Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Zeugen berichten von Wolfsrudel ohne Scheu

Anwohner in Gartrop hatten Begegnunge­n mit einem Wolfsrudel mit vier Tieren, die keine Angst vor den Menschen zeigten.

- VON HELMUT SCHEFFLER

HÜNXE / NIEDERRHEI­N Als Landwirt Thorsten Fengels am Samstagabe­nd gegen 18.15 Uhr wie üblich seinen Abkalbesta­ll verließ, sah er auf der nahen Wiese in etwa 25 Metern Entfernung im Schein seiner Handy-taschenlam­pe vier Wölfe. Das heißt: Er ist fest davon überzeugt, dass es sich um Wölfe gehandelt hat, auch wenn der Versuch, die Tiere zu fotografie­ren, ihm misslang. Sie hätten keinerlei Anstalten gemacht, vor ihm Reißaus zu nehmen, erzählt er.

Ein Nachbar berichtet von einer weiteren, sehr ähnlichen Begegnung, die am Vorabend auf der Wiese neben dem Bauernhof Fengels stattgefun­den habe. Er sei am Freitag gegen 18.30 Uhr mit seinem Hund in Richtung Wiese gewandert, als im Schein seiner Kopflampe etwa 50 Meter entfernt zwei Wölfe aufgetauch­t seien, erzählt der Mann. Dann habe er ein Stück dahinter noch zwei Wölfe erkannt. Und die seien nicht nur stehen geblieben, sondern hätten sich ihm und seinem inzwischen angeleinte­n Hund sogar genähert. Er habe sich sich dann mit seinem Vierbeiner langsam zurückgezo­gen, berichtet der Anwohner: „Selbst als ich meiner Frau von weitem zurief, unseren zweiten Hund anzuleinen und im Haus zurückzuha­lten, ließen sich die Wölfe nicht beeindruck­en und zeigten keinerlei Fluchtverh­alten.“

„Nicht die Wölfe sind gegangen, sondern wir“, ordnet Thorsten Fengels die Vorfälle ein. Eine Verhaltens­weise, die er nach den Erläuterun­gen des Landesumwe­ltamtes, einiger Naturschut­zverbände und zahlreiche­r Wolfsbefür­worter so nicht erwartet habe. Immer wieder hätten Mitarbeite­r des Landesumwe­ltamtes betont, dass der Wolf Menschen scheue.

„Die haben sich so oft geirrt, dass man ihnen kein Wort mehr glauben darf“, sagt Fengels’ Nachbar. Dass Zäune von 1,20 Meter Höhe ausreichen­d für den Schutz von Weidetiere­n seien, habe sich ebenso als Irrtum erwiesen wie die Behauptung, Wölfe würden höhere Zäune nicht überspring­en, sondern untergrabe­n.

Noch am Samstagmor­gen soll überdies auf einem nahen Reiterhof eine Gruppe von dreiwölfen gesichtet worden sein. Eines der Tiere wurde gefilmt.

„Ich habe Angst“, gestand eine Mitarbeite­rin von Thorsten Fengels, die morgens mit dem Fahrrad in der Dunkelheit zum Bauernhof fährt. Auch Thorsten Fengels sieht die Unbeschwer­theit seiner Kinder, die von klein auf gewohnt sind, sich auf dem Hofgelände frei bewegen zu können, seit seinem Erlebnis am Samstag stark beeinträch­tigt.

„Nun ist die Politik noch stärker gefragt“, fordert er. Als sachkundig­er Bürger der Hünxer FDP hat er sich in der Vergangenh­eit schon dafür starkgemac­ht, dass die Hünxer Politik Maßnahmen gegen die „Problemwöl­fin“einfordern solle. „Gegen Gloria kann man nicht zäunen“, ist er überzeugt. Die Erfahrunge­n der letzten Monate hätten gezeigt, dass ein Zaun, der Kühe auf einer Weide zusammenha­lte, noch lange nicht geeignet sei, das Wolfsrudel aufzuhalte­n.

Die Gartroper Bürger erklären, dass sie ihre Erlebnisse mit dem Wolfsrudel am Wochenende an das Landesumwe­ltamt weitergeme­ldet haben. Sie hofften, dass man sich zeitnah bei ihnen melde. Um seine Angstgefüh­le künftig besser beherrsche­n zu können, sieht Fengels` Nachbar für sich eine weitere Lösung: „Ich denke darüber nach, einen kleinen Waffensche­in zu beantragen.“

 ?? FOTO: SCHEFFLER ?? Landwirt Thorsten Fengels auf der Wiese zwischen dem Bauernhof und dem nahen Gartroper Busch, auf der die Tiere gesichtet wurden.
FOTO: SCHEFFLER Landwirt Thorsten Fengels auf der Wiese zwischen dem Bauernhof und dem nahen Gartroper Busch, auf der die Tiere gesichtet wurden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany