Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Ein etablierter Teil des Bildungssystems
Mehr als eine Million Kinder besuchen eine Privatschule. Zu den allseits bekannten Vorteilen wie kleineren Klassen sollten vor der Entscheidung aber auch andere Aspekte abgewogen werden.
Sie sind zwar privat, aber auch Bildungseinrichtungen in freier Trägerschaft sind ein Teil des öffentlichen Bildungssystems und partizipieren an staatlichen Infrastrukturmaßnahmen dafür. Werden sie vom Bundesland als sogenannte Ersatzschule anerkannt, erhalten sie Landeszuschüsse und dürfen Mittel aus Förderprogrammen, etwa wie zuletzt dem „Digitalpakt NRW“, beantragen. Anders ist es bei sogenannten Ergänzungsschulen: Sie müssen ihre Kosten zu 100 Prozent selbst decken. Sie bieten Bildungsgänge oder Abschlüsse an, die weder an staatlichen Schulen angeboten werden noch vorgesehen sind.
In Deutschland gibt es laut dem Verband Deutscher Privatschulen ( VDP) zurzeit insgesamt 5811 allgemein- und berufsbildende Schulen in freier Trägerschaft, an denen rund 115.000 Lehrer unterrichten. Auch sie mussten jetzt wieder auf Fernunterricht umschalten: Dass man dieser Herausforderung gewachsen sei, erklärte VDP-PRÄsident Klaus Vogt bereits nach dem Ende der Sommerferien im vergangenen Jahr, als es zunächst wieder – weitestgehend – in den Regelbetrieb der Schulen ging.
91 Prozent der Bildungseinrichtungen im VDP nutzen digitale Lernplattformen. Vor allem digitale Klassenzimmer,
Chats und Lernfilme bilden unter den digitalen Möglichkeiten die Lernwelt der Schüler an einer Privatschule. Gleichzeitig betont der Präsident des VDP: „Private Schulen bieten jedoch viel mehr als digitale Unterrichtsformen. Sie sind vielfältig und bunt, sodass auch gemeinschaftliche Begegnungen, soziale Interaktionen und die Nähe unter den Schülern sowie zu den Lehrern eine entscheidende Rolle für das Schulleben spielen und durch die Digitalisierung nicht ausschließlich zu ersetzen sind.“
Die bessere Ausstattung ist ein häufig genanntes Argument pro Privatschule, ebenso die kleineren Klassen und eine garantierte Ganztagsbetreuung. Trotzdem müssen Eltern – abseits der Höhe der Schulgebühren – auch abwägen, ob die Privatschule die richtige Wahl für ihr Kind ist. Folgende Fragen sollten sie sich dabei stellen: Ist das pädagogische Konzept das richtige für mein Kind? Sollte mein Kind lieber bei seinen Freunden aus dem Kindergarten oder der Grundschule bleiben und mit ihnen auf dieselbe Schule wechseln? Ist die Länge des Schulwegs oder bei einem Internat gar die Trennung von der Familie vertretbar? Welche Erwartungen stellt die Privatschule auch an die Eltern und ihr Engagement für das Schulleben?
Die Eltern von einer Million Kindern haben diese Fragen für sich und ihren Nachwuchs mit Ja beantwortet und sich für eine Privatschule entschieden. Denn so viele Schüler besuchten laut Statistischem Bundesamt eine private Bildungseinrichtung im Schuljahr 2019/20.