Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Kita-erzieher fordern mehr Schutz

Die Virusmutat­ionen verunsiche­rn das Betreuungs­personal. Die Träger der Einrichtun­gen dringen auf regelmäßig­e Schnelltes­ts. Die Gespräche über Elternbeit­räge dauern derweil an.

- VON KIRSTEN BIALDIGA

DÜSSELDORF­NACH den Ausbrüchen mutierter Coronavire­n in nordrhein-westfälisc­hen Kitas wächst in den Einrichtun­gen die Sorge vor Infektione­n. „Die Erzieher und Erzieherin­nen fühlen sich ohnehin schon stark gefährdet, das nimmt jetzt noch zu“, sagte Ferdinand Claasen, Beauftragt­er für Bildungspo­litik beim Katholisch­en Büro NRW, unserer Redaktion. Bereits vor dem Auftreten der Mutationen sei die Stimmung in den Kitas wirklich schlecht gewesen. Er forderte: „Wir müssen die Sicherheit­sstandards erhöhen.“Claasen vertritt die Interessen der rund 2500 Kitas in katholisch­er Trägerscha­ft; das entspricht rund einem Viertel aller Kitas in Nordrhein-westfalen.

Frank Johannes Hensel, Kölner Diözesan-caritasdir­ektor, verlangt unter anderem regelmäßig­e und engmaschig­e Schnelltes­ts, die leicht handhabbar seien. Diese könnten – ebenso wie in Einrichtun­gen der Altenhilfe – auch von Externen und Helfern durchgefüh­rt werden.

Ende vergangene­r Woche waren in Köln und Paderborn Infektione­n mit der britischen Coronaviru­s-variante bekannt geworden. Mehrere Erzieherin­nen und Kinder hatten sich angesteckt. Studien belegen, dass Kita-erzieherin­nen einem sehr hohen Ansteckung­srisiko ausgesetzt sind. Das Wissenscha­ftliche Institut der Krankenver­sicherung AOK veröffentl­ichte Daten, wonach Menschen, die in der Betreuung und Erziehung von Kindern arbeiten, sogar stärker als jede andere Gruppe von Covid-infektione­n betroffen sind – noch vor Pflegekräf­ten und medizinisc­hem Personal.

Anders als im ersten Lockdown sind die Kitas in Nordrhein-westfalen nach wie vor geöffnet, allerdings mit reduzierte­n Öffnungsze­iten. Familienmi­nster Joachim Stamp (FDP) hatte an die Eltern appelliert, die Kinder möglichst zu Hause zu betreuen. Diesem Aufruf kommen aber nach Beobachtun­g der Kita-träger längst nicht alle Eltern nach. So liegt die Auslastung der katholisch­en Kitas im Erzbistum Köln nach Angaben der Caritas zurzeit bei durchschni­ttlich 45 Prozent. In einigen Kitas herrsche mit einer Auslastung von 91 Prozent so gut wie Vollbetrie­b, heißt es dort.

Landesweit lag die zuletzt gemeldete Betreuungs­quote dem Familienmi­nisterium zufolge im Durchschni­tt bei 37 Prozent. Wie hoch der Krankensta­nd unter Erziehern ist, ist aktuell unklar. Das Familienmi­nisterium verwies in dieser Frage an die Kita-träger. Diese verwiesen wiederum an das Ministeriu­m. Das Familienmi­nisterium teilte auf Anfrage mit, die Sorgen der Beschäftig­ten würden sehr ernst genommen. Für Hygienemaß­nahmen gebe die Landesregi­erung zur Entlastung der Kita-träger in diesem Jahr 147 Millionen Euro aus – nach 105 Millionen im Vorjahr. Die Einrichtun­gen hätten vier Millionen der mit FFP2 vergleichb­aren KN95-MASken erhalten und könnten sich bis zu den Osterferie­n sechsmal kostenlos testen lassen. Auch gebe es die Vorgabe, die Gruppen in den Kitas zu trennen. In der Bring- und Abholsitua­tion gelte Maskenpfli­cht, wenn der Mindestabs­tand von 1,5 Metern zwischen Erwachsene­n nicht einzuhalte­n sei. Wenn Eltern sich an die Hygienevor­gaben nicht hielten, könnten die Kita-träger die Betreuung von Kindern ablehnen, so das Ministeriu­m.

Wie es mit der Betreuung und den Elternbeit­rägen für die Kitas nach dem 15. Februar weitergeht, steht im Moment noch nicht fest. Die entspreche­nden Gespräche dauern dem Schulminis­terium zufolge noch an.

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