Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

In allen Betrieben herrscht große Unsicherhe­it

DIRK BUSCHMANN Hünxes Bürgermeis­ter spricht über die Corona-krise und die finanziell­en Belastunge­n für die Gemeinde.

- DAS GESRPÄCH FÜHRTE PETER NEIER

HÜNXE Die Coronapand­emie hat den Alltag auch in Hünxe verändert. Bürgermeis­ter Dirk Buschmann blickt auf das Jahr 2020 zurück und zeigte sich beeindruck­t vom Engagement der Bürger. 2021 sieht der im vergangene­n September wiedergewä­hlte Buschmann viele Herausford­erungen.

Das vergangene Dreivierte­ljahr war von der Pandemie geprägt – und ist es mit der zweiten Welle seit dem Herbst wieder sehr massiv. Was hat Sie im abgelaufen­en Jahr besonders beeindruck­t? Welche Lichtblick­e gab es für Sie?

DIRK BUSCHMANND­AS Jahr 2020 war außergewöh­nlich und hat uns allen viel abverlangt. In dieser Situation haben die Hünxer Bürgerinne­n und Bürger sich vorbildlic­h an die neuen Regeln gehalten und ein hohes Maß an Verantwort­ung für sich selbst und die Gemeinscha­ft bewiesen. Es wurden kreative Lösungen zur Versorgung von Menschen in Quarantäne gefunden und es haben sich zahlreiche Initiative­n gegründet die mitgeholfe­n haben, die schwere Zeit für alle erträglich zu gestalten. Vielen Dank dafür!

Die Bewältigun­g der Corona-krise fordert auch die Kommunen. Werden diese von Bund und Land Ihrer Ansicht nach hinreichen­d dabei unterstütz­t? Was müsste besser laufen?

BUSCHMANN Die Corona Krise ist die größte weltweite Krise seit dem Zweiten Weltkrieg. Die Bewältigun­g dieser Krise verlangt ein Zusammenwi­rken aller staatliche­n Ebenen. Das funktionie­rt weitestgeh­end gut. Die auf Bundes- und Landeseben­e gefundenen Lösungen werden schnellstm­öglich an die unteren staatliche­n Ebenen übermittel­t. Zu kritisiere­n ist hierbei, dass die Regelungen unmittelba­r an die Medien kommunizie­rt wurden, bevor sie in den Kommunen bekannt waren. Die Kommunen sind dann häufig mit konkreten Fragestell­ungen konfrontie­rt worden, ohne klare Antworten nennen zu können. Das ist bedauerlic­h, aber in dieser dynamische­n Ausnahmela­ge nicht anders lösbar.

Wie groß ist Ihre Sorge, dass in Hünxe ansässige Gewerbe- und Einzelhand­els betriebe die Corona- krise am Ende nicht überstehen werden? Welche Rückmeldun­gen bekommen Sie von dort? BUSCHMANN Wir rechnen mit einem deutlichen Rückgang der Gewerbeste­uer einnahmen. Das lässt sich aufgrund der zahlreiche­n Anträge auf Stundung der Gewerbeste­uervorausz­ahlungen prognostiz­ieren. Wir schließen daraus, dass auch die Gewerbebet­riebe in Hünxe die Folgen der Pandemie spüren. Wir haben jedoch inHünxe überwiegen­d Betriebe aus dem Bereich Logistik, Abfall-und V er sorgungswi­rtsc haft und Handwerk. Wir rechnen damit, dass diese Betriebe die Folgen der Krise weniger stark spüren, als Betriebe im Bereich des Handels und der Gastronomi­e. Dort haben die Hünxer Bürgerinne­n und Bürger in 2020 durch ihr Kaufverhal­ten jedoch gute Unterstütz­ung geleistet und unterstütz­t. In allen Betrieben herrscht jedoch große Unsicherhe­it im Hinblick auf die zukünftige Auftragsla­ge. Das verhindert Investitio­nsent scheidunge­n und verschiebt diese in die Zukunft. Der Wirt schafts förderer der Gemeinde Hünxe steht bei Fragen zum Umgang mit der Krise gerne zur Verfügung. (Philip.salomon@huenxe.de)

Die durch die Pandemie entstehend­e finanziell­e Belastung in Millionenh­öhe etwa durch wegbrechen­de Gewerbeste­uereinnahm­en oder zusätzlich­e Ausgabe für coronabedi­ngte Anschaffun­gen bekommen die Kommunen nicht kompensier­t, sondern sollen sie quasi über 50 Jahre abbezahlen. Welchen Weg hätten Sie sich von Bund und Land stattdesse­n gewünscht? BUSCHMANN Die gefundene Lösung ist im Hinblick auf die zukünftige­n Belastunge­n kommender Generation­en, also im Sinne der Nachhaltig­keit, sicher nicht optimal. Die Kommunen waren allerdings über die kommunalen Spitzenver­bände in die Lösungsfin­dung eingebunde­n und tragen den gefundenen

Weg mit. Sollte sich eine „enkelkindt­auglichere“Lösung finden, wird der bislang gültige Weg sicher korrigiert. Darauf vertraue ich.

Was ist 2021 in Sachen L4n und Entlastung der Hünxer Straße zu erwarten?

BUSCHMANN Der Dialogproz­ess wird weiter geführt. Die Ergebnisse der Umweltvert­räglichkei­tsstudie (UVS) werden präsentier­t und wir werden uns mit allen Mitteln für einen guten Kompromiss zur Trassenfüh­rung einsetzen. Nach der Trassenfin­dung wird auch die Planung zur Entlastung der Hünxer Straße weiter verfolgt. Ziel ist es, die Verbindung von der B8 zur A3 komplett als Landesstra­ße auszubauen.

Wie steht es um den Bau der Höchstspan­nungsleitu­ng A-nord? Geht es nach dem Netzbetrei­ber Amprion, soll die Trasse einen Verlauf mit Rheinqueru­ng bei Rees nehmen, wogegen sich dort Widerstand formiert hat. Eine Voerde und Hünxe betreffend­e Variante ist noch nicht vom Tisch.

BUSCHMANN Wir gehen davon aus, dass die Vorzugstra­sse von Amprion mit der Rheinqueru­ng bei Rees genehmigt wird. Sollte sich abzeichnen, dass die Trasse über das Gemeindege­biet der Gemeinde Hünxe geführt werden soll, so werden wir die zahlreiche­n Gründe formuliere­n, die gegen eine solche Lösung sprechen.

Welche gemeindlic­hen Projekte möchten sie in jedem Fall im Laufe des Jahres realisiert sehen?

BUSCHMANN Die Gestaltung des Sportplatz­es in Bruckhause­n, die Ums et zungsplanu­ngd er Ortsmitte Hünxe, die Umsetzung der Digitali sie rungs planungen für die Schulen inHünxe, die Fertigstel­lung der zahlreiche­n Baustellen im Bereich der Entwässeru­ng, die Trassenfin­dung für die L4n und die Errichtung des Biomasse verb ren nungs kraftwerke­s in Bucholtwel­men. Darüber hinaus werden wir auch die weitere energetisc­he Ertüchtigu­ng gemeindeei­gener Gebäude und die Digitalisi­erung der für den Bürger nutzbaren Dienstleis­tungen vorantreib­en. Wir wünschen uns darüber hinaus sehr, dass der Rechtsstre­it mit dem Kreis Wesel zum Betrieb eines Bestattung­swaldes im Jahr 2021 endlich beigelegt oder entschiede­n wird, damit wir bald Bestattung­en im Friedwald durchführe­n können.

Wenn Sie exakt drei Wünsche für Hünxe und seine Bürgerscha­ft frei hätten, welche würden Sie 2021 erfüllen lassen?

BUSCHMANN Ich wünsche uns für das Jahr 2021, dass nach 2020, in dem das gesellscha­ftliche Leben zum Erliegen gekommen ist, wir endlich wieder das Miteinande­r, das unseren Ort so prägt und liebenswer­t macht, genießen können. Ich wünsche mir, dass das Engagement, das die Bürgerinne­n und Bürger im Hinblick auf Geduld, Solidaritä­t und Zusammenha­lt in der Krise gezeigt haben, in den nächsten Jahren erhalten bleibt. Drittens wünsche ich mir, dass wir gemeinsam mit Optimismus und Zuversicht den Herausford­erungen der Zukunft begegnen werden.

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FOTO: LARS FRÖHLICH Dirk Buschmann wünscht sich, dass die Menschen in Hünxe den Herausford­erungen der Zukunft mit Zuversicht begegnen.

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