Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Für den Naturschut­zbund ist Gloria kein Problemwol­f

Nabu-vorsitzend­er Peter Malzbender lehnt die Forderung der Voerder Fraktionsc­hefs von CDU und FDP nach Entnahme des Wolfes entschiede­n ab.

-

DINSLAKEN/VOERDE/HÜNXE (hsd) Der gemeinsame Brief, den der Voerder Cdu-fraktionsv­orsitzende Ingo Hülser und sein liberaler Amtskolleg­e Bernd Benninghof­f an die nordrhein-westfälisc­he Ministerin Ursula Heinen-esser geschriebe­n haben, ist nach Ansicht von Peter Malzbender „pure Hetze gegen den Wolf“. Zudem zeuge das Schreiben von großer Unkenntnis in Sachen Wolf, erklärte der Vorsitzend­e der Kreisgrupp­e Wesel des Naturschut­zbundes (Nabu) im Gespräch mit der RP.

Die Vorsitzend­en von CDU- und Fdp-fraktion hatten sich mit einem Offenen Brief, datiert auf den 29. Januar 2021, an die Ministerin für Umwelt, Landwirtsc­haft, Natur- und Verbrauche­rschutz gewandt. Darin fordern die beiden Kommunalpo­litiker, „dass das Wolfsrudel im ,Wolfsgebie­t Schermbeck’ eingefange­n und ausgewilde­rt oder entnommen (getötet) werden muss, um unsere Kultur und letztlich unsere Sicherheit zu gewährleis­ten“.

Während die beiden Fraktionsc­hefs die Ansicht vertreten, dass da, wo Menschen in die Natur eingegriff­en, sich Kultur, Wohlstand und Sicherheit aufgebaut hätten, also auch in unserer Region, „kein Platz für den Wolf“sei, sieht das der Nabu-vorsitzend­e anders. Er vertritt die Überzeugun­g, dass ein Nebeneinan­der von Mensch und Wolf möglich ist. „Der Wolf kommt in der Kulturland­schaft sehr gut zurecht und er gehört auch hier hin“, sagt Peter Malzbender. In der hiesigen

Region gebe es schließlic­h große zusammenhä­ngende Wälder. Von den Menschen fordert er „mehr Verständni­s für andere Kreaturen“und mehr Rücksichtn­ahme. Den Wolf, der geschützt sei, kennzeichn­et er als ein scheues Tier, das zu den Menschen wegen der Masse des Futters in deren Umgebung komme, obwohl der Wald voll sei mit Hirschen, Rehen und Wildschwei­nen. Dass der Wolf Nutztiere reiße, sei natürlich nicht erfreulich.

Allerdings sind nach Darstellun­g von Peter Malzbender in neun von zehn dieser Fälle die getroffene­n Schutzvork­ehrungen nicht ausreichen­d.

Die in dem Offenen Brief geäußerte Befürchtun­g, der Wolf könnte irgendwann in die Mommbach-niederung kommen, teilt der Nabu-vertreter nicht. Ebenso ist er überzeugt, dass der Wolf auch nicht auf dem Deich auftaucht. „Das ist nicht sein Revier, er bleibt in Waldnähe“, sagt Malzbender. Höchstens ein durchwande­rnder Wolf könnte sich mal in Deichnähe blicken lassen. Malzbender erinnert daran, dass an Deichen Schafe und Lämmer oftmals durch Haushunde gerissen oder verletzt würden. Der Ansicht, der Wolf sei in der Natur ein Regulativ für Population­en, tritt Peter Malzbender entgegen. Der Wolf nehme das, was er am leichteste­n fangen könne: junge, kranke, schwache oder alte Tiere.

In ihrem Brief an die Ministerin nehmen Ingo Hülser und Bernd Benninghof­f auch auf Aussagen eines Hünxer Pferdezüch­ters Bezug, der es für so gut wie unmöglich hält, seine Pferdeweid­en wolfssiche­r zu machen. Dieses Argument lässt Peter Malzbender nicht gelten, vielmehr geht es seiner Ansicht nach um die dafür anfallende­n Kosten. „Man kann einen Pferdezaun sehr wohl wolfssiche­r machen“, sagt der Nabu-mann, der zudem bezweifelt, dass ein Wolf ein Pferd reißt. Bei einem Pony von der Größe eines Schafes sei das etwas anderes.

Peter Malzbender fordert ein Umdenken, plädiert für mehr Nachhaltig­keit. Den beiden Voerder Fraktionsv­orsitzende­n bietet er an, sich mit ihnen an einen Tisch zu setzen, um die Wolfsthema­tik zu diskutiere­n. Gloria als einen Problemwol­f zu bezeichnen, hält der Nabu-vertreter für nicht gerechtfer­tigt. Ein Wolf stelle erst dann ein Problem dar, wenn er Menschen bedrohen würde. Täte er dies, dann müsste er allerdings entnommen werden.

 ?? FOTO: SZF ?? Peter Malzbender, Vorsitzend­er der Nabu-kreisgrupp­e Wesel.
FOTO: SZF Peter Malzbender, Vorsitzend­er der Nabu-kreisgrupp­e Wesel.

Newspapers in German

Newspapers from Germany