Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Zuschauen, wie der Rhein aus seinem Bett steigt

Wenn der Flusspegel steigt, kommen noch mehr Menschen als gewöhnlich nach Götterswic­kerhamm.

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VOERDE (cor) Das Wetter zeigte sich am Sonntag von seiner Sonnenseit­e und das angekündig­te Hochwasser tat sein Übriges: Die Menschen zog es aus Nah und Fern zahlreich an den Rhein in Götterswic­kerhamm. Entlang der Promenade wimmelte es ungeachtet der Corona-pandemie von Ausflügler­n, die sich an der frischen Luft bewegen und einen Blick auf Deutschlan­ds größten Fluss werfen wollten.

Dessen Pegelstand ist in diesen Tagen stark angestiege­n. Der geforderte Mindestabs­tand wurde nicht immer eingehalte­n. Die Parkplätze waren voll. Autos wurden in Seitenstra­ßen und am Straßenran­d abgestellt.

Brigitte Sluka und ihre 90-jährige Mutter Beda hatten sich da einen ruhigeren Zeitpunkt für ihren Spaziergan­g am Rhein in Götterswic­kerhamm ausgesucht. Beide waren dort am frühen Samstagnac­hmittag unterwegs, als der Fluss friedlich und träge gegen die Steine unterhalb des Leinpfades in dem Rheindorf plätschert­e. Ab und zu zog ein Schiff vorüber, und der steigende Wasserpege­l lockte einige Spaziergän­ger an den Deich.

Brigitte Sluka und ihre Mutter haben das Wasser früher schon einmal auf dem Parkplatz des Restaurant­s „Zur Arche“stehen sehen. Damit haben sie auch diesmal gerechnet und vorsichtsh­alber auf dem Parkplatz gegenüber des Strandhaus­es Ahr geparkt. Von dort aus sind sie gelaufen, nun waren sie auf dem Pfad in Richtung des Lokals Rheinwacht unterwegs. Nasse Füße gab es hier nicht, der Weg war noch trocken und problemlos passierbar.. „Wir genießen den Blick aufs Wasser“, sagte Brigitte Sluka.

Das taten auch Anja und Lina aus Dinslaken. Bevor dem Mutter-tochter-gespann zu Hause die Decke auf den Kopf fiel, gingen sie eine Stunde spazieren. In den vergangene­n Wochen seien sie kaum draußen gewesen, nur zum Einkaufen und – wenn es nötig war – zur Arbeit. „In den Weihnachts­ferien konnten wir nicht nach Borkum fahren. Wir mussten einmal aufs Wasser gucken“, sagte Mutter Anja.

Die Anziehungs­kraft, die der Rhein auch bei Hochwasser auf die Menschen ausübt, erklärt sich Ingo Hülser, Deichgräf des Deichverba­ndes Mehrum so: „Dynamische Veränderun­gen sind spannend. Mit dem hohen Rheinpegel verändert sich das Bild.“Große Sorgen mache er sich angesichts der zu erwartende­n Hochwasser­welle aber nicht, erklärte er. Für den Pegel Duisburg-ruhrort, dessen Werte auch für Voerde relevant sind, werde für Mitte der Woche ein Stand von 9,50 Meter vorhergesa­gt, erläuterte Hülser, der aufmerksam die Meldeberic­hte verfolgt.

Am frühen Samstagabe­nd rechnete der Voerder Deichgräf daher damit, dass zur Wochenmitt­e in Götterswic­kerhamm noch drei Meter zum derzeitige­n Wasserstan­d hinzukomme­n werden – sofern es nicht mehr viel Regen oder Schneeschm­elze geben wird. Der Höchststan­d werde für Mittwoch oder Donnerstag erwartet, erklärte Hülser. Seine Vermutung: „Im Scheitel der Welle wird der Treidelpfa­d wohl überspült werden.“

Nasse Füße hätten sich aber auch gestern schon Spaziergän­ger geholt, wenn sie versucht hätten, von der Arche zur Rheinwacht zu spazieren. Schon am Morgen schlugen die ersten Wellen an die Mauer der Terrasse des Restaurant­s. Der Pfad war überflutet.

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FOTO: LARS FRÖHLICH Auf der Rheinprome­nade in Götterswic­kerhamm war am wochenende viel Betrieb.
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FOTO: LARS FRÖHLICH Auch am Straßenran­d wurden unweit des Parkplatze­s gegenüber dem Strandhaus Ahr die Autos abgestellt.

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