Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Angst vor Ansteckung am Halbjahresende
Der Elternverband befürchtet ein hohes Risiko, wenn Schüler ihre Zeugnisse persönlich abholen müssen.
DÜSSELDORF Eltern in Nordrhein-westfalen sind zunehmend besorgt über das Infektionsrisiko beim Abholen von Halbjahreszeugnissen in den Schulen am Freitag. „Aus Dortmund und Waltrop melden Eltern, dass massenhaft Schüler den Schulweg antreten müssen, nur um ein Blatt Papier entgegenzunehmen, das für die meisten von ihnen nur geringfügige Bedeutung hat“, sagte Regine Schwarzhoff, stellvertretende Vorsitzende des Elternvereins NRW, unserer Redaktion.
Trotz Maskenpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln sei die zum Teil lange Reise, besonders in ländlicheren Gebieten, eine überflüssige Gefährdung – für ganze Familien. „Warum wird nicht für alle Schulen eine Zustellung durch die Post angeordnet?“, kritisierte Schwarzhoff. Der Elternverband appellierte an die Vernunft der Verantwortlichen in den Schulen: „Ersparen Sie den Schülern und Familien dieses unnötige Risiko und verschicken Sie die Zeugnisse per Post oder gesicherte E-mail!“
Das Schulministerium hatte den Schulen freigestellt, ob sie die Halbjahreszeugnisse diese Woche per
Post oder per Mail verschicken – oder ob die Kinder und Jugendlichen ihre Zeugnisse persönlich in der Schule abholen. Nrw-schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) zeigte sich am Dienstag überzeugt, dass die Schulen die Zeugnisvergabe so organisieren, dass die erforderlichen Abstände eingehalten würden.
Doch die Kritik des Elternvereins geht noch weiter: Die ehrenamtlichen Vertreter monieren, dass die Ministerin die entscheidende Videokonferenz zur Frage, wie es in den Schulen im Februar weitergeht, auf Sonntagmittag legte. „Das ist familienfeindlich“, so Schwarzhoff.
Lehrerverbände begrüßten die Einigung, den Distanzunterricht in NRW für alle Schüler bis zum 12. Februar fortzusetzen. Stefan Behlau, Landeschef des Verbandes Bildung und Erziehung, bezeichnete dies als „harte, aber richtige Entscheidung“. Niemand profitiere von einer vorzeitigen Öffnung, wenn wenige Tage später die Schulen wieder schließen müssten. Um das Ziel eines kontinuierlicheren Schullebens wieder zu erreichen, gelte es, diese Maßnahmen zu ertragen.
Die Landesvorsitzende der Pädagogengewerkschaft GEW, Maike Finnern, sagte: „Wir müssen weiter auf Nummer sicher gehen, trotz aller Belastungen.“Nun komme es aber darauf an, wie es ab dem 15. Februar weitergehe. Die Schulen brauchten Regelungen, die bis zu den Osterferien gelten. Die einzelnen Schulen sollten vor Ort Freiheiten bekommen, für sie passende Modelle „auch wirklich umzusetzen“.
Offen ist noch, ob das Wiederholen einer Klasse in diesem Schuljahr ausgesetzt bleibt. Auch die genauen Prüfungsbedingungen für das Abitur und die Mittleren Abschlüsse will Gebauer noch mit den Verbänden klären.