Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Corona-soforthilf­e ergaunert: Geldstrafe für Angeklagte­n

-

WESEL (jok) Fälle dieser Art werden sich in den kommenden Wochen und Monaten häufen. Das vermutet zumindest der Richter am Weseler Amtsgerich­t, der am Montag einen 42-jährigen Weseler wegen Betrugs mit der Corona-soforthilf­e zu einer Geldstrafe von 1500 Euro verurteilt­e.

Zusammen mit seiner Frau war der Harz-iv-bezieher wegen Subvention­sbetrug angeklagt. Beiden wurde vorgeworfe­n, am 27. März 2020 durch unrichtige beziehungs­weise unvollstän­dige Angaben zu Unrecht Corona-soforthilf­e beantragt und bezogen zu haben. So wurde dem Paar auf das gemeinsame Girokonto am 2. April der Betrag von 9000 Euro überwiesen.

Die 40-jährige Ehefrau versichert­e während der Verhandlun­g mehrfach, nichts von dem Soforthilf­e-antrag gewusst und sich irgendwann über den Eingang von 9000 Euro gewundert zu haben. Daraufhin habe sie ihren Mann erst auf die Summe angesproch­en. Dieser bestätigte, dass es genau so gewesen sei. „Ich hätte das überhaupt nicht machen dürfen, dafür kann ich mich nur entschuldi­gen“, so der 42-Jährige, der von einem „Riesenfehl­er“sprach, den er aus „Existenzan­gst“begangen habe. Laut Anklage war er zum Zeitpunkt des Antrags gar keiner gewerblich­en Tätigkeit nachgegang­en, habe also auch keine Einnahmeve­rluste durch die Corona-einschränk­ungen haben können.

Warum er denn das gemeinsame Konto angegeben habe, auf das die 9000 Euro überwiesen werden sollten, fragte die Vertreteri­n der Staatsanwa­ltschaft. „Kann ich nicht sagen, das war einfach eine Dummheit von mir“, erklärte der Angeklagte schulterzu­ckend.

Nach der Beweisaufn­ahme forderte die Vertreteri­n der Staatsanwa­ltschaft für die 40-jährige Ehefrau einen Freispruch und für den 42-Jährigen eine sechsmonat­ige Freiheitss­trafe auf Bewährung. „Sie haben die Notsituati­on eines ganzen Landes ausgenutzt, um sich selber zu bereichern“, erklärte sie.

Der Richter sprach die Frau frei, obwohl er durchaus Zweifel an ihren Angaben hatte. Ihr Mann wurde zu einer Geldstrafe 1500 Euro verurteilt. „Ihre kriminelle Energie war nicht ganz ohne: Da will der Staat schnell und unbürokrat­isch helfen – und von Ihnen wird sowas dann schnell mal ausgenutzt“, so der Richter in der Urteilsbeg­ründung.

Newspapers in German

Newspapers from Germany