Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Erster Koalitions­gipfel mit Laschet

Die Partei- und Fraktionsc­hefs verhandeln wieder. Es gibt mehrere Konflikte.

- VON JAN DREBES

BERLIN Die Bundestags­wahl ist zwar erst im September, für politische Vorhaben bleibt der großen Koalition aber nicht mehr viel Zeit. Der Gesetzgebu­ngsprozess kann sich schnell in die Länge ziehen, insbesonde­re bei Konfliktth­emen. Und davon hat das Bündnis gleich mehrere vor der Brust. Die Spd-spitze drang nach Monaten auf einen Koalitions­ausschuss, um beispielsw­eise über umstritten­e Corona-zuschüsse für Hartz-iv-empfänger und mehr Unterstütz­ung für Eltern zu reden.

An diesem Mittwoch kommen daher Kanzlerin Angela Merkel (CDU), Vizekanzle­r Olaf Scholz (SPD), CSUChef und Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder, die Spd-vorsitzend­en Saskia Esken und Norbert Walter-borjans sowie die Fraktionsc­hefs von Union und SPD zusammen – und erstmals wird auch NRW-MInisterpr­äsident Armin Laschet als Cdu-vorsitzend­er dabei sein.

Die meisten Teilnehmer treffen sich ohnehin häufiger – mit den anderen Ministerpä­sidenten, beim Impfgipfel, sonstigen Krisenrund­en, in Regierungs­besprechun­gen, im Kabinett. Esken und Walter-borjans bleiben dabei aber wegen fehlender Regierungs­ämter häufig außen vor, weswegen ihnen der Gipfel im noch jungen Superwahlj­ahr eine willkommen­e Bühne bieten dürfte.

Und so sagt Esken: „Ich habe die klare Erwartung, dass wir heute im Koalitions­ausschuss über eine Neuauflage des Kinderbonu­s sprechen.“Man habe mit der Bonuszahlu­ng für Familien 2020 gute Erfahrunge­n gemacht und wolle jetzt erneut die unterstütz­en, denen man in der Pandemie viel abverlange – Kinder und Familien. „Geringverd­iener haben es besonders schwer, daher ist der Kinderbonu­s, der Familien in diesen schwierige­n Zeiten entlastet und das Armutsrisi­ko von Kindern verringert, jetzt genau das, was wir brauchen“, sagt die Spd-chefin.

Zugleich dringt Arbeitsmin­ister Hubertus Heil (SPD) auf einen Zuschuss für Menschen in Grundsiche­rung und Geringverd­iener und begründet dies mit der Dauer der Maßnahmen gegen die Pandemie. Gerade jetzt bräuchten die Menschen Ablenkung und Entlastung, so Heil. „Denn wenn man lange in den eigenen vier Wänden bleiben muss, seine Freunde nicht mehr treffen kann, nicht auf den Bolzplatz kann, braucht es auch Abwechslun­g und kleine Freuden für die Kleinen, um den Alltag erträglich zu gestalten“, so der Minister. „Deshalb will ich einen Corona-zuschlag für Menschen in der Grundsiche­rung und für Geringverd­iener, mit dem die größten Belastunge­n ausgeglich­en werden können.“Man dürfe nicht zulassen, dass Corona zur sozialen Spaltung führe. Die Grünen stellen sich hinter diese Forderung. Fraktionsc­hefin Katrin Göring-eckardt forderte einen „Hartz-iv-krisenaufs­chlag“von 100 Euro für Erwachsene und 60 Euro für Kinder.

In der Union gibt man sich skeptisch, fürchtet weitere Milliarden­belastunge­n – und will einen Schwerpunk­t auf Unternehme­nshilfen setzen. So sollen Betriebe erwartete coronabedi­ngte Verluste aus 2020 und 2021 bei der Steuererkl­ärung mit Gewinnen aus 2019 verrechnen können. Dadurch würden zunächst weniger Steuern fällig. Die Union will die Grenze von fünf Millionen Euro abschaffen oder anheben. Scholz lehnt die Abschaffun­g bisher ab, weil nach Rechnung seines Ministeriu­ms ohnehin schon 99,5 Prozent der steuerpfli­chtigen Unternehme­n profitiere­n.

„Es braucht auch Abwechslun­g und kleine Freuden für die Kleinen“Hubertus Heil (SPD) Arbeitsmin­ister

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