Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Feinster Folk aus Dinslaken: 25 Jahre Pont Neuf
DINSLAKEN (bes) Im Mai 2019 war es dann so weit: Pont Neuf auf dem Pont Neuf in Paris. Leider im Dunkeln und nur auf der Durchreise nach Agen („Ajeng“, bitteschön, man singt ja auch auf Provenzalisch) und dem benachbarten Condom (heißt wirklich so). Also gab’s kein Foto vom doppelten Pont Neuf. Dafür aber eins vor der Abtei-ruine des nordenglischen Whitby. Passte letztendlich auch besser. Denn Pont Neuf ist wahrscheinlich das einzige
Chanson-duo, das vom ersten Auftritt an als Folk-trio mit Songs der Britischen Inseln das Publikum begeisterte.
Sowie mit Liedern aus sieben Jahrhunderten und in sieben Sprachen auf mindestens sieben mal sieben verschiedenen Instrumenten.
Nun ist es 25 Jahre her, dass Thomas Baumann und Stefan Lücking zum ersten Mal im Nd-heim als Pont Neuf auftraten und Volker Bellingröhr mit auf der Bühne klar machte, das Chansons nicht sein Ding sind.
Wenn heute einmal pro Konzert Stefan Lücking mit französischen Balladen sein weibliches Publikum dahinschmelzen lässt, ist dies zumeist das Solo im Trio, das als Duo eben nur geplant war.
Pont Neuf, das ist die Garantie für die Überraschung im Ritual. Seit 1999 ist „Folk am Fierten“am vierte Advent auf einen verlässlichen Kanon internationalen Liedguts und ebenso verlässlichen, sprich immer gleichen Witzen aufgebaut. Wehe, daran würde sich etwas ändern!
Auf der anderen Seite zeichnet sich Pont Neuf seit 25 Jahren durch eine ungebrochene Experimentierfreude aus.
Man findet das Trio auf dem Festival Maritim in Bremen-vegesack ebenso wie bei Ruhr.2010, der Kulturhauptstadt Europas, in Polen, Franken oder auf der Bühne mit der Gruppe Kreftich im Burgtheater.
Zuletzt illustrierte Wittek den Weihnachtsklassiker „Twelve Days of Christmas“fürs Internet, wo das Folk-trio während des internationalen Lockdowns Kontakte zu Shanty-chören quer durch Europa knüpfte. An ein gebührendes Feiern des „silbernen Bühnenjubiläums“ist in diesen Tagen nicht zu denken.
Aber dass es still werden könnte um Pont Neuf, das ist etwas, was man sich beim besten Willen nicht vorstellen kann.