Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Allein in beeindruck­enden Naturwunde­rn

Ski fahren und Canyons besuchen, ohne von Menschenma­ssen bedrängt zu werden: Der Us-bundesstaa­t Utah offenbart im Winter ganz besondere Reize. Dazu gehören die Steinforma­tionen im Bryce Canyon, Eisschlöss­er und toller Schnee.

- VON JÜRGEN GROSCHE

Warum sollte ich zum Skifahren nach Utah reisen? Das kann ich doch genauso gut in den Alpen. Die im Südwesten der USA gelegene Region punktet in dieser Frage gleich mit mehreren Argumenten. Zum ersten: Der Schnee ist perfekt. In den Rocky Mountains gebe es den „besten Schnee der Welt“, werben denn auch die Tourismusm­anager. Das sei sogar wissenscha­ftlich erwiesen und beruhe auf klimatisch­en Besonderhe­iten. Der trockene Pulverschn­ee entstehe, wenn die Feuchtigke­it des Salzsees auf trockene Wüstenluft trifft. Sicher mit ein Grund, warum man gerne die Olympische­n Winterspie­le 2002 in der Region veranstalt­ete.

Und wenn man sich das richtige Skigebiet aussucht, kann man frei von Sorgen, ein anderer brettere gleich in die Parade, die feinen Pisten hinuntersa­usen. Zum Beispiel im Deer Valley, einem Skiresort im Wasatch-gebirge, eine Dreivierte­lstunde von Salt Lake City entfernt. Von vielen der 15 Skigebiete in Utah hebt sich Deer Valley durch einen gehobenen Anspruch ab, der sich im hochwertig­en Ambiente von Restaurant­s und Skiverleih­en ebenso offenbart wie in Details, etwa den Boxen mit Papiertasc­hentüchern an den Liftstatio­nen. Exklusivit­ät hat natürlich ihren Preis: Die Tageskarte kostet bis zu 200 Dollar.

Skiführer Tate Shaw zeigt die schönsten der 100 Routen, begleitet die Liftfahrte­n zu den fünf Gipfeln, die jeweils annähernd 3000 Meter hoch liegen, und stellt dabei das Luxus-skigebiet vor. „Die Villa da vorne hat zehn Millionen Dollar gekostet“, sagt er. Dann zeigt er ins Tal. Ganz unten, weit entfernt, leuchtet blau der Jordanelle­Stausee. Ein Traum, diese Aussichten zu genießen.

Weiteres Argument: Utah bietet im Winter besondere Attraktion­en. Zum Beispiel mit Schneeschu­hen im Sundance Mountain Resort wandern. Oder im beschaulic­hen Midway im Heber Valley verschiede­ne Dinge ausprobier­en: Im Soldier Hollow Nordic Center kann man Biathlon lernen, Schießübun­g inklusive. Abends ist ein Spaziergan­g durch die Ice Castles reizvoll, wenn die begehbaren Eisräume illuminier­t sind. Romantisch wird es beim Yurt Dinner, einem Abendessen am Lagerfeuer oder im Jurte-zelt.

Ein Highlight lockt üblicherwe­ise jedes Jahr Ende Januar/anfang Februar Tausende aus aller Welt in die Region: Das internatio­nal renommiert­e Sundance Film Festival präsentier­t neue Werke unabhängig­er Filmproduz­enten – dieses Jahr ausschließ­lich online. Der Schauspiel­er Robert Redford verschafft­e dem Festival vor 40 Jahren internatio­nale Aufmerksam­keit. Midway eignet sich hier gut als Ausgangspu­nkt sowohl für Touren in die Skiresorts rund um Park City als auch in der Gegenricht­ung nach Sundance. In dem Ort hatten sich viele Schweizer niedergela­ssen. Ihre Nachfahren nutzen die Kombinatio­n von Herkunft und Ähnlichkei­t der Landschaft­en zur Vermarktun­g. Zum Beispiel das Hotel Zermatt Utah Resort & Spa, wie schon der Name nahelegt. In den rustikal eingericht­eten Räumen hängen Bilder mit Schweizer Motiven, und der Blick aus dem Fenster lässt an die Alpen denken.

Interessan­te Begegnunge­n macht man auch an anderen Stellen. Zum Beispiel in einer Brauerei. Ja, in Utah. Im Staate der Mormonen trinken Strenggläu­bige keinen Alkohol. Doch die früher allgemeing­ültigen, strikten Regeln wurden gelockert. Und so konnte Clint Jones, der sich einst als Skispringe­r einen Namen machte, seinen Traum verwirklic­hen und in Heber Valley eine

Craftbeer-brauerei gründen. Sie laufe sehr erfolgreic­h, sagt der 36-Jährige.

Während seiner Sportlaufb­ahn nahm Clint auch an Wettbewerb­en in Deutschlan­d teil und 2005 bei den Weltmeiste­rschaften in Oberstdorf. Bei den Junioren-weltmeiste­rschaften 2002 in Schonach im Schwarzwal­d wurde er im Einzelwett­bewerb Siebter. 2002 gewann er das Continenta­l-cup-springen in Innsbruck. Zweimal war er bei Olympische­n Winterspie­len teil, 2002 in Salt Lake City und 2006 in Turin.

Irgendwann war es dann Zeit, etwas ganz anderes anzufangen. Wieso dann gerade eine Brauerei in Utah? „Überall, wo ich in der Welt war, haben mich die Biere interessie­rt“, erzählt der Neu-brauer. So reifte die Idee, zumal seine Frau, eine Belgierin, ebenfalls Bier mag. Mit seinem Geschäftsp­artner Greg Poirier gründete er 2019 die Hebervalle­y Brewing Company im besagten Heber Valley. „It’s a great place“, sagt Clint und meint vor allem die Umgebung: Das Heber Valley liegt inmitten einer Skiregion. Und so bleibt Clint doch noch seiner Leidenscha­ft verbunden.

Utah im Winter – ein in vielerlei Hinsicht besonderes Erlebnis, nicht nur zum Skifahren. Im Süden des Staates hat man die im Sommer von Mil

lionen Touristen bevölkerte­n Nationalpa­rks und Canyons praktisch für sich allein. So begegnet man im Bryce Canyon nur wenigen Wanderern, wenn man zwischen den beeindruck­enden Hoodoos spaziert und die Fantasie in den braunen Gesteinstü­rmen mal Orgelpfeif­en, mal eine Marktfrau mit Kindern erkennt. Tagsüber sind die Temperatur­en auch im Winter meist im Plus, ohne die Hitze ertragen zu müssen, die im Sommer häufig auf dem Südwesten der USA lastet.

Ob Zion Canyon oder Capitol Reef-park mit ihren majestätis­chen Felsen, umherwande­rnden Rehen und Steinböcke­n oder der Kodachrome Basin-park mit seinen Sandstein-kaminen – diese Naturwunde­r im Südwesten lassen sich günstig erkunden mit dem Us-weit gültigen Jahrespass für 35 Dollar pro Fahrzeug.

Die Redaktion wurde vom Utah Office of Tourism (Deutschlan­d und Schweiz) zu der Reise eingeladen.

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FOTOS (2): JÜRGEN GROSCHE Menschen oder Fabelwesen? Die Sandstein-türme im Bryce Canyon regen die Fantasie an.
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Die bunt beleuchtet­en Ice Castles in Midway sind eine fantastisc­he Traumwelt aus Eis.
 ?? FOTO: SCOTT MARKEWITZ ?? „The Greatest Snow on Earth“, den besten Schnee der Welt, verspreche­n die Tourismus-experten in Utah.
FOTO: SCOTT MARKEWITZ „The Greatest Snow on Earth“, den besten Schnee der Welt, verspreche­n die Tourismus-experten in Utah.
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