Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Waschen, schneiden, legen bitte!
Ich weiß nicht, wie Angela Merkel und Armin Laschet das machen. Beide haben die Haare schön. Auch Bundesligaspieler und Tv-moderatoren scheinen, wie die Fernsehbilder beweisen, trotz Lockdowns ihre Locken auf Ideallänge zu halten. Die große Masse der Deutschen aber entwickelt sich zu Hippies auf Zeit. Nie war die Sehnsucht größer nach dem Friseurbesuch: Schnippschnapp, die Haare müssen ab. Doch auch die neueste Fassung der Corona-schutzverordnung verbietet die Öffnung der Salons. Hundestudios aber dürfen ihre Kunden stylen. Zu verstehen ist diese Differenzierung kaum.
Als Hotspots sind die Haarsalons nicht aufgefallen. Im Gegenteil. In kaum einer anderen Branche haben sich die Betreiber so bemüht, Mitarbeiter und Kunden bestmöglich zu schützen. Desinfektionsmittel, Masken, Trennwände, Umluftreiniger – die Vorkehrungen, sagen auch Prüfer, waren gut. Und dennoch kam die Schließungsverfügung. Nun wachsen nicht nur den Friseuren die Probleme über den Kopf, sondern auch den Kunden die Haare über die Ohren. Während Inhaber und Mitarbeiter um ihre Existenz fürchten, geht es bei der Kundschaft „nur“ums Wohlbefinden.
Haareschneiden ist aber auch Daseinsvorsorge. Schließlich spiegelt sich das seelische Gleichgewicht nicht zuletzt in einem gepflegten Äußeren wider. Das zeigt sich in diesen Wochen und Monaten selbst bei den Videokonferenzen, die Präsenztreffen ersetzen: Auf dem Bildschirm erscheinen immer häufiger Wuschelköpfe oder unfreiwillige Mikro-ponys. Die mehr oder weniger geglückten Selbstschnittversuche sind als Mahnung zu verstehen. Bitte die Friseure schnell wieder zur Schere greifen lassen. Nicht nur Merkel und Laschet, Fußballstars und Tv-moderatoren haben einen Anspruch auf die perfekte Friseur, wie sie Heidi Klum in der Drei-wetter-taft-werbung verspricht. BERICHT FRISEURE BANGEN UM IHRE EXISTENZ, WIRTSCHAFT