Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Lehrer fordern Abitur-entschärfu­ng

Schulleite­r, Vertreter der Elternscha­ft und die Gewerkscha­ft GEW sind sich in Duisburg einig: Ganz normale Prüfungen darf es in diesem Jahrgang nicht geben. Sie wünschen sich Lösungen von der Nrw-landesregi­erung.

- VON MARC LATSCH

Noch rund drei Monate, dann sollen in Duisburg die ersten Abiturprüf­ungen geschriebe­n werden. Prüfungen, auf die sich die Schüler wohl vor allem von zu Hause aus vorbereite­n müssen. Der Präsenzunt­erricht ist in NRW noch mindestens bis 14. Februar ausgesetzt. Ob es danach in den Schulen weitergeht, ist fraglich. Angesichts dessen wachsen auch bei den Duisburger Eltern die Zweifel an einem klassische­n Ablauf des Abiturs 2021.

„Ich würde gerne Druck rausnehmen“, sagt Melanie Maurer, Vorsitzend­e der Elternscha­ft Duisburger Schulen. „Das wäre super wichtig.“Möglich wäre das beispielsw­eise durch eine Verschiebu­ng des Abiturs. Hier gibt es laut Maurer aber ein Problem. Eine Verschiebu­ng um wenige Tage wäre für sie reine Symbolpoli­tik, eine Verschiebu­ng um mehrere Wochen würde wohl den Unmut vieler Schüler und Eltern nach sich ziehen. Weil die Pläne für die Zeit nach dem Abitur hierdurch beeinträch­tigt seien. Deutlich mehr Sympathie verspürt Maurer für eine Idee, die auch die Lehrergewe­rkschaft GEW in die Diskussion gebracht hat.

„Wir haben schon seit Sommer darauf hingewiese­n, dass das diesjährig­e Abitur nicht wie ein normales Abitur zählen darf“, sagt der Duisburger Gew-sprecher Rüdiger Wüllner. Er plädiert dafür, dass die „besondere Situation“in der Notengebun­g mit einem Bonus berücksich­tigt wird. Dass es dann das Stigma eines scheinbar minderwert­igen „Corona-abitur“gebe, glaubt Wüllner nicht. Auch Maurer sagt: „Ich glaube, dass das den Abiturient­en nichts verbaut.“Sie könne sich nicht vorstellen, dass irgendwann ein Arbeitgebe­r bei einer Bewerbung jemals auf den Jahrgang eines Abiturient­en achte und ihn im Zweifel deswegen nicht einstelle.

Auch Christof Haering, Schulforms­precher der Duisburger Gymnasien, fordert eine Anpassung für das diesjährig­e Abitur. „Wir machen uns natürlich Sorgen“, sagte der

Leiter des Landferman­n-gymnasiums nach einer Besprechun­g mit den Kollegen aus den anderen Duisburger Schulen am Donnerstag. Es sei wünschensw­ert, dass das Land NRW Lösungen erarbeite. Haering kann sich beispielsw­eise vorstellen, dass das erforderli­che Lernpensum verringert werde. Auch eine Anpassung der Bewertung sei grundsätzl­ich möglich. Dass etwas passieren muss, sei allerdings sicher. „Es ist den Schülern gegenüber unfair, wenn man das so lässt“, so Haering. Das betreffe nicht nur die Abiturient­en, sondern auch beispielsw­eise die Absolvente­n der Hauptschul­e.

Maurer denkt bereits einen Schritt weiter. Sie will das System generell verändern, um auch auf künftige

Krisensitu­ationen vorbereite­t zu sein. Sie wirbt daher für neue Prüfungsfo­rmate. „Wir sollten uns einfach mal vorstellen, es sei für immer Pandemie“, sagt sie. Auf dieser Grundlage solle das Abitur gestaltet werden. „So können wir aus der Not eine Tugend machen.“

So sind sich Eltern, Schulleite­r und Gewerkscha­ftsvertret­er in mehreren Punkten einig. Sie machen sich allesamt Sorgen um das diesjährig­e Abitur und wünschen sich Lösungen von der Nrw-landesregi­erung. Unterschie­de gibt es lediglich darin, wie groß die Hoffnung auf Veränderun­g ist. Bei der GEW ist sie gering. „Ich sehe da keinerlei Bewegung“, sagt Wüllner.

Bei Schulleite­r Haering ist sie zumindest groß genug, um sich eine passende Lösung vom Land zu erhoffen. Und bei Elternvert­reterin Maurer reicht es zumindest zu einem vergiftete­n Lob in Richtung Landesregi­erung. „Mittlerwei­le wird auch der Ruf nach neuen Wegen gehört“, sagt sie. Das sei nicht immer so gewesen.

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FOTO: REICHWEIN Eine leere Klasse im Max-planck-gymnasium in Meiderich. Noch mindestens bis 14. Februar ist der Präsenzunt­erricht in NRW ausgesetzt.

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