Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Weseler Firmen setzen auf Homeoffice
BERUFSWELT IM WANDEL In vielen großen Unternehmen können Mitarbeiter schon von Zuhause aus arbeiten. Das funktioniert gut und soll nach Corona eine Option bleiben.
WESEL Der erste Lockdown im Frühjahr 2020 führte dazu, dass wesentlich mehr von Zuhause gearbeitet wurde. Und seit dieser Woche ist das Thema mit den neuen Corona-maßnahmen der Regierung noch einmal befeuert worden. Arbeitgeber sind ab dem kommenden Montag verpflichtet, ihren Beschäftigten in Bürojobs oder vergleichbaren Tätigkeiten Heimarbeit anzubieten. Die Nutzung dieses Angebotes bleibt für den Arbeitnehmer jedoch freiwillig.
Auf die neuen Vorgaben müssen auch die Unternehmen in Wesel reagieren. Für die Niederrheinische Sparkasse (Nispa) fand Homeoffice bis dato zwar „nur vereinzelt“statt, wie Vorstandsvorsitzender Friedrich-wilhelm Häfemeier berichtet. Aber aufgrund der neuen Verordnung „werden wir wohl noch etwas machen. Was genau, das werden wir noch prüfen“. Dass sich die Nispa in Sachen Homeoffice bisher eher zurückhaltend gab, hat laut Häfemeier auch damit zu tun, dass „wir in einer systemrelevanten Branche tätig sind und wir darüber hinaus auch über die räumlichen Kapazitäten verfügen, um die Sicherheit von Kunden und Mitarbeitern zu gewährleisten.“
Umgedacht hat die Nispa vor allem bei der Beratung von Kunden. Hier räumte das Kreditinstitut seinen Mitarbeitern die Möglichkeit ein, per Skype mit den Kunden in Kontakt zu treten. „Da gab es zu Beginn noch ein paar technische Probleme, aber insgesamt ist das sehr gut angelaufen“, so Häfemeier. Er ist davon überzeugt, dass die digitale Welt auch in Zukunft bleiben wird und hält diese auch für durchaus effizient. Er schränkt aber ein: „Menschen sind soziale Wesen. Die Kreativität ist höher, wenn man sich persönlich gegenüber sitzt. Außerdem sind digitale Meetings bei Neukontakten eher unvorteilhaft.“
Rainer Hegmann, Geschäftsführer der Stadtwerke Wesel, lobt die Mitarbeiter, die „all unsere Maßnahmen hervorragend mitgetragen haben“. Der Energieversorger war in Sachen Heimarbeit von Beginn an sehr aktiv, schickte alle Mitarbeiter, denen es möglich war, ins Homeoffice und traf auch für die Handwerker Vorsorge-maßnahmen.„wir haben private Rechner diensttauglich gemacht und Laptops zur Verfügung gestellt“, sagt Hegmann. Für Besprechungen nutzen die Stadtwerke die Plattform Teams. Die Akzeptanz in der Belegschaft ist groß.
„Die Effektivität hat jedenfalls nicht gelitten. Alle Mitarbeiter gehen verantwortungsvoll mit der Situation um“, sagt Hegmann. Er kann sich durchaus vorstellen, Homeoffice auch in Zukunft häufiger zu nutzen. „Ich halte zwar den direkten, persönlichen Kontakt nach wie vor für besser“, sagt er. „Aber auf der anderen Seite bringen digitale Meetings natürlich auch einen enormen Zeitgewinn.“
Die Firma Lase, Spezialist für Laser-messtechnik, reagierte ebenfalls schon, als das Land erstmals im Lockdown steckte. „Da haben wir unsere Mitarbeiter bereits mit Laptops ausgerüstet, damit sie im Homeoffice arbeiten können“, sagt Geschäftsführer Achim Klingberg. Die jetzige Verschärfung der Corona-maßnahmen nimmt er zum Anlass, um die eigene Vorgehensweise noch einmal zu prüfen. „Wir nehmen unsere Mitarbeiter hierbei aber mit ins Boot, versuchen die Situation im Dialog zu lösen.“Klingberg denkt dabei auch an die Psyche der Beschäftigten. „Man darf nicht vernachlässigen, dass soziale Kontakte wegbrechen, einigen die Decke zu Hause auf den Kopf fällt.“
Sorgen, dass die Qualität der Arbeit im Homeoffice womöglich leidet, hat er nicht. „Es gibt bei uns keinen Arbeitsstau, nur weil im Homeoffice gearbeitet wird. Außerdem sind viele Dinge ja auch schon vor der Corona-krise online erledigt worden“, so Klingberg, der Homeoffice als „einen Weg der Zukunft“bezeichnet: „Das kann für beide Seiten ein Vorteil sein und wir werden das sicher auch in Zukunft anbieten.“
Da, wo physische Anwesenheit erforderlich ist, überlässt das Unternehmen aber ebenfalls nichts dem Zufall. So führte es ein Wechselsystem ein, um Kontakte noch weiter zu reduzieren. Auch Pausen wurden entzerrt, um direkte Begegnungen zu vermeiden. „In der Werkstatt gibt es ohnehin keine Schwerigkeiten, weil wir dort aufgrund der Größe die Vorschriften problemlos einhalten können“, so Klingberg.