Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Der FC Bayern Ägyptens

Al Ahly hat Katastroph­en und Triumphe erlebt. Nun wartet die Klub-wm.

- VON KARSTEN KELLERMANN

DÜSSELDORF Am 1. Februar war der neunte Jahrestag der „größten Katastroph­e im ägyptische­n Fußball“, wie der damals stellvertr­etende Gesundheit­sminister Hischam Scheicha 2012 kurz nach den dramatisch­en Ereignisse­n im Fußball-stadion von Port Said am Suezkanal sagte. Kurz nach dem Abpfiff des Spiels zwischen Al Masry und Ägyptens Rekordmeis­ter Al Ahly aus Kairo hatten die Fans der Gastgeber Spieler und Fans des Gäste-klubs angegriffe­n – mit Steinen, Glasflasch­en und Pyrotechni­k.

Mehr als 70 Menschen starben, 1000 wurden verletzt. Die Polizei und die Ordnungskr­äfte schauten nur zu. Schnell kam der Verdacht auf, es sei eine politische Rache-aktion der Anhänger des im Jahr zuvor im Zuge der Ägyptische­n Revolution zurückgetr­etenen Staatschef­s Husni Mubarak gewesen. In der Revolution hatten sich die Ultras von Al Ahly an den Kämpfen auf dem Tahrir-platz in Kairo, der zum Synonym der Revolution wurde, beteiligt.

Die politische Dimension und die Tragödie von Port Said sind ein Teil der bewegten Geschichte des Klubs, der, so die sportliche­n Dinge normal laufen, am 8. Februar im Halbfinale der Klub-weltmeiste­rschaft in Katar Gegner des deutschen Rekordmeis­ters FC Bayern München sein wird. Al Ahly, 1907 gegründet, der FC Bayern Ägyptens: 42 Meistersch­aften und 37 Pokalsiege stehen in der Bilanz. Zudem ist Al Ahly, das in den 80er und 90er Jahren von den deutschen Trainern Karl-heinz Feldkamp, Reiner Hollmann, Rainer Zobel und „Dixie“Dörner betreut wurde, neunmalige­r Sieger der afrikanisc­hen Champions League und, wie die Bayern, aktueller Triple-gewinner.

Der klubeigene Tv-sender Ahly-tv berichtet stolz über die erste Qualifikat­ion für die Klub-wm seit 2013. Damals waren auch die Bayern zuletzt dabei – und besiegten bei dem Turnier in Marokko im Finale Raja Casablanca 2:0. Nun soll der Triumph im Wüstenstaa­t Katar, wo die Klub-wm vom 4. bis 11. Februar ausgetrage­n wird, wiederholt werden. „Ich freue mich auf das Turnier, wir wollen unbedingt den Titel holen“, stellte Torhüter Manuel Neuer klar.die Bayern gehen neben dem Copa-libertador­es-gewinner Palmeiras Sao Paulo als Favorit in die Klub-wm. Es gilt, mit dem sechsten Titel binnen wenigen Monaten nicht mehr nur inoffiziel­l als die „beste Klub-mannschaft der Welt“zu gelten.

Al Ahly, das sich den Champions-league-sieg mit einem 2:1-Erfolg gegen den ewigen Lokalrival­en Zamalek sicherte, will sich unbedingt mit den Bayern messen. „Es wäre eine Ehre und phantastis­ch, gegen diesen Klub zu spielen“, sagte Trainer Pitso Mosimane bei fifa. com. Indes: Das Bayern-spiel muss sich sein Team verdienen, indem er sich gegen Al Duhail, Katars Meister, durchsetzt.

Ziel ist es, als drittes afrikanisc­hes Team das Finale der Klub-wm zu erreichen, was jedoch einer Sensation gegen die Bayern bedürfen würde. Auf dem Twitter-account des Klubs war nun ein Animations-film zu sehen, in dem der Trainer in einem Chat die Spieler abfragt und feststellt: „Der Afrika-meister ist bereit für die große Herausford­erung.“Die Ägypter, die 2006 in Japan Dritter bei der Klub-wm waren, verspüren einen klaren Auftrag für das Turnier in Katar. „Unsere Fans glauben fest daran, dass wir eine Chance haben. Sie stehen stets hinter uns und treiben uns nach vorn. Wir werden alles für sie geben“, sagte Mosimane.

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FOTO: IMAGO Die Spieler von Al Ahly feieren den Champions-league-sieg.

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