geld, das sie mit dem Verkauf ihres ersten Produktes einnehmen, wollen die drei Jungunternehmer in ihre Firma investieren. Wenn die Erstauflage ihre Spiels verkauft ist, wollen Horn, Grimme und Schewzik ihr Spiel neu drücken lassen, dann sollen allerdings 10.000 Exemplare produziert werden. Wenn Glücksgriff-spieler Verbesserungsvorschläge und eigene Ideen zu dem Spiel einbringen, etwa zur Gestaltung der Blankokarten oder dem Regelwerk, können diese berücksichtigt werden. „Möglicherweise gibt es irgendwann eine Sonderedition“, sagt Malte Grimme.