Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Mittelstraße ist im Fokus
Drei Planungsbüros haben Ideen, um das Verkehrsproblem zu lösen. Auch von Bürgern kommen viele Vorschläge.
SCHERMBECK Die Planungsbüros Junker + Kruse, Runge IVP und wbp Landschaftsarchitekten haben in den vergangenen Monaten verschiedene Bürgerbeteiligungsformate durchgeführt und dabei parallel erste Planungen erarbeitet, die in der nächsten Sitzung des Planungs-, Umwelt- und Mobilitätsausschusses am 2. Februar von Vertretern der Planungsbüros vorgestellt werden. In der Sitzung werden keine Beschlüsse gefasst. Die Planungsbüros beantworten Fragen und nehmen Rückmeldungen entgegen, die dann in die weitere Planung einfließen sollen.
Der größte Diskussionsbedarf im Rahmen der Ortskerngestaltung bestand erwartungsgemäß beim Thema Verkehr und Mobilität zur Mittelstraße. 1200 Beiträge zum Rahmenplan beschäftigen sich damit. Sie spiegeln das jahrzehntelange, vergebliche Bemühen wider, eine zufriedenstellende Lösung für die Gestaltung der Schermbecker Hauptgeschäftsstraße zu finden.„einigkeit bestand dabei hinsichtlich der aktuellen Verkehrssituation auf der Mittelstraße“, teilen die Planungsbüros in ihrem Zwischenbericht mit. Der motorisierte Individualverkehr werde als zu dominierend angesehen. Daher werde von den Bürgern und Bürgerinnen einhellig eine deutliche Reduzierung des motorisierten Individualverkehrs gefordert.
Auch die ansässigen Gewerbetreibende schlossen sich grundsätzlich dieser Haltung an. Die Vorstellungen darüber, durch welche zukünftige Verkehrsführung das zu erreichen ist, gehen allerdings auseinander. Die meisten äußern den Wunsch, den Kfz-verkehr vollständig aus der Straße herauszunehmen. Allerdings wurde der Vorschlag, die Mittelstraße auf der ganzen Länge als Fußgängerzone zu gestalten, überwiegend abgelehnt. Für eine Teilsperrung votierten etwa 170 Beiträge, gegen diese Variante waren 115. Auch die Gewerbetreibenden beklagen sich über den zu starken Verkehr auf der Mittelstraße. Sie befürchten aber auch gleichzeitig, dass durch eine Fußgängerzone Kunden wegbleiben könnten.
Der Vorschlag, in der Mittelstraße eine Einbahnstraße einzurichten, wurde kontrovers diskutiert. Rund 190 Beiträge mit Anregungen und Ideen zur Umsetzung wurden dabei gezählt. Für eine Führung der Einbahnstraße von Norden nach Süden kamen 115 Beiträge zusammen. Davon haben sich 60 Beiträge für diese Richtung ausgesprochen, 55 Beiträge waren dagegen. Bei dem Vorschlag einer Einbahnstraße in Richtung nach Norden gab es überwiegend Ablehnungen. Gut 30 Beiträge sprachen sich gegen die Fahrtrichtung aus und fünf waren dafür.
Übereinstimmend besteht jedoch der Wunsch, die Mittelstraße für Fußgänger und Radfahrer attraktiver zu gestalten. Die Option der Errichtung einer Fahrradstraße wurde kontrovers diskutiert. Diese Variante bekam fast 30 positive und genauso viele negative Stimmen.
Zu den weiteren Lösungsvorschlägen zählte die Beibehaltung der bestehenden Verkehrsführung unter Ergänzung gestalterischer Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung. Eine Beibehaltung der Verkehrsführung schlugen auch jene Bürger vor, die sich aber zusätzlich für eine Sperrung der Mittelstraße an den Wochenenden und an Feiertagen aussprachen. Eine dritte Gruppe, die sich für die Beibehaltung der bestehenden Verkehrsführung einsetzte, erwartet Abbiegeverbote an der Einmündung der Mittelstraße in die Erler Straße in Höhe der Ludgeruskirche.
Auch die in den 1990er-jahren praktizierte Teilsperrung der Mittelstraße wurde erneut vorgeschlagen, und zwar im Bereich zwischen den Straßen Bösenberg und Apothekerstege. Eines der vorgestellten Lösungskonzepte setzt auf eine Einbahnstraßenregelung, die neben der Mittelstraße weitere Straßen einbezieht. Danach würden Mittelstraße, Schienebergstege und Kapellenweg einen Einbahnstraßenring im Uhrzeigersinn beziehungsweise gegen den Uhrzeigersinn bilden. Die Öffnung der Marellenkämpe für den in Richtung Dorsten abfließenden Verkehr, die in den zurückliegenden Jahrzehnten wiederholt vorgeschlagen wurde, fehlt diesmal in der Auflistung der denkbaren Verkehrsführungsvarianten.