Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Händler hoffen auf mehr Leben in City
Im Corona-lockdown sind es nur wenige Geschäfte, die in der Weseler Fußgängerzone öffnen dürfen. Sie sorgen so zwar für ein wenig Betrieb in der Innenstadt, rundherum glücklich macht sie das aber nicht.
Im Corona-lockdown sind nur wenige Geschäfte in der Weseler Fußgängerzone geöffnet. Rundherum glücklich sind diese damit aber nicht.
WESEL In der Brust von Wolfdietrich Degler schlagen zwei Herzen. „Gott sei Dank“, sagt der Inhaber der Weseler Weinhandlung Barrique an der Hohen Straße und spielt dabei auf die Tatsache an, dass sein Geschäft in der Fußgängerzone trotz des abermaligen Lockdowns weiter geöffnet hat. Der frühere Vorsitzende der Weseler Werbegemeinschaft sagt aber auch: „Über eine hohe Kundenfrequenz brauchen wir aktuell nicht zu reden. Deshalb bin ich froh, wenn wieder Leben in die Stadt zurückkehrt.“Die „Ruhe“in der Weseler Innenstadt mache sich laut Degler vor allem am Nachmittag bemerkbar. Für ihn ist die aktuelle Situation nicht mehr als eine „Schadensbegrenzung“.
Wobei Barrique zusätzlich die Möglichkeit, seinen Kunden auch ohne persönlichen Kontakt einen vollen Service anzubieten, weidlich ausschöpft. Bei Bestellungen per Telefon, E-mail oder im Onlineshop, bekommen diese ihre Waren ab einem Wert von 60 Euro ins eigene Heim geliefert – bei Bestellungen bis 14 Uhr noch am selben Tag und ohne Versandkosten. Auch Click & Collect ist bei Barrique möglich.
Natürlich hat Wolfdietrich Degler auch eine eigene Meinung, inwieweit er den neuerlichen Lockdown für richtig oder falsch hält. „Zum einen habe ich mir abgewöhnt, sämtliche Maßnahmen zu hinterfragen. Richtig ist sicher, dass wir dieses Virus in den Griff bekommen müssen. Aber man sollte auch die vielen Händler nicht vergessen. Bis die versprochenen Hilfen bei ihnen ankommen, kann es für sie vielleicht schon zu spät sein“, sagt Degler.
Schräg gegenüber von Barrique gibt es in der Weseler Fußgängerzone ebenfalls geöffnete Pforten. Wobei sich zunächst einmal die Frage stellt, warum die Filiale von Blumen Risse denn überhaupt zu den wenigen Geschäften zählt, die im aktuellen Lockdown nicht schließen müssen. Für Verkaufsleiter Lothar Arendt ist die Sache klar: „Wir bieten Produkte für den täglichen Bedarf an. Nicht ohne Grund gilt für uns, ebenso wie für Lebensmittel, der ermäßigte Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent. Ich finde, dass wir diesbezüglich hier in Nordrhein-westfalen eine saubere Lösung gefunden haben.“
Gleichwohl hofft auch Arendt, dass bald wieder mehr Leben in der Fußgängerzone herrscht. Allenfalls als „ganz ordentlich“stuft er die derzeitigen Umsätze ein. Er hofft, dass es nun, wo der Valentinstag nicht mehr allzu weit entfernt ist, wieder ein wenig anzieht. „Immerhin können wir den Menschen noch etwas anbieten. Und gerade in der aktuellen Zeit bringen Blumen etwas Freude.“
Freude käme auch bei Sabrina Groth, Leiterin der Weseler Filiale des Reformhauses Goll, auf, wenn die „manchmal schon etwas unheimliche Ruhe“in der Innenstadt bald ein Ende findet. Sie hat festgestellt, dass viele Beschäftigte sich nun im Homeoffice befinden, und somit auch als Kunden wegfallen. „Lediglich mittwochs und samstags, wenn der Wochenmarkt stattfindet, kommen ein paar Kunden mehr in den Laden. Außerdem profitieren wir ein wenig davon, dass wir in der Gesundheitsbranche tätig sind“, so Sabrina Groth.
In der Bewertung der Corona-maßnahmen schließt sie sich Wolfdietrich Degler an: „Ich bin da zwiegespalten. Vielleicht wäre es sogar besser gewesen, wenn es noch weitere Schließungen gegeben hätte. Doch für unsere Wirtschaft ist es schon sehr schlecht.“
Als insgesamt schlecht beurteilt Doris Lewitzky, die Geschäftsführererin des Handelsverbandes NRW Niederrhein die aktuelle Lage der Händler in den Innenstädten.„auch den wenigen, die öffnen dürfen, fehlt die Laufkundschaft. Weil es auch keine gastronomischen Angebote gibt, fehlt das ganze Drum und Dran“, beklagt sie.„die Einnahmen sind vielfach zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel.“Auch das Wetter trage dazu bei, dass in vielen Innenstädten derzeit nichts los sei.
Lewitzky hofft inständig, dass es schon bald zu Lockerungen kommen wird. „Der Handel steht, wie auch die Friseure und die Gastronomie, in den Startlöchern, wir sind zu allen Schandtaten bereit. Was wir jetzt dringend benötigen, ist eine Öffnungsperspektive. Es wird dringend Zeit.“
„Was wir jetzt dringend benötigen, ist eine Öffnungsperspektive“
Doris Lewitzky
Handelsverband NRW