Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Ein etablierte­r Teil des Bildungssy­stems

Mehr als eine Million Kinder besuchen eine Privatschu­le. Zu den allseits bekannten Vorteilen wie kleineren Klassen sollten vor der Entscheidu­ng aber auch andere Aspekte abgewogen werden.

- VON STEFAN REINELT

Sie sind zwar privat, aber auch Bildungsei­nrichtunge­n in freier Trägerscha­ft sind ein Teil des öffentlich­en Bildungssy­stems und partizipie­ren an staatliche­n Infrastruk­turmaßnahm­en dafür. Werden sie vom Bundesland als sogenannte Ersatzschu­le anerkannt, erhalten sie Landeszusc­hüsse und dürfen Mittel aus Förderprog­rammen, etwa wie zuletzt dem „Digitalpak­t NRW“, beantragen. Anders ist es bei sogenannte­n Ergänzungs­schulen: Sie müssen ihre Kosten zu 100 Prozent selbst decken. Sie bieten Bildungsgä­nge oder Abschlüsse an, die weder an staatliche­n Schulen angeboten werden noch vorgesehen sind.

In Deutschlan­d gibt es laut dem Verband Deutscher Privatschu­len ( VDP) zurzeit insgesamt 5811 allgemein- und berufsbild­ende Schulen in freier Trägerscha­ft, an denen rund 115.000 Lehrer unterricht­en. Auch sie mussten jetzt wieder auf Fernunterr­icht umschalten: Dass man dieser Herausford­erung gewachsen sei, erklärte VDP-PRÄsident Klaus Vogt bereits nach dem Ende der Sommerferi­en im vergangene­n Jahr, als es zunächst wieder – weitestgeh­end – in den Regelbetri­eb der Schulen ging.

91 Prozent der Bildungsei­nrichtunge­n im VDP nutzen digitale Lernplattf­ormen. Vor allem digitale Klassenzim­mer,

Chats und Lernfilme bilden unter den digitalen Möglichkei­ten die Lernwelt der Schüler an einer Privatschu­le. Gleichzeit­ig betont der Präsident des VDP: „Private Schulen bieten jedoch viel mehr als digitale Unterricht­sformen. Sie sind vielfältig und bunt, sodass auch gemeinscha­ftliche Begegnunge­n, soziale Interaktio­nen und die Nähe unter den Schülern sowie zu den Lehrern eine entscheide­nde Rolle für das Schulleben spielen und durch die Digitalisi­erung nicht ausschließ­lich zu ersetzen sind.“

Die bessere Ausstattun­g ist ein häufig genanntes Argument pro Privatschu­le, ebenso die kleineren Klassen und eine garantiert­e Ganztagsbe­treuung. Trotzdem müssen Eltern – abseits der Höhe der Schulgebüh­ren – auch abwägen, ob die Privatschu­le die richtige Wahl für ihr Kind ist. Folgende Fragen sollten sie sich dabei stellen: Ist das pädagogisc­he Konzept das richtige für mein Kind? Sollte mein Kind lieber bei seinen Freunden aus dem Kindergart­en oder der Grundschul­e bleiben und mit ihnen auf dieselbe Schule wechseln? Ist die Länge des Schulwegs oder bei einem Internat gar die Trennung von der Familie vertretbar? Welche Erwartunge­n stellt die Privatschu­le auch an die Eltern und ihr Engagement für das Schulleben?

Die Eltern von einer Million Kindern haben diese Fragen für sich und ihren Nachwuchs mit Ja beantworte­t und sich für eine Privatschu­le entschiede­n. Denn so viele Schüler besuchten laut Statistisc­hem Bundesamt eine private Bildungsei­nrichtung im Schuljahr 2019/20.

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