Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Impfbereit­schaft in den Kliniken hoch

Nach dem Start in den Heimen geht es jetzt ans Impfen des Klinikpers­onals. Das Evangelisc­he Krankenhau­s und das Marien-hospital haben für Montag alle Vorbereitu­ngen getroffen. Nur der Impfstoff muss noch kommen.

- VON FRITZ SCHUBERT

Im Marien-hospital und im Evangelisc­hen Krankenhau­s sind die Beteiligte­n auf die beginnende­n Corona-impfungen gut vorbereite­t.

WESEL Was derzeit bundesweit für Diskussion­en und in der Bevölkerun­g für Verunsiche­rung sorgt, ist eine vergleichs­weise geringe Impfbereit­schaft derjenigen, von denen man eigentlich das Gegenteil erwartet. Ausgerechn­et medizinisc­hes Personal, das größtes Interesse am Schutz für andere und sich selbst haben sollte, hält sich vermeintli­ch zurück. In Wesel scheint das anders zu sein. Dies geht aus Aussagen beider Kliniken hervor, die unsere Redaktion vor dem für sie für Montag geplanten Impfstart befragt hat.

Während andernorts Meldungen von 50 bis 60 Prozent Impfwillig­en irritieren, wurden jüngst 80 Prozent im Heim St. Lukas ermittelt, das wie das Marien-hospital Wesel (MHW) zur Holding Pro homine gehört. Laut Hospital-sprecher Gerd Heiming sind in der Klinik die Beschäftig­ten in Medizin und Pflege auf der Intensiv- und der Isoliersta­tion zu 90 Prozent, in anderen Bereichen sogar zu 100 Prozent bereit, sich jetzt die Impfung geben zu lassen. Auch Eveline Klingler, Sprecherin des Evangelisc­hen Krankenhau­ses Wesel (EVK) erwartet eine hohe Bereitscha­ft. Beide Häuser sind vorbereite­t, auf Abruf mit der Impfaktion beginnen zu können. Wann genau der Impfstoff geliefert wird, war ihnen bis Freitag nicht bekannt.

Die Ständige Impfkommis­sion (Stiko) hat eine Reihenfolg­e zum Vorgehen empfohlen. Kräfte aus besonders gefährdete­n Bereichen sind als erste dran. Das sind laut Klingler zum Beispiel Leute in Notaufnahm­en und der medizinisc­hen Betreuung von Corona-kranken, ferner Kräfte aus dem Rettungsdi­enst und Bereichen, in denen „infektions­relevante aerosolgen­erierende Tätigkeite­n“durchgefüh­rt werden wie die Bronchosko­pie. Aber auch Mitarbeite­r der ambulanten und stationäre­n geriatrisc­hen Rehabilita­tion, der Onkologie, der Geburtshil­fe. Geimpft wird laut Heiming auch Personal, das regelhaft in den genannten Bereichen tätig ist, dazu zählen auch Reinigungs­kräfte.

Im MHW werden rund 300 Mitarbeite­r der Startphase im ehemaligen Aufwachrau­m geimpft, wo fünf Plätze eingericht­et sind. Pro Tag sollen bis zu 150 Leute geimpft werden. Dafür stehe ausreichen­d eigenes Personal zur Verfügung, sagt der Sprecher. Fünf Ärzte, fünf medizinisc­he Fachangest­ellte sowie zwölf Kräfte für Dokumentat­ion. Jeder Impfling muss per Edv-zugang einen individuel­len Termin in der Zeit von 10 bis 16.30 Uhr vereinbare­n. Gelagert werden die Impfdosen in einem speziellen Medikament­enkühlschr­ank mit Temperatur­aufzeichnu­ng und -überwachun­g und Online-anbindung. Die Behörden raten, die Dosen möglichst tagesaktue­ll zu verimpfen.

Im EVK sollen die Betriebsär­ztin und Ärzte des Hauses die Impfungen an jenem Tag vornehmen, an dem die Impfdosen geliefert werden. Die Rekonstitu­tion des Impfstoffe­s, so Klingler, übernehme pharmazeut­isches Fachperson­al. Das EVK hat ein kleines Impfzentru­m auf der dritten Etage eingericht­et. Auch hier gibt es einen Kühlschran­k, der zur Dokumentat­ion der korrekten Lagerung an die Überwachun­g angeschlos­sen ist.

Für das Hospital zählt der Gang zum Impfen als Arbeitszei­t. Mitarbeite­rn, die aktuell im Urlaub, im Mutterschu­tz oder krank sind, können nachgeimpf­t werden, wenn sie das möchten. Zur Frage, ob absehbar ist, wann die nächste Impfrunde folgen kann, sagt Heiming: „Das

MHW plant, an fünf aufeinande­rfolgenden Tagen bis zu je 150 Personen zu impfen, dann wären wir binnen maximal zehn Tagen durch. Ob das klappt, hängt von den weiteren Lieferunge­n des Impfstoffs ab.“Nach den besonders gefährdete­n Personen kämen Ärzte und Pflegekräf­te aus anderen Bereichen des Hauses, anschließe­nd weitere Berufsgrup­pen, etwa aus Verwaltung und Technik an die Reihe.

Gerade nicht anwesendes Personal des EVK wird angerufen, sobald der Impfstoff geliefert wurde, und gebeten ins hauseigene Impfzentru­m zu kommen. Auf die Frage, ob es sinnvoll wäre, in einem Aufwasch das komplette Personal zu impfen, sagt Klingler: „Es wäre wünschensw­ert, weil es organisato­risch einfacher wäre. Aber die Bezirksreg­ierung hat die Priorisier­ung in Anlehnung an die Stiko klar festgelegt und daran halten wir uns.“

Der Kreis erhält laut NRW-GEsundheit­sministeri­um für die Krankenhäu­ser 664 Impfdosen pro Woche. Es wird also eine Weile dauern.

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FOTO: DPA Impfstoff in einer Flasche

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