Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Wie der Kreistag den Haushalt beraten will

Die Corona-pandemie sorgt für Probleme. Ausfallen oder digital ablaufen sollen Sitzungen jedoch nicht.

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KREIS WESEL (fws) Während der Weseler Stadtrat sich gerade eine Pause der Ausschusss­itzungen bis mindestens zum 14. Februar auferlegt hat, sieht es für die Kollegen im Kreishaus anders aus. Denn dort steht im Gegensatz zur städtische­n Lokalpolit­ik, die im Dezember den Haushalt verabschie­det hat, die Arbeit an dem wichtigen Zahlenwerk noch aus.

„Wir müssen den Haushalt anpacken und auf Jahre vorausscha­uen“, sagt Frank Berger, Vorsitzend­er der Cdu-kreistagsf­raktion, unserer Redaktion. Denn die Kommunen müssten wegen der Pandemie mit geringeren Einnahmen rechnen. Bund und Land hätten zuletzt vieles ausgeglich­en, was aber nicht dauerhaft sei. Die Corona-hilfen hätten gutgetan und es stehe auch eine weitere Senkung der Kreisumlag­e in Aussicht, was die Kassen der 13 kreisangeh­örigen Städte und Gemeinden entlastet. „Aber“, so Berger, „wir können nur Geld für die Dinge ausgeben, die wir dringend brauchen.“Trotz Corona müssten auch die kommunalen Parlamente ihre Arbeit machen und den Verwaltung­en auf die Finger schauen.

Über pandemiebe­dingt ausfallend­e Ausschusss­itzungen muss der Kreis aktuell zwar nicht nachdenken, weil diese erst ab Anfang März auf dem Plan stehen. Gleichwohl ist die Gesamtentw­icklung der Corona-zahlen nicht absehbar und die internen Beratungen in den Fraktionen haben noch stattzufin­den. An die traditione­llen Klausurtag­ungen, bei denen in größeren Gruppen auf engem Raum debattiert wird, ist derzeit nicht zu denken. Berger spricht von einem breiten Diskussion­sklima, das mit Videokonfe­renzen nicht geschaffen werden könne. Also wird an räumlichen Lösungen gearbeitet.

Beispiele sind andernorts gefunden worden. Berger berichtet vom Regionalve­rband Ruhr (RVR), der in der Essener Grugahalle tagte, und verweist auf den Rat aus Neukirchen-vluyn, der in Moers ausreichen­d große Veranstalt­ungsräume fand. Auch das Kreishaus in Wesel bietet laut Berger Möglichkei­ten. Hier lässt sich der Saal durch Entfernung des Raumteiler­s um den Nachbarsaa­l leicht vergrößern. Und im März, so Berger, ließen die Außentempe­raturen wohl auch geöffnete Fenster zum Lüften zu. Sitzungen der 17-Mitglieder-ausschüsse wären zu bewerkstel­ligen. Ebenso könne der Kreisaussc­huss mit seinen 15 Mitglieder­n tagen, auf den der Kreistag (66 Sitze plus Landrat) seine Aufgaben delegieren könne. Hier soll Ende Februar auch die Klausur der Cdu-fraktion mit rund 30 Leuten stattfinde­n. Berger beschleich­t schon das „Gefühl einer virtuellen Fraktion“. Viele habe er schon seit Monaten nicht gesehen.

Kreativitä­t und Anpassung an sich ständig ändernde Rahmenbedi­ngungen wird das Handeln zur Beherrschu­ng der Pandemie weiter bestimmen. Also das Impfen. „Wir haben keinen Einfluss auf die Mengen der Dosen, wann sie zur Verfügung stehen und wie sie verabreich­t werden können, aber auf Standorte“, sagt Berger und wünscht sich mehr Angebote. Er denkt an „deutlich mehr als zwei“, setzt dabei auf unkomplizi­ertere Impfstoffe, die auch in Arztpraxen verimpft werden können.

Um neben der Weseler Niederrhei­nhalle ein zweites Impfzentru­m aufbauen zu können, wäre der Kreis laut Berger zur Not bereit, finanziell in Vorleistun­g zu gehen. Vor allen Dingen müssten schnelle Angebote her, auch um in der Bevölkerun­g mehr Vertrauen zu schaffen. Verkünden solle man nur, was man auch einhalten könne. Natürlich sei der aktuelle Ausfall an Impfdosen „dämlich“. Aber er sei erklärbar. Der CDU-CHEF hält es überdies für „beachtlich, was die Menschheit in den letzten Monaten geschafft hat“. Noch nie habe es in so kurzer Zeit einen Impfstoff gegeben.

„Wir müssen den Haushalt anpacken und auf Jahre vorausscha­uen“Frank Berger Vorsitzend­er der Cdu-kreistagsf­raktion

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