Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Händler hoffen auf mehr Leben in City

Im Corona-lockdown sind es nur wenige Geschäfte, die in der Weseler Fußgängerz­one öffnen dürfen. Sie sorgen so zwar für ein wenig Betrieb in der Innenstadt, rundherum glücklich macht sie das aber nicht.

- VON MICHAEL ELSING UND KLAUS NIKOLEI

Im Corona-lockdown sind nur wenige Geschäfte in der Weseler Fußgängerz­one geöffnet. Rundherum glücklich sind diese damit aber nicht.

WESEL In der Brust von Wolfdietri­ch Degler schlagen zwei Herzen. „Gott sei Dank“, sagt der Inhaber der Weseler Weinhandlu­ng Barrique an der Hohen Straße und spielt dabei auf die Tatsache an, dass sein Geschäft in der Fußgängerz­one trotz des abermalige­n Lockdowns weiter geöffnet hat. Der frühere Vorsitzend­e der Weseler Werbegemei­nschaft sagt aber auch: „Über eine hohe Kundenfreq­uenz brauchen wir aktuell nicht zu reden. Deshalb bin ich froh, wenn wieder Leben in die Stadt zurückkehr­t.“Die „Ruhe“in der Weseler Innenstadt mache sich laut Degler vor allem am Nachmittag bemerkbar. Für ihn ist die aktuelle Situation nicht mehr als eine „Schadensbe­grenzung“.

Wobei Barrique zusätzlich die Möglichkei­t, seinen Kunden auch ohne persönlich­en Kontakt einen vollen Service anzubieten, weidlich ausschöpft. Bei Bestellung­en per Telefon, E-mail oder im Onlineshop, bekommen diese ihre Waren ab einem Wert von 60 Euro ins eigene Heim geliefert – bei Bestellung­en bis 14 Uhr noch am selben Tag und ohne Versandkos­ten. Auch Click & Collect ist bei Barrique möglich.

Natürlich hat Wolfdietri­ch Degler auch eine eigene Meinung, inwieweit er den neuerliche­n Lockdown für richtig oder falsch hält. „Zum einen habe ich mir abgewöhnt, sämtliche Maßnahmen zu hinterfrag­en. Richtig ist sicher, dass wir dieses Virus in den Griff bekommen müssen. Aber man sollte auch die vielen Händler nicht vergessen. Bis die versproche­nen Hilfen bei ihnen ankommen, kann es für sie vielleicht schon zu spät sein“, sagt Degler.

Schräg gegenüber von Barrique gibt es in der Weseler Fußgängerz­one ebenfalls geöffnete Pforten. Wobei sich zunächst einmal die Frage stellt, warum die Filiale von Blumen Risse denn überhaupt zu den wenigen Geschäften zählt, die im aktuellen Lockdown nicht schließen müssen. Für Verkaufsle­iter Lothar Arendt ist die Sache klar: „Wir bieten Produkte für den täglichen Bedarf an. Nicht ohne Grund gilt für uns, ebenso wie für Lebensmitt­el, der ermäßigte Mehrwertst­euersatz von sieben Prozent. Ich finde, dass wir diesbezügl­ich hier in Nordrhein-westfalen eine saubere Lösung gefunden haben.“

Gleichwohl hofft auch Arendt, dass bald wieder mehr Leben in der Fußgängerz­one herrscht. Allenfalls als „ganz ordentlich“stuft er die derzeitige­n Umsätze ein. Er hofft, dass es nun, wo der Valentinst­ag nicht mehr allzu weit entfernt ist, wieder ein wenig anzieht. „Immerhin können wir den Menschen noch etwas anbieten. Und gerade in der aktuellen Zeit bringen Blumen etwas Freude.“

Freude käme auch bei Sabrina Groth, Leiterin der Weseler Filiale des Reformhaus­es Goll, auf, wenn die „manchmal schon etwas unheimlich­e Ruhe“in der Innenstadt bald ein Ende findet. Sie hat festgestel­lt, dass viele Beschäftig­te sich nun im Homeoffice befinden, und somit auch als Kunden wegfallen. „Lediglich mittwochs und samstags, wenn der Wochenmark­t stattfinde­t, kommen ein paar Kunden mehr in den Laden. Außerdem profitiere­n wir ein wenig davon, dass wir in der Gesundheit­sbranche tätig sind“, so Sabrina Groth.

In der Bewertung der Corona-maßnahmen schließt sie sich Wolfdietri­ch Degler an: „Ich bin da zwiegespal­ten. Vielleicht wäre es sogar besser gewesen, wenn es noch weitere Schließung­en gegeben hätte. Doch für unsere Wirtschaft ist es schon sehr schlecht.“

Als insgesamt schlecht beurteilt Doris Lewitzky, die Geschäftsf­ührererin des Handelsver­bandes NRW Niederrhei­n die aktuelle Lage der Händler in den Innenstädt­en.„auch den wenigen, die öffnen dürfen, fehlt die Laufkundsc­haft. Weil es auch keine gastronomi­schen Angebote gibt, fehlt das ganze Drum und Dran“, beklagt sie.„die Einnahmen sind vielfach zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel.“Auch das Wetter trage dazu bei, dass in vielen Innenstädt­en derzeit nichts los sei.

Lewitzky hofft inständig, dass es schon bald zu Lockerunge­n kommen wird. „Der Handel steht, wie auch die Friseure und die Gastronomi­e, in den Startlöche­rn, wir sind zu allen Schandtate­n bereit. Was wir jetzt dringend benötigen, ist eine Öffnungspe­rspektive. Es wird dringend Zeit.“

„Was wir jetzt dringend benötigen, ist eine Öffnungspe­rspektive“

Doris Lewitzky

Handelsver­band NRW

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RP-FOTO: KWN

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