Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Weseler Firmen setzen auf Homeoffice

BERUFSWELT IM WANDEL In vielen großen Unternehme­n können Mitarbeite­r schon von Zuhause aus arbeiten. Das funktionie­rt gut und soll nach Corona eine Option bleiben.

- VON MICHAEL ELSING

WESEL Der erste Lockdown im Frühjahr 2020 führte dazu, dass wesentlich mehr von Zuhause gearbeitet wurde. Und seit dieser Woche ist das Thema mit den neuen Corona-maßnahmen der Regierung noch einmal befeuert worden. Arbeitgebe­r sind ab dem kommenden Montag verpflicht­et, ihren Beschäftig­ten in Bürojobs oder vergleichb­aren Tätigkeite­n Heimarbeit anzubieten. Die Nutzung dieses Angebotes bleibt für den Arbeitnehm­er jedoch freiwillig.

Auf die neuen Vorgaben müssen auch die Unternehme­n in Wesel reagieren. Für die Niederrhei­nische Sparkasse (Nispa) fand Homeoffice bis dato zwar „nur vereinzelt“statt, wie Vorstandsv­orsitzende­r Friedrich-wilhelm Häfemeier berichtet. Aber aufgrund der neuen Verordnung „werden wir wohl noch etwas machen. Was genau, das werden wir noch prüfen“. Dass sich die Nispa in Sachen Homeoffice bisher eher zurückhalt­end gab, hat laut Häfemeier auch damit zu tun, dass „wir in einer systemrele­vanten Branche tätig sind und wir darüber hinaus auch über die räumlichen Kapazitäte­n verfügen, um die Sicherheit von Kunden und Mitarbeite­rn zu gewährleis­ten.“

Umgedacht hat die Nispa vor allem bei der Beratung von Kunden. Hier räumte das Kreditinst­itut seinen Mitarbeite­rn die Möglichkei­t ein, per Skype mit den Kunden in Kontakt zu treten. „Da gab es zu Beginn noch ein paar technische Probleme, aber insgesamt ist das sehr gut angelaufen“, so Häfemeier. Er ist davon überzeugt, dass die digitale Welt auch in Zukunft bleiben wird und hält diese auch für durchaus effizient. Er schränkt aber ein: „Menschen sind soziale Wesen. Die Kreativitä­t ist höher, wenn man sich persönlich gegenüber sitzt. Außerdem sind digitale Meetings bei Neukontakt­en eher unvorteilh­aft.“

Rainer Hegmann, Geschäftsf­ührer der Stadtwerke Wesel, lobt die Mitarbeite­r, die „all unsere Maßnahmen hervorrage­nd mitgetrage­n haben“. Der Energiever­sorger war in Sachen Heimarbeit von Beginn an sehr aktiv, schickte alle Mitarbeite­r, denen es möglich war, ins Homeoffice und traf auch für die Handwerker Vorsorge-maßnahmen.„wir haben private Rechner diensttaug­lich gemacht und Laptops zur Verfügung gestellt“, sagt Hegmann. Für Besprechun­gen nutzen die Stadtwerke die Plattform Teams. Die Akzeptanz in der Belegschaf­t ist groß.

„Die Effektivit­ät hat jedenfalls nicht gelitten. Alle Mitarbeite­r gehen verantwort­ungsvoll mit der Situation um“, sagt Hegmann. Er kann sich durchaus vorstellen, Homeoffice auch in Zukunft häufiger zu nutzen. „Ich halte zwar den direkten, persönlich­en Kontakt nach wie vor für besser“, sagt er. „Aber auf der anderen Seite bringen digitale Meetings natürlich auch einen enormen Zeitgewinn.“

Die Firma Lase, Spezialist für Laser-messtechni­k, reagierte ebenfalls schon, als das Land erstmals im Lockdown steckte. „Da haben wir unsere Mitarbeite­r bereits mit Laptops ausgerüste­t, damit sie im Homeoffice arbeiten können“, sagt Geschäftsf­ührer Achim Klingberg. Die jetzige Verschärfu­ng der Corona-maßnahmen nimmt er zum Anlass, um die eigene Vorgehensw­eise noch einmal zu prüfen. „Wir nehmen unsere Mitarbeite­r hierbei aber mit ins Boot, versuchen die Situation im Dialog zu lösen.“Klingberg denkt dabei auch an die Psyche der Beschäftig­ten. „Man darf nicht vernachläs­sigen, dass soziale Kontakte wegbrechen, einigen die Decke zu Hause auf den Kopf fällt.“

Sorgen, dass die Qualität der Arbeit im Homeoffice womöglich leidet, hat er nicht. „Es gibt bei uns keinen Arbeitssta­u, nur weil im Homeoffice gearbeitet wird. Außerdem sind viele Dinge ja auch schon vor der Corona-krise online erledigt worden“, so Klingberg, der Homeoffice als „einen Weg der Zukunft“bezeichnet: „Das kann für beide Seiten ein Vorteil sein und wir werden das sicher auch in Zukunft anbieten.“

Da, wo physische Anwesenhei­t erforderli­ch ist, überlässt das Unternehme­n aber ebenfalls nichts dem Zufall. So führte es ein Wechselsys­tem ein, um Kontakte noch weiter zu reduzieren. Auch Pausen wurden entzerrt, um direkte Begegnunge­n zu vermeiden. „In der Werkstatt gibt es ohnehin keine Schwerigke­iten, weil wir dort aufgrund der Größe die Vorschrift­en problemlos einhalten können“, so Klingberg.

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FOTO: FABIAN STRAUCH/DPA Viele Firmen bieten Homeoffice an (Symbolbild).

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