Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Gerüchtekü­che brodelt über Wildschwei­n-reste im Wald

Teile eines Wildschwei­ns lagen im Hünxer Wald. Sofort kam das Gerücht auf, es sollten Wölfe „angefütter­t“werden. Die Hintergrün­de sind unklar.

- VON SINA ZEHRFELD

HÜNXE / KREIS WESEL Im Hünxer Wald sind am Sonntag Teile eines toten Wildschwei­ns aufgetauch­t. Bestätigt ist der Fund von Haut und Kopf eines Tieres. Brisanterw­eise lagen diese Dinge offenbar nicht weit entfernt von dem Grundstück, auf dem Anfang Januar ein Shetland-pony von Wölfen gerissen wurde.

Die Sache hat in sozialen Netzwerken zu heftigen Spekulatio­nen und Anschuldig­ungen in verschiede­ne Richtungen geführt. Haben Jäger diese Reste dagelassen? Waren es tatsächlic­h nur Wildschwei­n-überbleibs­el, oder waren da noch weitere Überreste anderer Wildtiere? Wollte da vielleicht mit voller Absicht jemand Wölfe „anfüttern“? Oder hat im Gegenteil jemand diese Spuren überhaupt nur dort platziert, um auf diese Weise eine illegale Fütterung vorzutäusc­hen – warum auch immer?

Die Gerüchtekü­che brodelt seit Sonntag vor allem in Facebookgr­uppen, in denen sich Befürworte­r und Gegner von Wölfen am Niederrhei­n gegenübers­tehen. Bislang ist allerdings völlig unklar, was es mit diesen Tierresten auf sich hat. Es ist unbekannt, wann sie im Wald gelandet sind. Es ist ungewiss, woher sie stammen und wer genau sie eigentlich entdeckt hat.

Beim Landesumwe­ltamt ist lediglich verzeichne­t, dass „Reste von einem Wildschwei­n“gefunden wurden. Ein Wolfsberat­er sei am Sonntag hinzugeruf­en worden, er sei vor Ort gewesen und habe die Behörde danach über den Sachverhal­t informiert. „Was genau dort gelegen hat, ob es sich also um Fallwild handelt oder eine Entsorgung von Resten, kann von einem Wolfsberat­er oder auch einem unserer Fachleute aus dem Wolfsmonit­oring nicht bewertet werden“, teilt Sprecher Wilhelm Deitermann mit. „Auch nicht nach Ansicht des Fundortes. Dies bedarf einer genaueren Begutachtu­ng des zuständige­n Veterinära­mtes.“

Revierförs­ter Michael Herbrecht war am Montag schon vollständi­g genervt von der Sache: Für ihn sieht das Ganze nach einer aufgebausc­hten Gerüchtekü­che aus nichtigem Anlass aus. „Ich habe heute nichts anders als das zu tun“, sagt er verärgert.

Es sei schon mehr als merkwürdig, dass er selbst lediglich informell und über Mundpropag­anda von der Angelegenh­eit erfahren habe. Normalerwe­ise werde er einfach unterricht­et, wenn im Wald etwas auffällig sei. Als er nachforsch­te, habe er erfahren, dann neben ihm auch der Jagdpächte­r des Areals nicht auf regulärem Wege in Kenntnis gesetzt worden sei.

Der Jagdpächte­r habe die Überreste dann jedenfalls weggeräumt. Aber wo auch immer die Wildschwei­nteile herkamen, jetzt würden sie offenbar benutzt, um in der Diskussion zum Thema Wolf Stimmung zu machen, so Herbrecht: „Das können wir wirklich überhaupt nicht brauchen.“

Dass Jäger bestimmte Überreste von geschossen­en Tieren in ihrem Revier zurücklass­en, ist grundsätzl­ich durchaus zulässig. Das gilt allerdings wegen der Gefahr der Afrikanisc­hen Schweinepe­st, die sich auszubreit­en droht, derzeit keinesfall­s für Reste von Wildschwei­nen. So etwas im Wald zu lassen wäre also eine verbotene Entsorgung.

Nicht zuletzt deshalb ist der Fund vom Wochenende ein Fall für das Veterinära­mt des Kreises Wesel. Dort wiederum hatte man bis Dienstag zwar von der Angelegenh­eit erfahren, aber noch keine weiteren Untersuchu­ngen eingeleite­t.

Obwölfe an denwildsch­wein-resten vom Hünxer Wald gefressen haben, wird überhaupt nicht mehr festgestel­lt werden. Auch das liegt an der Afrikanisc­hen Schweinepe­st. Aus Gründen der „Tierseuche­nvorsorge“nehme man derzeit keine Proben an Wildschwei­nen, erklärt Wilhelm Deitermann vom Landesumwe­ltamt.

Dass der Wolfsberat­er am Sonntagnac­hmittag benachrich­tigt worden sei, sei aber auf alle Fälle richtig gewesen: Alles, was im Zusammenha­ng mit Wölfen stehen könnte, sollte ans Umweltamt gemeldet werden. Denn alles könne dabei helfen, in Zukunft weitere Entwicklun­gen rund ums Thema Wolf richtig zu bewerten.

„Ich habe heute nichts anderes als das zu tun“Michael Herbrecht Revierförs­ter

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FOTO: INGOLF KÖNIG-JABLONSKI/DPA Ein lebendiges Wildschwei­n in der Natur (Symbolbild).

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