Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Fernreisen müssen jetzt nicht sein
Fast jeder kann die Geschichte erzählen: Wenn Freunde oder Bekannte aus einem Corona-risikogebiet heimfliegen, fehlen häufig die Kontrollen an den Flughäfen in Deutschland. Nur die Verantwortungsvollen lassen sich dann selbst testen. Kanzlerin Angela Merkel sorgt sich zu Recht über dieses Einfallstor für die ansteckenderen Virus-varianten. Auf wirksamere Kontrollen sind die Flughäfen offenbar nicht ausreichend vorbereitet.
Es ist die alte Lehre, dass bei gefährlichen Infektionskrankheiten ein Sperrgürtel um das Ausbruchsgebiet gelegt werden muss, ein Cordon sanitaire. Das betrifft hier die Flughäfen als Schleuse ins Land. Die sind ein neuralgischer Punkt – ein temporärer Stopp der Flugbewegungen könnte helfen, die Verbreitung der Virus-varianten einzudämmen. Genauso richtig ist es, dass die Reisebranche und die Fluglinien nun seit fast elf Monaten besonders unter der Pandemie leiden. Dafür gab es Milliardenhilfen für Lufthansa und Tui; auch die kleinen Reisebüros erhielten Unterstützung. Diesen Weg muss die Politik konsequent weitergehen, auch wenn es neue Löcher in den Etat reißt. Die Beschäftigten haben einen Anspruch auf Ausgleich, wenn die Maßnahmen sie besonders brutal treffen.
Nachlässig indes darf man nicht sein. Dienst- und Vergnügungsreisen müssen jetzt nicht sein. Wer Erholung sucht, sollte Wälder und Parks in der Nachbarschaft aufsuchen, nicht ferne Länder, schon gar nicht, wenn es sich um Risikogebiete handelt. Auch Dienstreisen können weitgehend durch lästige, aber effiziente Videokonferenzen ersetzt werden. Man kann durchaus dem Beispiel Israel folgen: Die Flughäfen sollten weitgehend geschlossen werden; nur zur medizinischen und allgemeinen Versorgung sollten Reisen erlaubt sein. Das Gleiche gilt für den Frachtverkehr, um eine Beeinträchtigung der Wirtschaft zu vermeiden. BERICHT KRITIK AN WEITEREN REISEBESCHRÄNKUNGEN, POLITIK