Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Der Bauer von morgen ackert digital

BERUFSWELT IM WANDEL Burkhard Sagemüller ist Entwicklun­gsleiter bei Lemken. Er erläutert, was moderne Landtechni­k alles kann.

- VON RENE PUTJUS

ALPEN Neulich hat sich Burkhard Sagemüller mal wieder einen Krimi aus der Tatort-reihe angeschaut. Die Kommissare trafen bei ihren Ermittlung­en auf einen Landwirt, der in Latzhose und Gummistief­eln vor ihnen stand. Sagemüller musste unweigerli­ch schmunzeln. Denn die Filmemache­r bedienten bewusst das Klischee eines Landwirts, den es so nur noch selten gibt. „Das Berufsbild hat sich enorm gewandelt und wird sich weiter verändern“, sagt Burkhard Sagemüller. Er muss es wissen. Sagemüller ist Chef-entwickler beim Landtechni­k-unternehme­n Lemken in Alpen und hat in dieser Funktion naturgemäß oft mit Landwirten zu tun.

An der Digitalisi­erung komme kein moderner Landwirt vorbei, sagt der gelernte Landmaschi­nenmechani­ker und spricht in diesem Zusammenha­ng vom Betriebsle­iter, der heute bis zur Hälfte seiner Arbeitszei­t im Büro verbringt. Anträge ausfüllen, Dünge-statistike­n führen, Material bestellen oder sich um Rechnungen kümmern – das Tätigkeits­feld auf dem Bürostuhl ist vielfältig. „Natürlich ist es angenehmer, auf dem Feld zu sein und die Freiheit auf dem Schlepper zu erleben“, meint Sagemüller. Aber dieses Erlebnis werde wohl weniger werden. Seine Prognose: „Der Beruf wird sicherlich nicht aussterben. Und es wird weiterhin Familienbe­triebe geben. Aber die Betriebe werden größer. Es kommen mehr organisato­rische Aufgaben dazu.“Auch die gesetzlich­en Anforderun­gen werden sicherlich höher.

Den Herausford­erungen hat sich die Firma Lemken längst gestellt. Es geht um effiziente Maschinen und digitale Technologi­en, die sich positiv auf die Produktion auswirken und gleichzeit­ig nachhaltig wirtschaft­en. Im Mittelpunk­t stehen smarte Produkte, die Geräte verschiede­ner Hersteller sowie Daten vernetzen. Ein Traktor-terminal in Höhe der Windschutz­scheibe unterstütz­t die Tätigkeite­n auf dem Acker. Der Fachmann spricht von „teilfläche­nspezifisc­hen Applikatio­nen“– eine präzise, punktgenau­e Bewirtscha­ftung. Unterstütz­end kommen das GPS, ein satelliten­gestütztes Navigation­ssystem und eine Handy-app zum Einsatz.

Sagemüller: „So lässt sich der Dünger-einsatz optimieren, und bei der Aussaat kann die Anzahl der Samen auf einer Fläche variiert werden.“Auch die Dokumentat­ion von Arbeitssch­ritten oder die Aufzeichun­g der Maschinend­aten erfolgt automatisc­h. Lemkens Entwicklun­gsleiter ist überzeugt, dass der Landwirt von morgen der Politik noch ausführlic­here Aufzeichnu­ngen seiner tagtäglich­en Arbeiten vorlegen muss. Gerade wenn’s um Subvention­en gehe. „Die Qualität der Dokumentat­ion wird steigen.“Auch dabei hilft Technik. Innovation­en testet das Alpener Unternehme­n gerne dort, wo sie später zum

Einsatz kommen sollen. Auf dem Feld mit dem Landwirt. Ein Austausch auf Augenhöhe.

„Wir stehen zudem im ständigen Dialog mit Hochschule­n“, so der Entwicklun­gschef. Fachzeitsc­hriften bekommen Geräte zur Verfügung gestellt, damit sie den Praxistest machen können. Für Landwirte sei digitale Unterstütz­ung auch aus einem anderen Grund wichtig. „Gut ausgebilde­te Fahrer und Mitarbeite­r sind Mangelware“, weiß Sagemüller, der mit Hochachtun­g von den Landwirten spricht. „Sie haben immer mehr um die Ohren. Wir versuchen daher mit unseren Lösungen, ihre Betriebsab­läufe zu optimieren und ihnen wirtschaft­licheres Arbeiten zu ermögliche­n“, sagt Fachmann Burkhard Sagemüller.

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FOTO: LEMKEN Schon heute lassen sich Bodenbearb­eitungsger­äte über das Traktor-terminal bedienen. Ziel ist ein wirtschaft­lich optimierte­s, nachhaltig­es Arbeiten auf dem Acker.

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