Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Volksbank bemüht sich um Optimismus
Trotz der pandemiebedingten Wirtschaftskrise 2020 blickt die Volksbank Rhein-lippe auf ein Geschäftsjahr mit Gewinnen zurück. Weil viele Kunden weniger konsumiert haben, lag die Sparquote so hoch wie noch nie.
Trotz der Corona-krise im Jahr 2020 hat die Bank das Geschäftsjahr mit Gewinnen abgeschlossen. Der Grund: Viele Kunden haben gespart.
WESEL Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt. Als sie im vergangenen Januar bei der Volksbank in einem Video auf das beginnende Jahr 2020 schauten, da unterlegten sie es mit einem Lied der Leichtigkeit. Max Giesinger besang alles, was da noch kommt. „Es geht gerade erst los, ich will so viel noch sehen“, heißt es darin. Das einzige, was damals begann, war eine globale Pandemie, die mittlerweile mehr als zwei Millionen Menschen das Leben gekostet hat. Viele andere verloren ihre Einnahmequellen, ihren Job, ihre Perspektive. Und auch ein Jahr später ist es noch nicht vorbei.
Trotzdem war das Lied offenbar nicht ganz falsch gewählt. Denn für die Volksbank Rhein-lippe war das Jahr 2020 ein gutes Geschäftsjahr. Die Bilanzsumme stieg im Vergleich zum Vorjahr um 3,3 Prozent auf 1,543 Milliarden Euro. Das betreute Kundenvolumen wuchs sogar um 4,7 Prozent auf nunmehr 3,357 Milliarden Euro. „Will der größte Optimist sein, wenn‘s tagelang nur regnet“, singt Max Giesinger. Und der Vorstand der Volksbank macht sich damit gemein.
Mit „Mut und Zuversicht“blickten die Vorstandsmitglieder Marc Indefrey, Ulf Lange und Claus Overlöper bei einer digitalen Bilanzpressekonferenz auf das Jahr 2021. Es gebe neben der Pandemie viele positive Entwicklungen, die es nicht zu vergessen gelte. „Wir sind sehr gut aufgestellt“, sagte Lange.
Anders als gelegentlich spekuliert wird, rechnet die genossenschaftliche Bank nicht mit vielen Insolvenzen. „Wir erwarten keine riesige Insolvenzwelle, das sehen wir überhaupt nicht“, sagte Lange. Im Einzelfall könnte und werde es aber Insolvenzen geben. Die Bank stehe mit ihren Kunden in engem Austausch.
Bei 829 Kunden habe man im vergangenen Jahr die Tilgung von Krediten ausgesetzt, teilte Lange mit. In vielen Fällen habe die Volksbank die staatlichen Überbrückungshilfen, zuletzt auch die November- und Dezember-hilfen, vorfinanziert. Diese Hilfen sollen Firmen, die durch die Corona-maßnahmen Einbußen haben, einen Ausgleich bieten.
Dass die Bilanz der Bank trotz des wirtschaftlichen Einbruchs und trotz vieler Einnahmerückgänge bei
Kunden so gut ausfalle, sei kein Widerspruch, sagte Ulf Lange. Gerade weil Firmen und Bürger zum Teil weniger Geld in der Tasche hatten, verzichteten sie auf Konsum, so Lange. Dadurch sei etwa die Sparquote auf 16 Prozent gestiegen. „Sie war so hoch wie noch nie“, sagte Lange. Die Sparquote beziffert den Anteil des verfügbaren Einkommens, den private Haushalte zurücklegen.
Die Volksbank betont ihre Nähe zur Region und den darin lebenden Menschen. Auf Nachfrage bekannte sich die Bank auch zu den bestehenden Standorten. Etwa in Dinslaken-hiesfeld habe man gerade in die Filiale investiert.„wir wollen die
Kundenanliegen vor Ort lösen“, sagte Marc Indefrey. „Es gibt ein klares Bekenntnis zur Nähe vor Ort.“Allerdings werde auch die digitale Erreichbarkeit ausgebaut.
In Voerde-friedrichsfeld entsteht derzeit die neue Zentrale der Volksbank. Bei dem Neubau befinde man sich zeitlich und finanziell im vorgesehenen Rahmen, sagte Lange. Ende des dritten Quartals 2021 soll die Verwaltungsebene in den Neubau an der Poststraße ziehen. Was mit den Räumlichkeiten am Großen Markt in Wesel geschieht, sei noch unklar. 1500 Quadratmeter Bürofläche werden dort frei, der Standort im Erdgeschoss bleibt aber für die Kunden erhalten.
Die Baukosten betragen rund 17 Millionen Euro, rund 4000 Quadratmeter Bürofläche entstehen in Friedrichsfeld. „Wir wollen die Kommunikation und den Austausch dort bündeln“, sagte Indefrey. Die Corona-pandemie, durch die viele ihren Berufen im Homeoffice nachgehen, habe keine größeren Auswirkungen auf den Neubau gehabt. Man glaube an das Konzept der Zusammenkunft. „Aus dem vergangenen Jahr gibt es die Erkenntnis, dass sich nicht alles mit mobilem Arbeiten regeln lässt“, so Indefrey. Allerdings habe man bei den Lüftungsanlagen in dem Neubau pandemiebedingt nachgebessert.