Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Wurfsterne als Wohnzimmer-deko
Weseler Frührentner (47) muss wegen unerlaubten Waffenbesitzes 120 Euro zahlen.
WESEL (jok) Sitzt man auf der Anklagebank im Weseler Amtsgericht, hat man normalerweise nichts zu lachen. Bei einem Prozess am Montag war es anders: Ein Frührentner (47) musste sich wegen Verstößen gegen das Waffengesetz verantworten – und lachte erstmal über die Anklage. Daraufhin setzte es einen Rüffel des Richters: „Lachen sollten Sie jetzt vielleicht besser nicht!“Doch der Beschuldigte erwiderte: „Herr Richter, ich bitte Sie: Das Ganze für ein bisschen Deko an der Wand.“
Dem schwerkranken Mann wurde vorgeworfen, illegale Waffen besessen zu haben, die bei einer Wohnungsdurchsuchung am 31. Mai 2020 sichergestellt wurden. Das räumte der Angeklagte ein, erklärte dem Gericht aber, wie die beiden Wurfsterne, das Würgeholz sowie ein Butterfly-messer in seinen Besitz gekommen waren. „Die Sachen stammen aus den 80er Jahren. Als ich 14 oder 15 war, hatten doch alle Jungs sowas. Jetzt hängen die Wurfsterne und das Würgeholz als Dekoration schon seit Jahrzehnten bei mir im Wohnzimmer an der Wand.“
Fotos bestätigten, dass die Waffen zwischen Familienfotos sowie Hand- und Fußabdrucken seiner Tochter seine Wohnzimmerwand zierten. Das Messer sei ein Brieföffner. „Warum wurden die Sachen denn überhaupt jetzt entdeckt?“, fragte der Richter. Auch da musste der ehemalige Waffenbesitzer herzhaft lachen. „Das ist auch so ‘ne verrückte Sache: Als ich vor einem Jahr im Krankenhaus war, habe ich eine Frau kennengelernt. Die war dann mal bei mir zu Hause – außer ein bisschen Knutscherei war da aber nichts. Als ich dann erfuhr, dass sie eine ansteckende Krankheit hatte, habe ich ihr gesagt: Dann werde doch erstmal gesund und komm dann wieder.“
Die Dame sei wütend geworden und habe gedroht, den 47-Jährigen wegen der Waffen bei der Polizei anzuzeigen. „Das habe ich doch gar nicht ernst genommen. Ich habe sie nur ausgelacht und gesagt: Auf Wiedersehen! Doch dann schellte es am nächsten Morgen Sturm und die Uniformierten standen vor der Tür. Ich kam mir vor wie ein Schwerverbrecher.“Ob denn die Frau vor den Waffen Angst gehabt habe? „Ach Quatsch! Die war nicht schockiert, die wollte mir nur einen ‘reinwürgen.“Die Staatsanwältin und der Richter glaubten dem Angeklagten. „Es bleibt aber nun mal ein Verstoß gegen das Waffengesetz“, sagte der Richter. Und die Staatsanwältin ergänzte: „Wurfsterne sind seit 2003 verboten.“
Das Verfahren wird nun nach Zahlung einer Geldbuße von 120 Euro eingestellt. Der Rentner stimmte der Einziehung der Waffen zu.