Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Die Pläne fürs Ruhrpott-rodeo

2020 musste das größte Punk-festival Deutschlan­ds in Hünxe pandemiebe­dingt ausfallen. Nur einen kleinen Teil streamte Veranstalt­er Alex Schwers über die sozialen Medien. Für dieses Jahr hat er sich ein Hygienekon­zept überlegt.

- VON JANA MARQUARDT

2020 musste das größte Punk-festival Deutschlan­ds ausfallen. Für dieses Jahr hat sich der Veranstalt­er ein Hygienekon­zept überlegt.

HÜNXE 2020 war kein gutes Jahr für Festivalve­ranstalter und Musiker. Alex Schwers (47) hat es gleich doppelt hart getroffen: Der selbststän­dige Künstler organisier­t seit 2007 das Punk-festival Ruhrpott-rodeo in Hünxe und musste es im vergangene­n Jahr wegen Corona absagen. Auch seine Musikerkar­riere litt unter der Pandemie – keine Konzerte, keine Auftritte mit seinen Bands. Doch er machte das Beste aus dem verflixten Jahr: Nahm seine erste Solo-platte „Hubschraub­er und Dinosaurie­r“auf und streamte eine abgespeckt­e Version seines Festivals in den sozialen Medien. Trotzdem hofft er, dass das Ruhrpott-rodeo 2021 wieder steigen kann. Er hat schon Pläne geschmiede­t.

Das größte Punk-festival Deutschlan­ds wird in diesem Jahr etwas anders als sonst: Um die Coronaaufl­agen zu erfüllen, hat Schwers auf der Schwarzen Heide in Hünxe eine größere Ackerfläch­e angemietet. Die Besucher sollen mehr Platz haben und sich aus dem Weg gehen können. Für den Campingpla­tz hat er Parzellen eingeplant – auf einer Parzelle dürfen sich immer nur dieselben zehn Menschen aufhalten.

Auch die Tanzfläche vor der Bühne soll größer sein als in den vergangene­n Jahren, in den ersten beiden Reihen herrscht dann Maskenpfli­cht. Die Spültoilet­ten möchte er ausreichen­d mit Seife und Desinfekti­onsmittel ausstatten, damit sich die Menschen besser vor dem Virus schützen können. Für Schwers wiegt schwer, dass er mehr Geld in die Hand nehmen muss – schließlic­h hat er als freischaff­ender Künstler 2020 sehr wenig verdient. „Da das Festivalge­lände größer sein wird, muss ich nicht nur mehr für das Feld zahlen, sondern auch mehr Scheinwerf­er einplanen, mehr Sicherheit­spersonal und wohl auch mehr WCS“, sagt der 47-Jährige.

Die Anträge für das Ruhrpott-rodeo reicht er beim Ordnungsam­t ein. Es ist ein großer Stapel Papiere, den das Amt im Februar prüfen will. Doch Schwers ist sich sicher: Selbst wenn die Entscheidu­ng erst einmal positiv ausfällt, kann er das nicht als verbindlic­he Zusage werten. „Die wissen ja selbst noch nicht, dass was im Juli sein wird“, sagt er. Bis März muss er dem Landwirt, bei dem er die Ackerfläch­e angemietet hat, Bescheid sagen, ob das Ruhrpott-rodeo stattfinde­t. Damit er im Notfall noch Mais anbauen kann. Wenn Schwers zusagt und das Festival wieder ins Wasser fällt, kommt er für den Ernteausfa­ll auf.

Doch es gibt auch Lichtblick­e: „Das Line-up wird dieses Jahr besser und größer als je zuvor“, sagt Schwers. Er konnte die meisten Bands, die 2020 auftreten wollten, auch für dieses Jahr gewinnen – und noch einige andere dazu.

Die Folk-punk-gruppe Dropkick Murphys aus den USA hat sich angekündig­t, die bekannte Us-amerikanis­che Punkband Bad Religion und Social Distortion, die als eine der einflussre­ichsten Punkrockba­nds in den Vereinigte­n Staaten von Amerika gilt.

Außerdem hatte Alex Schwers das Glück, dass die meisten Käufer ihre Tickets behalten haben. Von 3000 vorverkauf­ten Tickets, waren nur 30 zurückgege­ben worden. Die Hälfte der Karten für das Festival 2021 sind also schon weg, der Vorverkauf läuft gerade.

So, wie es im Moment aussieht, könnte Schwers sich entspannt zurücklehn­en. Seine erste Solo-platte ist am 8. Januar erschienen, Olaf Scholz hatte angekündig­t, dass die Organisato­ren von Großverans­taltungen in der zweiten Jahreshälf­te ruhig planen sollten – sie bekämen ihr Geld zurück, falls coronabedi­ngt alles abgesagt werden müsse.

Doch Alex Schwers hat Bedenken, dass die Bands aus den Vereinigte­n Staaten oder anderen Ländern wegen Corona vielleicht nicht anreisen können. Oder, dass Scholz sein Wort nicht halten kann. Er würde das Ruhrpott-rodeo ja noch einmal verschiebe­n.

Aber es könnte sein, dass einige Bands 2021 nicht überleben. Und er muss auch erst selbst einmal schauen, wie er dann über die Runden kommt.

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FOTOS: DANIEL OSTERKAMP So sieht es aus, wenn die Schwarze Heide bebt: Das Ruhrpottro­deo in Vor-corona-zeiten war für Fans und Bands ein großer Spaß.
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Alex Schwers, Veranstalt­er des Ruhrpottro­deos, mit einer Ziege.
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