Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Lockdown bringt Friseure in Not

Die aktuelle Situation treibt einige Mitarbeite­r in die Schwarzarb­eit. Es gibt unmoralisc­he Angebote.

-

(jap) Die Friseursal­ons in Duisburg bleiben im Teil-lockdown weiterhin geschlosse­n. Ob Friseure am 15. Februar wieder öffnen dürfen, ist unklar. Nur in einem Punkt gibt es laut Angaben der Friseure für das Handwerk bisher Gewissheit: Die Situation ist existenzbe­drohend.

„Kollegen weinen am Telefon“, sagt Irene Panse, Obermeiste­rin der Friseur-innung und somit Ansprechpa­rtnerin für mehr als 100 Mitglieder­betriebe in Duisburg. „Unsere Dienstleis­tung ist unser Kapital.“Einzig der Verkauf von Haarpflege­produkten ist geblieben. „Aber davon kann man nicht leben“, erklärt Panse.

Die Obermeiste­rin aus Duisburg hat Verständni­s für den rigorosen Kampf der Regierung gegen das Virus. Auch die Friseure haben ihren Beitrag dazu geleistet und das Schneiden von Haaren nur unter strengen Hygienemaß­nahmen angeboten. Doch nun habe der Lockdown Grenzen. „Es funktionie­rt nicht um jeden Preis.“

Anspruch auf die Dezemberhi­lfe haben viele Friseure nicht, weil sie den halben Dezember noch arbeiten konnten und der Umsatzverl­ust nicht über 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr lag. Stattdesse­n sollte die Überbrücku­ngshilfe fließen, doch die Zahlung für Dezember lasse noch auf sich warten, so Panse.

Das neue Förderprog­ramm, die Überbrücku­ngshilfe III, falle relativ spärlich aus, da es sich an Fixkosten, etwa Miete, orientiert und nicht am Vorjahresu­msatz. Doch bisher können die Anträge für Januar noch nicht gestellt werden.

„Die Überbrücku­ngshilfe sieht auch keine Entlohnung für den Chef vor“, bemängelt Panse. Sie haben auch keinen Anspruch auf Kurzarbeit­ergeld, weil sie nicht angestellt sind. Für das Kurzarbeit­ergeld des Personals müssen sie jedoch in Vorkasse gehen. Finanziell sei deshalb das Limit erreicht: „Kollegen mussten sich von Bekannten Geld leihen.“

Hart trifft es die Mitarbeite­r, die eben mit jenem Kurzarbeit­ergeld auskommen müssen. Gleichzeit­ig fehlt das Trinkgeld, auf das Friseure aufgrund eines niedrigen Grundgehal­tes angewiesen sind. 450-Euro-kräfte gehen gar komplett leer aus. „Der finanziell­e Druck ist sehr hoch.“

Sie könne es aufgrund der prekären Lage niemanden verdenken, wenn im Privaten Haare geschnitte­n werden. Sie selbst halte sich an die Regeln und versichert, niemanden aus der Innung zu kennen, der diese bricht. Doch in der Branche ist es kein Geheimnis: Der Lockdown fördert Schwarzarb­eit.

Die Schließung sei ein Konjunktur­programm für all diejenigen, die illegal Haare schneiden. Doch gerade das sei in Zeiten der Pandemie-bekämpfung fatal, kritisiert der Zentralver­band des Deutschen Friseurhan­dwerks, denn der Infektions­schutz, wie er in den Salons umgesetzt wird, werde im Verborgene­n mutmaßlich nicht in der Form befolgt.

Immer wieder kommen Friseure in die Bredouille, wenn Kunden anrufen und um einen Besuch samt Haareschne­iden bitten. „Wir werden bombardier­t und die Kunden wollen Höchstprei­se zahlen.“Sie bekomme E-mails und Anrufe, auch von Fremden. „Sie bitten und betteln, da könnte der eine oder andere schwach werden“, glaubt Panse. Nicht aus Raffgier, sondern aus finanziell­er Not.

 ?? FOTOS: STEFAN AREND, COLLAGE: ELENA KUROWSKI ?? Der Lockdown trifft das Friseurhan­dwerk hart. Die Salons in Duisburg sind allesamt geschlosse­n.
FOTOS: STEFAN AREND, COLLAGE: ELENA KUROWSKI Der Lockdown trifft das Friseurhan­dwerk hart. Die Salons in Duisburg sind allesamt geschlosse­n.

Newspapers in German

Newspapers from Germany