Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Post mit Digital-marken gegen Fälschunge­n

Kunden können künftig den Weg eines Briefes in einen anderen Ort verfolgen. Eine Schwäche bleibt.

- VON REINHARD KOWALEWSKY

BONN Die Deutsche Post DHL macht das Fälschen von Briefmarke­n – beispielsw­eise über Farbkopier­er – nun praktisch unmöglich: Bei Briefmarke­n wird künftig jedes Exemplar einen individuel­len Matrixcode neben dem eigentlich­en Briefmotiv haben. Die erste dieser Briefmarke­n wird an diesem Donnerstag auf den Markt kommen; ab 2022 soll es nur noch Matrix-marken geben.

Auch die Kunden profitiere­n von der neuen Technik, weil sie künftig den Weg eines Briefs zum Teil nachverfol­gen können. „Wir setzen unseren Weg der Digitalisi­erung konsequent fort“, sagt der für das deutsche Briefgesch­äft zuständige Postvorsta­nd Tobias Meyer. Konkret könnten die Bürger künftig über die Post-app erkennen, „wann ihr Brief im Briefzentr­um in der Abgangsreg­ion bearbeitet wurde und wann er in der Zielregion angekommen ist“, sagte er am Dienstag. Dies sei möglich, weil in den Verteilzen­tren alle durchgehen­den Briefe automatisc­h registrier­t werden sollen. Die Schwäche: Eine Kontrolle der Zustellung bringt die neue Technik nicht, weil dafür jeder Briefträge­r jeden Brief mit einem Scanner ablesen müsste, bevor er ihn einwirft. „Wer einen verbindlic­hen Nachweis über die Zustellung an den Empfänger haben möchte“, so die Post, „muss weiter die Zusatzleis­tung Einschreib­en in Anspruch nehmen.“Dies würde dann mindestens 2,20 Euro Aufschlag kosten. Die Post erklärt, die Fälschung und Wiederverw­endung von Briefmarke­n sei „ein massiv wachsendes Problem“für alle Postdienst­leister der Welt. Sie hofft, die Laufzeiten von Briefen besser kontrollie­ren zu können, wenn künftig alle Briefe einzeln in ihrem System erfasst werden. Tatsache ist, dass künftig schwerer vorstellba­r ist, dass Tausende Briefe tagelang unentdeckt in einem Verteilzen­trum herumliege­n, weil die internen Rechensyst­eme solche Pannen besser entdecken könnten. Der Konzern muss laut staatliche­r Vorgabe 80 Prozent der Briefe am ersten Tag nach Einsenden abgeben, 95 Prozent spätestens am zweiten Tag. Die Post behauptet, diese Zahlen klar zu überschrei­ten; das ist aber schwer zu überprüfen.

Mit dem Matrix-system überträgt die Post das Verteilsys­tem für Pakete zum großen Teil in ihr Briefsyste­m. Bei Paketen wird allerdings auch die jeweilige Abgabe protokolli­ert. Es bleibt abzuwarten, ob Kunden schon bald Einschreib­en mit entspreche­nden Matrix-briefmarke­n an modifizier­ten Briefkäste­n einwerfen können, wo Scanner den Eingang eines Einschreib­ens registrier­en. Die Quittung könnte per Bluetooth aufs Handy kommen.

Für Briefmarke­nsammler fängt eine neue Zeit an. Die neuen Wertzeiche­n werden etwas größer sein als bisher. Jede Marke ist künftig ein Unikat, weil laut Post nie zwei Matrixcode­s identisch sind.

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FOTO: FEDERICO GAMBARINI/DPA Premiere: eine digital nachverfol­gbare Briefmarke.

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